! Aktualisiert am 15. Juli 2021
Mal etwas anderes gefällig als neuseeländische Nationalgeschichte und Wanderungen in der Natur? Dann geht doch mit euren Kindern ins Automuseum! Das empfiehlt euch Birgitta, die mit Mann und Sohn gerade im Rahmen einer Weltreise durch Neuseeland fährt.
Vom Te Papa Museum in Wellington hat sicher schon jeder gehört, der sich mit Neuseeland beschäftigt hat. Das Nationalmuseum besuchen sicher auch (fast) alle Touristen, wenn sie auf der Nordinsel sind – wir natürlich ebenso.
Mit dem Southward Car Museum in Paraparaumu, etwa 50 Kilometer nördlich von Neuseelands Hauptstadt, ist es anders. Es ist laut Lonely Planet das “schönste und größte Fahrzeugmuseum des Landes”. Es wird aber, unserer Meinung nach ganz zu Unrecht, von den meisten Reisenden links liegen gelassen.
Auch wenn es sich erst einmal nicht so spannend anhört, wenn man nicht gerade so ein Autofanatiker ist wie unser 5-jähriger Sohnemanm (im Folgenden Krümel genannt) – ich verspreche euch, es ist ein Augenschmaus und garantiert ein toller Zeitvertreib!
Wir haben das 6.000 qm große Ausstellungsgebäude besucht und nehmen euch mit auf eine Zeitreise. Hier stehen nämlich überwiegend Oldtimer.
Wie sind wir auf das Southward Car Museum gestoßen?
Die letzten beiden Tage waren nicht unsere besten in Neuseeland. Die Fährüberfahrt von Picton nach Wellington hat aufgrund eines ausgefallenen Motors und starken Gegenwinds doppelt so lange gedauert wie gewöhnlich. Wir sind deswegen spät am Abend erst in Wellington angekommen. Zwar durften wir deshalb mit unserem Wohnmobil kostenfrei auf dem Hafengelände übernachten, mussten den Stellplatz aber am nächsten Morgen schon 6.30 Uhr räumen – gähn!
Das Te Papa Museum hat uns vielleicht auch deshalb nicht ganz so überzeugen können, wie es offenbar die meisten Neuseeland-Reisenden überzeugt. Zu allem Überfluss mussten wir wegen eines defekten Abwasserrohrs am Wohnmobil auch noch eine Werkstatt aufsuchen. Nun nehmen wir endlich Kurs auf den Tongariro National Park.
In Höhe von Waikanae weist ein braunes Straßenschild auf ein “Automuseum” hin. Darüber hatte ich im Reiseführer schon kurz etwas gelesen. Ein Stopp für eine Mittagspause wäre sowieso fällig, also warum nicht dort mal anhalten? Den Krümel müssen wir nicht zweimal fragen.
Auf der Grünfläche vor der Ausstellungshalle stehen einige Picknicktische, einen davon nehmen wir gleich in Beschlag. Nach der kleinen Stärkung betreten wir das Gebäude. Begrüßt werden wir in der Eingangshalle von einer Kutsche mit Pferd davor – Pferdestärken, ja, so hat das mit den Autos angefangen…
An der Kasse erklärt man uns, dass es drei Ebenen gibt, und wünscht uns viel Spaß. Ich gehe ohne großen Erwartungen hinein und laufe den Männern einfach mal hinterher.
Im Erdgeschoss stehen zahlreiche auf Hochglanz polierte Oldtimer aus aller Herren Länder ansprechend präsentiert. Die meisten sind aufgebockt, um die Räder zu schonen. Den Anfang macht ein schwarzer Gangster Cadillac aus dem Jahr 1950 von Mickey Cohen. Gegenüber stehen gleich mehrere deutsche Modelle: Mercedes, Trabant, Volkswagen. Das Cabriolet von Marlene Dietrich befindet sich ebenfalls darunter.
Diese alten Autos sehen einfach schick aus, sie haben so viel mehr Charakter als unsere heutigen! Wie sie so dastehen, laden sie geradezu dazu ein, einmal Probe zu sitzen. Das geht aber natürlich nicht. Alle Fahrzeuge sind umleint, anfassen ist streng verboten. Kein Wunder! Hier stehen um die 400 teils sehr seltene Fahrzeuge. Sie sind zum Teil aufwendig restauriert worden und haben einen enormen Wert.
Es geht weiter. Dem Krümel muss es gerade so gehen wie der Maus im Lebensmittelladen. Kennt ihr die Geschichte? Aus allen Richtungen strömen Düfte auf das kleine Tierchen ein und es weiß gar nicht, wo es zuerst hineinbeißen soll.
Der Krümel rennt vom Personenwagen zum Rennwagen, sieht dann einen Käfer, ruft ständig nach uns, weil er wieder etwas Neues entdeckt hat, was er uns unbedingt zeigen möchte. Mit glänzenden Augen rennt er kreuz und quer durch die Halle. Neben einer weiteren Familie sind wir übrigens die einzigen Besucher an diesem Nachmittag.
Bei ausgewählten Fahrzeugen stehen neben der Infotafel auch noch Bildschirme, über die man per Knopfdruck einen Kurzfilm zum jeweiligen Fahrzeugeinsatz sehen kann. Der Weg von der Kutsche zum Pkw wird anschaulich dargestellt und sogar die damaligen ersten Elektroautos sind ausgestellt.
In der unteren Etage sind hauptsächlich Nutzfahrzeuge zu sehen. So gibt es zum Beispiel einen antiken, roten Leiterwagen von der Feuerwehr, ein leuchtend gelbes New Yorker Taxi oder ein früheres Wellingtoner Ambulance-Fahrzeug. In der Galerie der ersten Etage ist der Weg vom Drahtesel zum Motorrad dokumentiert.
Der Krümel scheint zwischenzeitlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen, so aufgeregt ist er. Es scheint ihm auch überhaupt nichts auszumachen, dass er nichts anfassen darf, so fasziniert ist er von der Vielfalt und Schönheit der Blechkisten. Die Liste mit Autos, die er sich kaufen möchte, wenn er groß ist, wächst gerade von Minute zu Minute.
Die ganz alten Fahrzeuge haben so gewaltige Motorhauben, dass sie dem Krümel bis zum Kopf reichen – klar, irgendwo musste der Motor schließlich hin. Und wie gemütlich und einladend das Interieur ausschaut, teilweise wie in Omas Wohnzimmer!
Bis wir durch sind, sind gute zwei Stunden vergangen. Bevor es wieder an die frische Luft geht, gehen wir noch durch einen kleinen Souvenirshop und das Museumscafe. Natürlich gibt es hier Modell- und Spielzeugautos, und natürlich muss Krümels Taschengeld dran glauben! Es wird in einen schnittigen gelben Jeep umgesetzt :-)
Das war wirklich mal etwas anderes. Nicht unbedingt typisch für Neuseeland, aber definitiv einen Abstecher von der Hauptroute wert. Der Weg von der Pferdekutsche übers Automobil bis hin zum Rennwagen ist hier wirklich sehr anschaulich dargestellt. Unser kleiner Autofanatiker wird noch lange von diesem Tag sprechen. Auch ich, die sich gar nicht so viel aus Autos macht, bin noch ganz geflasht von diesen schönen und liebevoll restaurierten Autos.
Infos zum Southward Car Museum
Anfahrt: SH 1 , 5 km hinter Waikanae in Paraparaumu. Die größte Sehenswürdigkeit ist hier das “Southward Car Museum”, Betreiber ist eine gemeinnützige Stiftung zur Automobilsammlung an der Otaihanga Road.
Öffnungszeiten: tägl. 9-16.30 Uhr
Eintritt: NZ$ 18, Kinder NZ$ 5, Familien NZ$ 30
Kontakt: www.southwardcarmuseum.co.nz
Vielen Dank an Birgitta für diesen netten Gastbeitrag – und weiterhin gute Reise durch Neuseeland!
Wenn ihr die drei auf ihrer Reise begleiten wollt, schaut doch mal in ihren Blog Krümels große Reise oder folgt ihnen auf Facebook!
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
- Zürich mit Kindern: Geht das auch günstig? - 12. September 2024
- Vøringsfossen: ein Highlight der Hardangervidda - 11. August 2024
Es ist ja nicht nur das Thema “Auto” – sondern eben auch ganz viel Geschichte dahinter! Jedes Gefährt verrät etwas über seine Zeit und die Menschen, die damit gefahren sind. Wir würden definitiv auch hinfahren! :-)