Reisegesundheit

Die homöopathische Reiseapotheke: welche Globuli auf Reisen mit Kindern am wichtigsten sind

! Aktualisiert am 27. September 2017

Seit der Ankunft der Weltwunderkinder praktizieren wir mit wechselndem, aber mitunter erstaunlichem Erfolg die Homöopathie als Behandlungsform; sowohl in fachmännischer Betreuung als auch im „Do it yourself“-Verfahren. Spaßeshalber habe ich sogar einen „Basiskurs Homöopathie“ besucht, halte mich also nicht für einen kompletten Idioten blutigen Laien. Natürlich begleitet uns die homöopathische Reiseapotheke auch nach Neuseeland!

Die homöopathische Reiseapotheke: welche Globuli auf Reisen mit Kindern am wichtigsten sind 2Um die Diskussion gleich abzukürzen: Nein, ich kann auch nicht erklären, wie das funktionieren soll, aber ich meine: Wer heilt, hat Recht! Unbestreitbar ist: Homöopathische Globuli haben keine Nebenwirkungen, verfallen nicht und sind nicht auf ein bestimmtes Alter beschränkt. Die Anschaffungskosten sind zu vernachlässigen (ein Röhrchen mit Globuli in der Potenz C30 füllt unsere Apotheke für unter 1,50 Euro ab) und die Röhrchen nehmen kaum Platz weg; für die Reiseapotheke einfach ideal.

Die wichtigsten homöopathischen Mittel können alle in der Potenz C30 gegeben werden (in der folgenden Liste gibt es nur zwei Ausnahmen). Im Fall des Falles nimmt der Patient einmal drei bis vier Kügelchen ein und lässt sie unter der Zunge zergehen. Tritt daraufhin Besserung ein, ist es gut – das Mittel muss dann nicht noch einmal gegeben werden. Verschlechtert sich der Zustand oder tritt keine Veränderung ein, hat das Mittel nicht gepasst – dann heißt es nochmals überlegen, ob nicht ein anderes in Frage kommt. Die wichtigsten Anwendungsgebiete eines Mittels können direkt auf das jeweilige Röhrchen geschrieben werden, damit im Notfall stets das Richtige zur Hand ist.

Das homöopathische Notfallset: die 15 wichtigsten Mittel

Die 15 Röhrchen passen in ein handtellergroßes Etui, das ihr auf Reisen direkt am Mann bzw. der Frau tragen könnt.

  1. Arnica (in C200) sollte in keiner Handtasche fehlen. Man gibt es bei Verletzungen aller Art, aber auch bei Muskelkater. Blutungen stoppen schneller, Wunden heilen besser, blaue Flecke verschwinden schneller oder entstehen gar nicht erst.
  2. Aconitum, den Blauen Eisenhut, gibt man in Notfällen: nach Unfällen, schlimmen Ereignissen, aber auch bei nächtlichen Pseudokrupp-Anfällen. Bei Erkältungen und hohem Fieber passt es immer, wenn die Krankheit schnell und stürmisch verläuft oder mit ungewöhnlicher Unruhe verbunden ist, etwa wenn sich der Kranke im Bett hin und herwirft. Aconitum ist auch das Mittel der Wahl, wenn sich der Kranke durch Wind oder Zugluft verkühlt hat.
  3. Apis mellifica, das Gift der Honigbiene, wird bei Symptomen eingesetzt, die dem Stich von Bienen ähneln: also allem, was heiß, rot und geschwollen aussieht. Das können Halsschmerzen, allergische Reaktionen, aber natürlich auch echte Bienenstiche sein.
  4. Cocculus sollte in keiner Reiseapotheke fehlen. Das Hauptmittel gegen Reisekrankheit und Jetlag hilft bei Schwindel, Schwäche und Übelkeit.
  5. Belladonna, die Tollkirsche, ist im Urlaub das Mittel der Wahl bei Sonnenstich und Hitzschlag. Generell passt es bei schnell hoch steigendem Fieber mit Neigung zu Fieberkrämpfen und allen Zuständen, bei denen der Kranke schläfrig ist, wirre Träume hat etc. Beginnende, brennende Halsschmerzen und bellender Husten sind ebenfalls Anwendungsgebiete.
  6. Cantharis, die Spanische Fliege, ist das Notfallmittel bei jeglichen Verbrennungen: Das ist im Urlaub meist Sonnenbrand, aber auch bei Verätzungen, Verbrühungen und brennend schmerzenden Blasenentzündungen ist Cantharis das Mittel der Wahl.
  7. Nux vomica ist das klassische Mittel für „Manager-Symptome“: Egal um welche Erkrankung es geht, sobald sie auf Stress, Überarbeitung, zu viel Essen, zu viele Drogen (das sind auch Kaffee, Alkohol und Zigaretten!) oder Schlafmangel zurückzuführen sind, ist die Brechnuss das Mittel der Wahl.
  8. Hypericum bzw. Johanniskraut ist das wichtigste Mittel bei Nervenverletzungen – also eingeklemmten Fingern, Steißbeinprellungen usw.
  9. Lachesis wurde mir allen Ernstes als Notfallmittel bei Ertrunkenen empfohlen – angeblich hat es sogar schon Totgeglaubte wiederbelebt… daneben gibt man es bei Erfrierungen und generell allem, was dunkel- bis blaurot aussieht (Mandeln, Entzündungen) sowie linksseitig auftretenden Beschwerden
  10. Ledum, der wilde Rosmarin, hilft im Urlaub bei Stichen und Bissen von Insekten – sowohl vorbeugend als auch lindernd.
  11. Rhus toxicodendron, der Giftsumach, wird bei Beschwerden des Bewegungsapparats eingesetzt, die sich durch leichte Bewegung verbessern; dies reicht von Zerrungen, Verrenkungen und Überanstrengung bis zu grippalen Infekten mit Gliederschmerzen; bewährt ist es bei Hexenschuss.
  12. Okoubaka ist ein bewährtes Notfallmittel bei Durchfall, Erbrechen und Magenbeschwerden nach ungewohnten Nahrungsmitteln, die schlecht vertragen werden oder leicht verdorben waren.
  13. Staphisagria wird als Notfallmittel bei Schnitt- und Stichverletzungen aller Art gegeben; dazu ist es bewährt bei Gerstenkörnern.
  14. Symphytum unterstützt (im Wechsel mit Arnica) die Heilung bei Knochenbrüchen und ist z. B. bewährt bei umgeknickten Knöcheln und dem „blauen Auge“.
  15. Vespa crabo, das Gift der Wespe, hilft gegen… richtig, den Stich einer Wespe.

Die Kür: 12 ergänzende Mittel

Die folgenden Substanzen braucht ihr nicht unbedingt, sie können aber gerade auf längeren Reisen nützlich sein. Diese weiteren 12 Röhrchen könn ihr in ein weiteres kleines Etui packen, das im Hauptgepäck bei den anderen Medikamenten liegen kann.

  1. Ruta, die Weinraute, ist ein Verletzungsmittel bei Prellungen der Knochen, Sehnenschmerzen (Stichwort Tennisarm) sowie Überanstrengung der Augen mit Kopfschmerzen.
  2. Gunpowder (in D12!) ist tatsächlich Schießpulver und soll bei beginnender Blutvergiftung durch verschmutzte Wunden (der berühmte rote Strich, der von der Verletzung hin zum Herzen wandert) helfen.
  3. Dulcamara: Alle Erkrankungen, die nach gründlicher Durchnässung auftreten (Stichwort Baden!), sind das Aufgabengebiet des bittersüßen Nachtschattens. Häufige Anwendungen sind Blasenentzündung, bellender Husten oder nächtelange Ohrenschmerzen.
  4. Ferrum phosphoricum ist ein klassisches Kindermittel. Man gibt es bei fiebrigen Erkältungen, bei denen das Fieber unter 39° C bleibt und der kleine Patient trotzdem weiter spielen möchte.
  5. Silicea, die Kieselsäure, treibt kleinere Fremdkörper wie Splitter oder Zecken aus der Haut, ohne dass die Wunden eitern. Anwendungsgebiete sind auch Verstopfungen im weiteren Sinne: von Nebenhöhlenentzündungen bis hin zu Abszessen und hartnäckigen Pickeln.
  6. Hepar sulfuris wird gegen alle Arten von Entzündungen gegeben, die eitern und splitterartig schmerzen; dies reicht von Nasennebenhöhlenentzündung über Ohren- und Halsschmerzen bis zu Abszessen und Hauterkrankungen; typisch sind der säuerliche oder käsige Geruch aller Körperabsonderungen des Kranken und seine extreme Zugluft- und Schmerzempfindlichkeit.
  7. Arsenicum album (richtig – Arsen in normaler Konzentration ist ein Gift) passt, sobald Symptome von Lebensmittelvergiftungen mit Brechen und Durchfall auftreten. Der Kranke ist typischerweise sehr unruhig und schwach. War das Essen nicht verdorben, sondern nur ungewohnt, gibt man besser Okoubaka.
  8. Gelsemium, der Falsche Jasmin, ist ein wichtiges Mittel gegen die Sommergrippe; der Kranke ist dann sehr schlapp und müde, fröstelt, zittert und hat Schlafzimmeraugen; als Notfallmittel wird es gegen Kopfschmerzen bei seelischer Aufregung (Reise!) gegeben.
  9. Chamomilla, die Echte Kamille, ist ein typisches Kindermittel mit dem Leitsymptom eines unerträglichen Kranken, der durch nichts zufriedenzustellen ist; es wird meist bei Zahnungsbeschwerden, Bauchkrämpfen mit Durchfall und Ohrenschmerzen gegeben.
  10. Pulsatilla, die Küchenschelle, ist ein Mittel mit breitem Anwendungsgebiet; die Leitsymptome sind wechselnde Beschwerden und ein jammernder Kranker, der von Mama getröstet werden will; meist passt Pulsatilla bei grippalen Infekten im Frühling oder Herbst (eben im Übergang) und „bringt alles zum Fließen“, löst also milden, grüngelben Stockschnupfen oder rauen Husten.
  11. Drosera hilft gegen einen krampfartigen Husten mit nicht enden wollenden Hustenanfällen, die die ganze Familie nerven.
  12. Spongia, der Meerschwamm, bietet gleich eine gute Eselsbrücke: es hilft bei Heiserkeit und trockenem Husten, der sich anfühlt, als würde man durch einen Schwamm atmen; als Notfallmittel wird es Kindern bei Pseudokrupp-Anfällen gegeben (neben Aconitum gegen die Panik durch Atemnot).

Als Lesetipps zum Thema empfehlen wir euch die „Homöopathische Haus- und Reiseapotheke“ von Sven Sommer und (etwas mehr in die Tiefe gehend, aber leider auf Erkältungskrankheiten beschränkt) „Die homöopathische Hausapotheke“ von Birgit Zart.

Nachtrag: … und was haben wir davon gebraucht? Zweimal Arnica, weil der Weltwundersohn hingefallen ist und sich das Knie aufgeschürft hat. Und einmal Cocculus für alle, als wir zu unserer dritten Bootstour aufbrachen und bei der zweiten gelernt hatten, dass wir nicht immun gegen Seekrankheit sind :-)

Jenny

5 Kommentare

  • Was mich interessiert, ist, ob ihr bei der Einreise mit den Globoli Probleme hattet? Ich versuch auch, im Moment mir eine Homöopathische Reiseapotheke für Neuseeland zusammen zu stellen und hab ein bisschen Schiss, dass die mir das direkt am Zoll wieder wegnehmen, weil unidentifizierbare weiße Kügelchen…

    • Die Apothekentasche haben wir fast immer im Gepäck und bisher gab es da noch nie Probleme bei der Einreise. Keine Angst!

  • Was mich bei der ganzen Sache immer stuzig macht, ist das schon wenige Kügelchen helfen sollen….Die Dinger sind doch so klein, dass es gar nicht funktionieren KANN. Aber tut es! Ich bin auch ein Globuli-Liebhaber und Befürworter der Homöopathie! Danke für den Artikel!

  • Hallo Jenny!

    Danke für den informativen Artikel, bin nämlich grad auf der Suche nach „unverzichtbarem“ Inhalt für meine Reiseapotheke. Wir werden mir unseren Kindern zu Dezemberbeginn nach Neuseeland reisen und dort mit dem Camper für voraussichtlich 5 Wochen auf Tour gehen, habe aber ein bisschen „Respekt“ vor der Reise, d.h. nicht, dass ich Angst vor den herrschenden hygienischen Bedingungen dort habe, sondern davor, dass keine Ärzte vor Ort sind, wenn die Kids dringend einen brauchen würden… Aber na ja, malen wir den Teufel mal nicht an die Wand und freuen wir uns auf das Land der langen weißen Wolke! Liebe Grüße aus Südtirol – Tammy

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