Kaum jemand kennt den Hakatere Conservation Park in Canterbury, der nur zwei Stunden von Christchurch entfernt ist. Allenfalls die unwirklich schöne Herr-der-Ringe-Location am Mount Sunday ist Fans ein Begriff – diese Region ist noch ein echter Geheimtipp.
Die meisten Reisenden fahren von Christchurch aus direkt zu den knallblauen Gletscherseen Lake Tekapo und Lake Pukaki, in den Aoraki/Mount Cook National Park. Den Hakatere Conservation Park kennt dagegen niemand. Selbst Mittelerde-Fans fahren nur selten hierhin – dabei wartet auf dem Mount Sunday einer der schönsten Drehorte des “Herr der Ringe”-Epos.
Wollt ihr Neuseeland off the beaten track und ohne Touristenrummel genießen, ist diese abgeschiedene, karge Bergregion für euch perfekt.
Inhalt
Wo liegt der Hakatere Conservation Park?
Der Hakatere Conservation Park, auch bekannt als Ashburton Lakes, liegt in der Region Mid Canterbury auf der Südinsel, ca. zwei Fahrstunden landeinwärts von Christchurch. Er erstreckt sich über fast 60.000 Hektar raues Bergland und weite Tussockgras-Flächen. Seine natürlichen Grenzen bilden die breiten, vielarmigen Flüsse Rakaia (im Osten) und Rangitata (im Westen).
Am einfachsten erreicht man die Ashburton Lakes vom Örtchen Mount Somers – hier biegt die Hakatere Potts Road von der Inland Scenic Route (dem SH72) aus dem verschlafenen Ortskern nach Nordwesten ab, hinein in die Berge.
Recht bald wird der Asphalt von staubigem Splitt ersetzt und die von Waschbrett-artigen Rillen durchzogene Gravel Road fordert eure Fahrkünste heraus.
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Das sind die Ashburton Lakes
Je nachdem, wie schnell man auf der Gravel Road fahren mag (Tipp: schneller ist tatsächlich besser, dann rattert es weniger!), erreicht man nach 20 bis 60 Minuten die Ashburton Lakes: den großen Lake Emma sieht man von der Straße aus nicht, dann jedoch tut sich die Wasserfläche des Lake Camp links von der Straße auf und kurz danach rechterhand der deutlich größere Lake Clearwater (Te Puna a Taka).
Deutlich abgelegener ist Lake Heron im Nordosten des Parks, zwischen den Bergflanken des Mount Taylor und Mount Arrowsmith.
Auf den meisten dieser Seen ist motorisierter Wassersport verboten, um die seltene Tier- und Pflanzenwelt nicht zu stören. Die große Ausnahme ist Lake Camp, wo es denn auch entsprechend laut zugeht: Viele Leute aus Christchurch kommen übers Wochenende hierher, um mit ihren eigenen Booten Wasserski zu fahren.
Was kann man im Hakatere Conservation Park machen?
An den Ashburton Lakes, in den breiten Flusstälern und an den Bergflanken ringsherum gibt es eine Menge zu sehen und zu tun; von kurzen Spaziergängen über anspruchsvolle Wanderungen (der Fernwanderweg Te Araroa führt hier entlang), aber auch Wassersport auf den Seen und anderen Kiwi-Freizeitvergnügen wie Jagen, wobei ihr hier fast nur Neuseeländer*innen antreffen werdet.
Mount Sunday alias Edoras: Walk zum “Herr der Ringe”-Drehort
Die Hauptattraktion des Hakatere Conservation Park ist zweifellos Mount Sunday – bekannt aus dem “Herr der Ringe”-Epos (Teil 2: Die zwei Türme) als Edoras, Sitz des Königs von Rohan. Abgesehen vom Hobbiton Movie Set ist dieser Drehort der eindeutig schönste – auch wenn die gesamten Aufbauten für das Dorf Rohan und den Königspalast von König Theoden spurlos verschwunden sind.
Die Bergkuppe, die mitten im breiten Flussbett des Rangitata River aufragt und weite Blicke in alle Richtungen erlaubt, ist wirklich zauberhaft schön gelegen; an der Rundumsicht konnten wir uns gar nicht satt sehen.
Mount Sunday ist eigentlich kein Berg, in 45 Minuten ist man vom nahe gelegenen Parkplatz ohne Schwierigkeiten auf dem Gipfel. Nur die letzten Meter sind arg steil, aber klettern muss man nie.
Seinen Namen hat der Hügel von den Hirten der umliegenden High-Country Stations, die sich hier immer sonntags trafen.
Der Mount Sunday Walk ist super kindertauglich und auch dann eine tolle Wanderung, wenn ihr nicht für Mittelerde brennt! Die erste Hälfte führt ohne jede Steigung über eine Tussockgras-Ebene, die von kleinen Flüsschen durchzogen wird; diese kann man wahlweise auf niedrigen Hängebrücken überqueren oder barfuß durchqueren. Hinweisschilder erklären die Bedeutung der einheimischen Fischarten, die hier leben.
Auf dem letzten Stück muss man über steil ansteigende Schafweiden bergan kraxeln und hat sehr schnell das Gipfelplateau des Mount Sunday erreicht. Oben kann man dann wirklich noch ein wenig auf den Kalksteinfelsen herumklettern und nach Überresten vom Filmset suchen, wenn man sich sattgesehen hat.
Auch geführte Herr-der-Ringe-Touren, die in Christchurch starten, sieht man auf dem Parkplatz – die Teilnehmenden posieren mit (angeblichen) Original-Requisiten der Filme als kämpferische Zwerge oder Elben. Ein riesengroßes Verbotsschild für kommerzielle Besuchergruppen am Eingang zum Mount Sunday hat uns nachdenklich gemacht: Wenn diese Touren gar nicht auf den Berg von Edoras steigen dürfen, es aber offensichtlich dennoch tun – haben die einen gesonderten Zugang?
Egal: Wenn ihr Mount Sunday bzw. Edoras zünftig verkleidet oder in Begleitung von Drehort-Profis besuchen wollt, müsst ihr eine Tour ab Christchurch buchen, zum Beispiel mit Hassle-free Tours.
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Fahrt zur Erewhon Station
Die alte Hütte am Lake Emma, die Gebäude der Hakatere Station und verfallene Hirten-Unterkünfte zeugen von der Geschichte des Hakatere Conservation Park, der heute ein Naturschutzgebiet ist. Viehhaltung im großen Stil wird immer noch betrieben: Am westlichen Rand des Parks, wo die Hakatere Potts Road an der Einmündung des Potts River in den Rangitata River endet, liegt die Erewhon Station – lest mal den Namen rückwärts!
Hier stehen große Herden von Rotwild, Kühen und Schafen auf abgezäunten Weiden, schwerknochige Clydesdale-Pferde ziehen altmodische Kutschen über die staubigen Wege. Die Pferderasse wird hier gezüchtet und bezaubert Besucher, wenn sie nicht ganz altmodisch zum Pflügen der Felder eingesetzt werden.
Übrigens: Kurz bevor ihr die Erewhon Station erreicht, macht die Straße eine scharfe Kurve. Haltet hier unbedingt an und schaut hinüber auf das Flussbett des Rangitata River. Dort, auf der gegenüberliegenden Seite der Berge, ist ein Einschnitt in den Felsen zu sehen – der Drehort von Helms Klamm!
Auf der Erewhon Station könnt ihr auch übernachten, wenn ihr eine Kutschentour über das Gelände gebucht habt. Dafür stehen einige renovierte Schafscherer-Hütten zur Verfügung – off the grid, also ohne Strom und fließend Wasser!
Mehr Walks im Hakatere Conservation Park
Wenn euch die kurze Wanderung zum Mount Sunday nicht genügt hat, gibt es noch ein paar weitere schöne Walks im Hakatere Conservation Park:
- Am Parkplatz des Lake Clearwater startet ein Rundweg um eben diesen See, der abwechslungsreich und nicht anstrengend ist, allerdings 10 km lang.
- Am abgelegenen Lake Heron (der benannt ist nach den seltenen Weißen Reihern, die hier früher häufig gewesen sein sollen) gibt es einige weitere nette Walks, u.a. zu einem “Kessel-Loch” in einem Sumpfgebiet am Seeufer; hier handelt es sich um den Abdruck eines Eisbergs, der am Ende der letzten Eiszeit von der schmelzenden Gletscherzunge abbrach. Die Blümchen in diesen Kessellöchern sind unscheinbar, aber sehr selten!
- Nahe dem Mount Sunday, auf der am anderen Straßenrand aufragenden Bergflanke, kann man den 2.184 m hohen Mount Potts besteigen – die nicht markierte Route ist nur 1,5 km lang.
- Ein weiterer einfacher Gipfel ist Mount Guy: einer der beliebtesten Wanderwege im Hakatere. Vom 1.319 m hohen Gipfel hat man einen Traumblick auf Lake Clearwater, allerdings solltet ihr dafür 5 Stunden einplanen.
- Auch der Mount Barrosa (1.364 m hoch) kann auf einem 3,5 km langen Weg bestiegen werden, von oben blickt man bei klarem Wetter bis zum Aoraki/Mount Cook.
Unterkünfte im Hakatere Conservation Park
Was den Hakatere Conservation Park so einsam und abgeschieden macht, ist nicht zuletzt der Mangel an Unterkünften – gut so. Wenn ihr keine Kiwi-Connections habt und jemanden kennt, der euch in seiner Bach im Lake Clearwater Village schlafen lässt, ist Camping in eurem eigenen Fahrzeug (self-contained only!) fast die einzige Option.
Mietauto-Reisende können in der Erewhon Station übernachten (das ist allerdings recht teuer) oder in der Mount Potts Lodge, die etwa auf halbem Weg liegt. Günstige Bunk-Rooms mit Gemeinschaftsbad kosten hier ab 145 NZ$, am oberen Ende der Skala liegen die Cottages ab etwa 500 NZ$.
Wenn es aber einen Ort gibt, der perfekt für Reisen im Campervan ist, dann ist es der Hakatere Conservation Park! Es gibt einige wunderschöne Campsites und Stellplätze hier, sowohl kostenfreie als auch bezahlte.
- Lake Camp: Hier ist einer der schönsten Freedom Camping Spots in Neuseeland für Self-contained Campervans, wobei man auf eine blitzsaubere Longdrop-Toilette zurückgreifen kann. Am Seeufer darf man sogar Feuer machen! Wenn abends die krachlauten Jetski-Boote abgefahren sind und sich die schneebedeckten Berge im See spiegeln, ist die Idylle am Lake Camp perfekt.
- Auch am Lake Emma gibt es einen schönen Freedom Camping Spot für Self contained Camper.
- Der Lake Clearwater DOC Campground bietet von Oktober bis April sehr einfache Toiletten und kaltes Wasser. Die Campsite liegt direkt am Seeufer, eine Nacht kostet 15 NZ$ pro Person.
- Auch am Lake Heron ist ein DOC Campground im Sommer geöffnet, der ebenfalls 15 NZ$ pro Nacht kostet.
- Direkt am Anfang des Lake Heron (rechts von der Straße) befindet sich außerdem eine Freedom Camping Site, die allerdings nicht mehr als ein Parkplatz ist.
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Tipps für euren Besuch im Ashburton Lakes Park
Wenn ihr an den Ashburton Lakes übernachten wollt, solltet ihr unbedingt in Mount Somers noch einmal volltanken und einkaufen, im Park gibt es keine Gelegenheit mehr dazu. Die einzige Möglichkeit, an einen Kaffee oder etwas zu essen zu kommen, ist das Restaurant in der Mt Potts Lodge.
(Und auch wenn ihr eigentlich nichts braucht: Schaut unbedingt mal in den General Store in Mt Somers rein, das Innere ist eine echte Überraschung!)
Ein wichtiger Hinweis zu eurem Aufenthalt im Hakatere Conservation Park ist das Wetter: Dies ist ein sehr hoch gelegenes und von hohen Bergen eingerahmtes Tal, durch das meistens ein starker Wind zieht. Es kann hier richtig stürmisch werden, und wenn dann der feine Staub aus den trockenen Flussbetten durch die Luft zischt, wird es sehr unangenehm!
Fahrt unbedingt vorsichtig auf den Gravel Roads und prüft vorher euren Versicherungsschutz, wenn ihr in einem Mietfahrzeug unterwegs seid – mit Pech müsst ihr Steinschlagschäden selbst bezahlen, die auf den geschotterten Straßen recht häufig sind!
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