! Aktualisiert am 31. Oktober 2021
Von Hälsingland hätten wir nie gehört, wenn da nicht das schönste Schwedenhaus der Welt gewesen wäre. Außerdem entdeckten wir dort einen tollen Geheimtipp: den gigantischen Blacksas Mountain.
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Hälsingland: Schweden ohne Touristen
Die dritte Station unserer Schweden-Reise mit Kindern war ein kleiner See im Westen des Örtchens Trönö. Was wiederum im Westen des Städtchens Söderhamn liegt, das wiederum an der Küste von Hälsingland liegt. Abgelegen und ruhig – so hatten wir es uns ausgesucht für unsere Auszeit im Paradies.
Kaum jemand kennt Hälsingland in Schweden. Auch die Reiseführer haben nahezu keine Tipps für diese Gegend. Dabei ist es nicht nur eine Provinz, sondern eine der 25 historischen Landschaften von Schweden. Zu denen im Süden (Götaland) gehören Skane, Smaland, Bohuslän oder Gotland. In der Mitte (Svealand) liegen unter anderem Södermanland (da liegt Stockholm) und Dalarna. Der nördliche Bereich Norrland) reicht von Lappland und Norrbotten ganz oben bis nach Gästrikland und Hälsingland.
Hälsingland liegt also genau in der Mitte. Die Region bietet hauptsächlich viel Wald und ein Stück Ostseeküste (mehr Informationen – aber nicht viel mehr – hat Wikipedia). Die sieht recht unspektakulär aus, verglichen mit dem Stockholmer Schärengarten im Süden und der Höga Kusten im Norden.
Trotzdem: Es gibt einige schöne, breite Sandstrände, ein paar Schärenfelsen und bei Hudiksvall, 50 km nördlich von Söderhamn, wird die Küste schon etwas spektakulärer. In den Höhlen von Bodagrottorna wäre ich ja gern ein wenig herumgekrochen…
Dort also haben wir ganz unabsichtlich eine Woche verbracht – an einem Ort, den man genau zur Illustration des Begriffs “smultronställe” benutzen könnte. Schaut mal, wie idyllisch wir es hatten:
Da wir so abgelegen wohnten, konnten wir leider kaum eine der Sehenswürdigkeiten von Hälsingland besuchen. Da gibt es durchaus ein paar, vom Wildtier-Safarizoo in Järvsö über die Zipline-Bahn in Orbaden bis hin zum Geburtsort des schwedischen Prinzen Daniel in Ockelbo (für die Royals unter euch…).
Die eigentliche Sehenswürdigkeit von Hälsingland ist aber das Land selbst. Die dichten Wälder voller moosbewachsener Findlinge, stiller Seen und Massen von Blaubeer- und Preiselbeerbüschen, die goldenen Haferfelder und die schmucken rot-weißen Bauerngehöfte – hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, seufzten wir ein ums andere Mal.
Wenn ihr mal so richtig runterkommen und Ruhe genießen wollt (und das in einem wunderschönen Airbnb-Haus am See!), dann fahrt nach Hälsingland!
Mitternachtssonne in Schweden?
Hälsingland liegt schon ein ordentliches Stück weiter nördlich als Stockholm. Und selbst dort hatten wir abends Mühe, die Kinder vor 22 Uhr zum Schlafengehen zu bewegen. In Hälsingland blieben die Nächte noch wesentlich länger hell.
Nach einem meist spektakulären Sonnenuntergang über unserem See wurde es dann gegen 23 Uhr endlich dunkel – aber nie so richtig finster. Selbst nach Mitternacht sahen wir immer noch einen hellen Streifen am Horizont. Aufregend!
Noch aufregender fanden wir am letzten Tag in Hälsingland die Ankündigung der Polarlicht-App, es gäbe eine Chance auf Polarlichter! Tatsächlich können starke Sonnenwinde auch im Sommer zu nächtlichen Polarlichtern führen. Und die kann man dann, eine gute Kamera und Geduld vorausgesetzt, auch noch südlicher als in Hälsingland sehen.
Wir hatten dann leider doch kein Glück – aber der Himmel tat sein Bestes, um uns trotzdem gebührend zu verabschieden.
Schweden-Geheimtipp: Blacksås Mountain bei Hudiksvall
Eine krasse Attraktion hat das milde Hälsingland aber doch. Die haben wir – zum Glück! – noch am letzten Tag dort gefunden. Mit 462 Metern über dem Meeresspiegel steht der Blacksås in der Rangfolge von Schwedens höchsten Bergen nur auf Platz 16. Aber er hat zwei gewaltige Vorteile:
- Der Blacksås ragt ähnlich wie der Preikestolen in Norwegen als extrem steil abfallende Wand über der Ostseite von Hälsingland auf. Von der Kante blickt man ohne Probleme bis zur 25 km entfernten Ostsee!
- Zwar muss man, um an den Startpunkt der Wanderung zu gelangen, etwa 16 km Gravel Road durch dichten Wald fahren – das dauert. Aber der Fußweg hin zum Aussichtspunkt ist dann nur noch knapp 2 km lang und führt durch wunderbar abwechslungsreiche Wälder und Hochebenen voller Blaubeeren und Pilze. Ein perfekter Wanderweg für Familien!
Vom Startpunkt geht es zuerst durch ein kleines Hochmoor, bevor der Weg im dichten Wald steil nach oben führt. Nach ca. 10 Minuten erreicht ihr eine weitere offene Ebene voller Gesträuch und eine Infotafel (samt Broschüren zum Mitnehmen). Nun ist es nicht mehr weit bis zum Aussichtspunkt – den ihr nicht verpassen könnt, keine Sorge.
Achtung, der Weg ist ein richtiger Abenteuerweg: mit vielen Steinen und Wurzeln, hin und wieder einer schlammigen Stelle und überhaupt nicht buggytauglich. Dafür wachsen links und rechts direkt am Wegrand riesige Pilze und tausende Blaubeeren.
Wir hätten da oben so gern übernachtet und die aufgehende Sonne begrüßt – und das wäre auch problemlos möglich. Genau vorn an der Kante wartet ein perfekter Unterstand zum Schlafen, mit frisch gestapeltem Feuerholz, Moskitonetzen (!) und einer Feuerstelle. Hut ab, Schweden – du kümmerst dich um deine Wanderer!
Blacksås Mountain ist offenbar ziemlich unbekannt. Den Ausgangspunkt der Wanderung haben wir deshalb mal hier in Google Maps markiert. Achtung: Wenn ihr die Wanderung nicht vom “falschen”, sehr steilen Ende beginnen wollt, müsst ihr diesen Startpunkt hier wählen – aus Richtung Delsbo!
Kleine oder übermütige Kinder solltet ihr vorn am Aussichtspunkt des Blacksås Mountain gut festhalten oder wenigstens beaufsichtigen. Ein Sturz über die Kante ist vielleicht nicht ganz so schrecklich wie am Preikestolen in Norwegen. Aber um ihn zu überleben, braucht man schon viel Glück.
Eine Toilette gibt es weder am Startpunkt der Wanderung noch an der Aussicht. Dafür findet ihr dort zwei Feuerkörbe und reichlich frisch geschlagenes Feuerholz, eine Bank und eine Biwak-Hütte (siehe oben).
Andere Menschen sind uns auf unserer Wanderung durchaus begegnet. Das waren aber alles schwedische Pilzsammler, Hunde-Gassigeher und Familien. Und! Drei asiatische Touristen, die ganz ohne Reisebus mit uns die Aussicht genossen.
Beeilt euch also – lange ist der Blacksås Mountain kein Geheimtipp mehr ;-)
Welche Region in Schweden hat euer Herz erobert? Oder wart ihr gar schon selbst einmal auf dem Blacksås Mountain in Hälsingland?
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Ja das sieht nach einem Naturparadies aus! Im Moment zieht es uns aber nicht in solche ruhigen GEgenden, da haben wir in den 13 Jahren Norwegen genug von gehabt und ja auch direkt in einem Wald gewohnt, wo sich Fuchs und Hase oder auch der Elch gute Nacht sagten. Ich kann auch immer das Jämtland in Schweden empfehlen, nicht umsonst hat das das schwedische Königshaus seine Hütte ;-) genauer gesagt in Storlien genau an der norwegisch/schwedischen Grenze!
Lg Ina
Ui, da wart ihr ja noch ordentlich weit nördlich! Diese endlosen Wälder sind echt der Hammer. In meinen 20ern fand ich die so öde, dass ich sie Waldwüste genannt habe ;-) Heute finde ich sie einfach nur toll. Sooooo viel tolle Natur. Und euer Haus ist ja wohl der Hammer!
Liebe Grüße
Gela
Aber echt, dieses Haus ist hier immer noch sehr präsent und wird oft seufzend erinnert… Die Wälder in Schweden sind einfach der Hammer – vor allem im Vergleich zu den verdorrten, sterbenden Kiefernwüsten Deutschlands. Wenn man da durchstreift, kommen einem ganz von selbst Ideen von Rumpelwichten und Graugnomen, so viel Fantasie brauchte Astrid Lindgren also gar nicht ;-)
Liebe Grüße
Jenny