Fahren in Neuseeland

12 ungeschriebene Verkehrsregeln in Neuseeland, die ihr kennen solltet

! Aktualisiert am 8. Mai 2018

Ihr seid gestandene Autofahrer, ihr habt auch schon mal Urlaub im Wohnmobil gemacht, ihr kennt die neuseeländischen Verkehrsregeln – was kann da schiefgehen, wenn ihr im Campervan durch Neuseeland reist?! Eine ganze Menge; denn es gibt einige ungeschriebene Verkehrsregeln in Neuseeland, die nicht minder wichtig sind. Wer sie kennt, fährt besser und wesentlich sicherer!

Campervan Mangawhero Falls Lookout Ohakune Tongariro National Park

Natürlich ist es am allerwichtigsten, dass ihr euch vor eurer Campervan-Reise durch Neuseeland über die neuseeländischen Verkehrsregeln informiert. Abgesehen vom Linksfahr-Gebot gibt es da noch einiges mehr zu beachten!

Dazu kommt der spezielle Zustand neuseeländischer Straßen: Die Highways sind fast immer nur zweispurig, Brücken oft nur einspurig. Kurven sind häufig und werden oft nicht durch reduzierte Geschwindigkeitsschilder „vorgewarnt“. Und dann gibt es da noch die Gravel Roads, die besonderes Fahrgeschick erfordern.

Fahrt also immer besonders vorsichtig in Neuseeland!

Campervan fahren in Neuseeland: die Basics

Die Verkehrsregeln in Neuseeland sind die Basis. Darauf aufbauend müsst ihr euch mit dem Wohnmobil selbst beschäftigen. Je größer euer Campervan ist, desto mehr unterscheidet er sich im Fahrgefühl von einem Pkw und desto mehr Zeit solltet ihr für die „Gewöhnung“ einplanen.

Kleinere Vermieter nehmen sich gern Zeit, um euch alles zu erklären; bei den größeren bekommt ihr einen Info-Film vorgeführt und könnt dann noch Fragen stellen. Wir empfehlen immer, a) ausgeschlafen bei der Campervan-Vermietung zu erscheinen und b) genug Zeit einzuplanen, damit ihr noch eine Proberunde auf dem Hof oder wenigstens in der näheren Umgebung drehen könnt.

So gründlich ihr das mit dem Linksverkehr und den Vorfahrtsregeln gepaukt habt – in der Realität braucht ihr eine ganze Weile, um eure jahrelang antrainierte Intuitition umzutrainieren. Seid also extra vorsichtig und nehmt euch viel Zeit in den ersten Tagen.

Es ist keine gute Idee, sich gleich für den ersten Miettag eine 100-km-Strecke vorzunehmen, wenn ihr vorher noch nie ein Wohnmobil in Neuseeland gelenkt habt!

Neuseeland Roadtrip Catlins

Gravel Roads in den Catlins

Straßenverkehr in Neuseeland: 12 ungeschriebene Regeln

Ob Neuseeländer besonders freundliche oder besonders rücksichtslose Fahrer sind, darüber streiten sich Reisende (und Neuseeländer!) seit Jahren. Wenn ihr auf der Straße auffallend häufig angehupt, bedrängt oder gar beschimpft werdet, dann habt ihr vielleicht, ohne es zu wissen, eine ungeschriebene neuseeländische Verkehrsregel gebrochen.

Diese 12 Verkehrsregeln in Neuseeland gelten, auch wenn sie nirgends aufgeschrieben sind:

1. Überholen lassen

Wer langsamer fährt als die zulässige Höchstgeschwindigkeit, der sollte nachfolgende Fahrzeuge in regelmäßigen Abständen überholen lassen. Dafür sind die „passing lanes“ und Haltebuchten am Rand der Highways vorgesehen.

Das heißt nicht, dass ihr die Höchstgeschwindigkeit unbedingt einhalten müsst! Vor allem bei schlechtem Wetter oder im Dunkeln wäre es Wahnsinn, mit einem Campervan 100 km/h zu fahren.

Neuseeland Verkehrsregeln Schafe Gravel Road

2. Überholen

Wer hinter einem zu langsam fahrenden Fahrzeug herfährt, sollte es bei Gelegenheit überholen und so die „Warteschlange“ nicht unnötig verlängern. Nachfolgende Autos haben es dann noch schwerer, zu überholen. Alternative: überholen lassen.

3. Danke sagen

Wer sich in den Verkehr auf dem Highway einordnet und von freundlichen Autofahrern eingelassen wird, der sollte sich dafür mit einem Winken bedanken.

4. Links halten

Besonders auf schmalen Straßen und Gravel Roads mit ausgefahrenen Rändern halten sich viele Fahrer „sicherheitshalber“ sehr weit in der Mitte. Wenn ihr nicht sicher seid, ob der Gegenverkehr an euch vorbeipasst, dann bremst ab und haltet am Fahrbahnrand, anstatt einen Blechschaden zu riskieren.

Neuseeland ungeschriebene Verkehrsregeln Aoraki Mt Cook Road

5. Warnblinker sparsam nutzen

Wer kurz am Straßenrand hält (um Fotos zu machen…), soll in Neuseeland nicht den Warnblinker anschalten. Dieses Lichtzeichen ist nur für Notfälle vorgesehen, also alarmiert die Leute nicht unnötig!

6. Rücksichtsvoll parken

Auch wenn keine Parkbuchten vorgezeichnet sind, sollte man so parken, dass weitere Fahrzeuge Platz finden. Die großen Campervans sind alle mit Rückfahrkameras ausgestattet, so dass das kein Problem für euch sein sollte.

Zwei Plätze zu besetzen, damit ihr abends noch gemütlich vor dem Campervan sitzen könnt, ist frech und ziemlich unfein!

-> Speziell für Freedom Camper haben wir Zehn goldene Regeln aufgeschrieben, an die ihr euch unbedingt halten solltet.

Und wenn die vorgezeichneten Parkbuchten zu kurz für euer Wohnmobil sind? Dann solltet ihr dort nicht parken.

Otago Peninsula Portobello Campervan

Großzügig geparkt auf der Otago Peninsula

7. Tanken und weiterfahren

An Tankstellen in Neuseeland wird erwartet, dass ihr nach dem Auftanken den Platz an der Pumpe freigebt. Wollt ihr noch die Windschutzscheibe waschen, den Reifendruck prüfen oder im Shop etwas zu essen kaufen, fahrt euer Wohnmobil vorher die zehn Meter weiter an den Rand.

8. Anhalten und helfen

Viele neuseeländische Straßen führen durch wunderschöne abgelegene Regionen. Hat man dort eine Panne, ist guter Rat teuer. Verhaltet euch so, wie ihr es euch von anderen Fahrern wünschen würdet, und haltet an, wenn ihr am Straßenrand ein Fahrzeug mit offener Motorhaube oder Warnblinker seht.

Auch wenn ihr keine Mechaniker seid, könnt ihr vielleicht mit eurem Handy helfen, jemanden zur nächsten Werkstatt mitnehmen oder beim Anschieben helfen.

Keine Sorge: In Neuseeland gibt es keine Wegelagerer und der Trick mit dem Überfall aus dem Straßengraben ist hier ziemlich unbekannt.

-> Was euch von Kriminellen in Neuseeland so alles droht, könnt ihr hier nachlesen.

9. Anhalter mitnehmen

Dass Trampen ziemlich gefährlich sein kann, ist unbestritten – wenn die falschen Leute anhalten.

Ihr seid garantiert harmlos und wollt keine jungen Backpacker ausrauben, also könnt ihr bestimmt einen Anhalter mitnehmen. Auch wenn es nur bis zur nächsten Tankstelle ist oder ihr so etwas noch nie gemacht habt – auf dem Notsitz im Führerhaus ist bestimmt noch Platz und ihr werdet überrascht sein, was solche Leute zu erzählen haben!

(Wir hatten viel Spaß mit dem Opa aus Israel, der den Anschluss an seine Reisegruppe verloren hatte…)

10. Keinen Müll aus dem Fenster werfen!

Das würde euch nicht im Traum einfallen? Anderen Fahrern leider schon; das zeigen zumindest die vermüllten Straßenränder in Gegenden, wo viele Touristen entlangfahren.

11. Nicht für Possums bremsen

Im Gegenteil: Wenn ihr eines dieser possierlichen, kuscheligen Pelztierchen auf der Straße sehr (vorrangig nachts), dann haltet drauf. Wer ein echter Neuseeländer sein will, der killt Possums, wo er nur kann.

Tagsüber seht ihr die „road pizza“ sehr häufig auf den Highways kleben; sensible Kinder sollten vielleicht abgelenkt werden.

(Ihr müsst und solltet auch nicht für andere Tiere bremsen, um euch nicht in Gefahr zu bringen. Keine Sorge: Die wirklich seltenen Tiere wie Kiwi, Kakapo oder Gelbaugenpinguin halten sich von Straßen fern.)

Dead Possum

Road Pizza – guten Appetit!

12. Seid freundlich, bleibt freundlich

Zum Abschluss noch eine ernstgemeinte Warnung: Es gibt wirklich überdurchschnittlich viele Neuseeländer, die sehr aggressiv fahren. Fälle von „road rage“, wo es zu Schlägereien oder Unfällen kommt, weil ein Fahrer ausgerastet ist, sind in Neuseeland nicht ungewöhnlich.

Lasst euch also nicht durch freches Fahrverhalten, rüde Gesten oder Beschimpfungen provozieren – ihr seid mit Kindern unterwegs und wollt ihnen ein gutes Vorbild sein. Sie sollen auch nicht zuschauen müssen, wie euch ein wildgewordener Farmer einen Faustschlag verpasst oder mit seinem nicht haftpflichtversicherten Quadbike euer Wohnmobil demoliert.

Verkehrsregeln in Neuseeland Campervan Catlins

Gute Fahrt!

Habt ihr schon Erfahrungen mit diesen ungeschriebenen Verkehrsregeln in Neuseeland gemacht? Könnt ihr noch welche hinzufügen?

Jenny

4 Kommentare

  • Hoi Jenny

    Danke für deine Reaktion.

    Den verlinkten Beitrag hatte ich gestern nicht gelesen, jetzt aber schon. Danke dafür.
    Nach dem Lesen dieses Beitrages finde ich es aber fast noch mehr befremdend das du in deinen Verkehrsregeln schreibst man solle nicht für Possums und andere Tiere bremsen, nur für die Seltenen.
    Wie geht das nun zusammen?

    Deine Ausführung in deiner Antwort, zum Bremsen für kleine Tiere, oder eben das Verzichten darauf, goutiere ich aber auch nicht.
    Deine Aussage beruht auf deiner anscheinend höheren Wertung des Menschen gegenüber anderen Wesen, und diese teile ich nicht.

    Und zum letzten Punkt möchte ich betonen das du meine Formulierung falsch verstanden hast.
    Ich schrieb nicht von „degenerierten Kindern“, sondern eben genau davon, das die Kinder noch nicht degeneriert seien (im Gegensatz zu den Leuten die absichtlich andere Wesen überfahren), und man sie deshalb ablenken muss.

    Freundlich bleib ich gerne.
    Wenn aber zu absichtlichem Töten aufgerufen wird muss ich mich dafür schon zusammenreissen!
    Denn absichtliches Töten ist nicht freundlich.

    Viele Grüsse
    Jeff

  • Danke für deinen Beitrag – ausser deine Kommentare, oder besser gesagt, Aufforderung zum absichtlichen Überfahren von Lebewesen – total daneben.
    Und es gibt auch noch echte Neuseeländer die, wie die noch nicht degenerierten Kinder, solch niedriges Verhalten nicht zelebrieren.
    Gruss Jeff

    • Hallo Jeff,
      hast du den im angesprochenen Punkt verlinkten Beitrag zu den Possums gelesen? Darin spreche ich mich eindeutig gegen eben dieses Verhalten vieler Neuseeländer aus.
      Dass man allerdings generell NICHT für kleinere Tiere auf der Fahrbahn bremsen sollte, ist allgemeines Fahrschulwissen. „Ich bremse auch für Tiere“ kann und darf nur solange gelten, wie man sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer nicht in Gefahr bringt.

      Den nächsten Punkt finde ich übrigens ebenso wichtig: freundlich bleiben. Wer hier zusammenhanglos von „degenerierten Kindern“ faselt, sollte sich diesbezüglich vielleicht mal an die eigene Nase fassen :-)

      Viele Grüße
      Jenny

  • Betr.: ungeschriebene Verkehrsregeln in NZ, weitere Tipps.

    Te ra pai,

    wie in allen Ländern mit Linksverkehr:
    – nach Halt auf Grundstücken oder Plätzen beim Einbiegen in den fließenden Verkehr immer wieder an das Linkshalten denken, auch nach einspurigen Brücken,
    – zum Überholen immer daran denken, dass man nach rechts ausschert und deshalb auch vorher in den rechten Außenspiegel schaut, ob man nicht gerade überholt wird,
    – Linksabbieger fahren enge Bögen, Rechtsabbieger fahren weite Bögen!

    Haere pai
    Frank

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