Neuseeland-Reisetipps

Vulkanausbruch auf White Island: Wie gefährlich ist Abenteuer-Tourismus in Neuseeland?

! Aktualisiert am 22. September 2023

2019 jagte in Neuseeland eine Katastrophe die nächste. Der Vulkanausbruch auf White Island/Whakaari war quasi die Krönung in einem Jahr voller Überschwemmungen, Waldbrände und Sturmfluten. Dabei hätte niemand sterben müssen – wenn niemand auf dem Vulkan gewesen wäre. Waren die Abenteuer-Touristen gar selbst schuld?

Vulkanausbruch auf White Island Whakaari Luftbild

White Island/Whakaari aus der Luft © Pixabay

Wenn es Neuseeland in die weltweite Berichterstattung schafft, dann entweder mit Blödsinn oder mit Naturkatastrophen. Okay, dieses Jahr gab es (noch!) kein schweres Erdbeben. Aber schlimme Waldbrände in Nelson, eine fortgeschwemmte Brücke an der Westcoast, weggerutschte Straßen und Schienen ebenfalls an der Westcoast und südlich von Christchurch sowie ein schockierender Mord an einem Freedom Camper haben Neuseelands Ruf als tolles Reiseziel 2019 ordentlich ramponiert.

Und nun auch noch das: Am 9. Dezember 2019 gab es überraschend einen Vulkanausbruch auf White Island/Whakaari. Dieser aktive Meeresvulkan in der Bay of Plenty, nur 50 km vor dem Städtchen Whakatane, stößt eigentlich immer ein weißes Rauchwölkchen aus – daher der Name, den er von Kapitän Cook bekam. Aus dem Meer schaut nur seine Spitze, unter Wasser ist er 1,6 km hoch. Abenteuer-Touristen können ganz bequem direkt im Krater des Vulkans herumlaufen. Das ist weltweit einzigartig.

-> Hier könnt ihr noch mehr Vulkane in Neuseeland sehen

Volcanic Rangitoto

Tanz auf einem echten (wenngleich erloschenen) Vulkan: Rangitoto Island

Kam der Vulkanausbruch auf White Island wirklich so überraschend?

Kleinere Ausbrüche des Meeresvulkans sind häufig. Dann meldet der staatliche Dienst GNS erhöhte vulkanische Aktivität – die Warnstufen reichen von 0 bis 5 – und der Zugang zu White Island wird für einige Zeit eingeschränkt.

Jedenfalls für Wissenschaftler und Einsatzkräfte des neuseeländischen Staates. Der unterliegt seit dem Minenunglück am Pike River dem Health and Safety Act 2015, der sehr strenge Sicherheitsbedingungen am Arbeitsplatz in Neuseeland vorschreibt.

Auch Tour-Anbieter wie White Island Tours, die als einziges Unternehmen Touren per Boot auf die Vulkaninsel anbieten dürfen, werden regelmäßig staatlich überwacht. Auf dieser Seite war eigentlich alles in Ordnung – der Anbieter hatte alle Sicherheitsvorschriften streng eingehalten und war in den vergangenen Jahren sogar als besonders sicher ausgezeichnet worden. (Für andere Anbieter, die Helikopterrundflüge über den Vulkankrater anbieten, galt das nicht!)

Vulkanausbruch auf White Island Whakaari

Nett sieht es auf White Island auch zu den besten Zeiten nicht aus! © Pixabay

Vulkanausbruch auf White Island: was ist passiert?

Am 18. November hob der neuseeländische meteorologische Dienst GNS das „Volcanic Alert Level“ für White Island von Stufe 1 auf Stufe 2 an. Auf diesem Level wird von möglichen Eruptionen aus Dampf, Gas, Schlamm und Felsen gesprochen. Am 3. Dezember warnte GNS erneut, der Vulkan könnte in eine Phase erhöhter Aktivität eintreten.

Hätte damit nicht White Island für Besucher gesperrt werden müssen?

Offenbar nicht. Trotz strengem Arbeitsschutzgesetz obliegt es in Neuseeland den Tour-Anbietern, zu entscheiden, wie sie mit Risiken und Warnungen umgehen. White Island ist außerdem in Privatbesitz. Nur die Besitzer sind berechtigt, den Zugang zu ihrer Insel zu sperren. Das haben sie nicht getan.

White Island Tours hat in eigenem Ermessen entschieden, auch bei Warnstufe 2 weiterhin Touren auf die Vulkaninsel anzubieten. Sie meinten, mit dem geringfügig erhöhten Risiko umgehen zu können. Einen schweren Ausbruch hatte es seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr gegeben – vielleicht hatte man sich einfach zu sehr daran gewöhnt, dass „schon nichts passieren wird“?

Es passierte eben doch etwas: Ohne Vorwarnung kam es zu einer Dampf-Explosion am Krater, an dem zu diesem Zeitpunkt am frühen Nachmittag fast 50 Touristen unterwegs waren – eine weitere Tourgruppe hatte eben wieder abgelegt.

14 Besucher wurden sofort getötet, sechs von ihnen konnten erst Tage später geborgen werden (zwei Leichen fehlen immer noch). Mindestens 25 wurden schwer verletzt und schweben immer noch in Lebensgefahr. (Für uns) am schlimmsten: Unter den Toten sind auch drei Teenager.

White Island Whakaari

Die Gefahr eines Ausbruchs besteht bei einem so aktiven Vulkan wie White Island immer © Pixabay

Hätte White Island Tours diese Ausflüge überhaupt anbieten dürfen?

Wer eine Tour nach White Island bucht, der muss vorher unterschreiben, dass er sich der Gefahr bewusst ist. Er verzichtet auf Ansprüche gegen den Tour-Anbieter, wird darüber informiert, dass er (oder sie) aus Sicherheitsgründen einen Helm und eine Gasmaske tragen muss. Für Schwangere und Kinder unter 8 Jahren werden die Ausflüge ausdrücklich nicht empfohlen (aber auch nicht verboten!). Schutzkleidung wird weder empfohlen noch angeboten.

(Interessanterweise bedeutet dies aber nicht, dass man alle Ansprüche auf Sicherheit abgeben würde. Genau dafür sorgt nämlich der strenge Health and Safety Act, der jeden Tour-Anbieter verpflichtet, für die Sicherheit seiner Angestellten und Gäste zu sorgen.)

Die meisten Todesopfer der Katastrophe von White Island waren Touristen, die mit einem Kreuzfahrtschiff nach Neuseeland gekommen waren und – offenbar nichtsahnend – einen spannenden Landausflug gebucht hatten. Royal Caribbean hatte seine Gäste in der Beschreibung der Tour nicht darauf hingewiesen, dass die vulkanische Aktivität auf der Insel erhöht war oder dass es lebensgefährlich sein kann, auf einem aktiven Vulkan herumzulaufen.

Tongariro Neuseeland

Auch der Tongariro ist ein aktiver Vulkan – und auch dort laufen täglich hunderte Leute herum © Pixabay

Sind Abenteuer-Touristen dämlich?

In den Kommentarspalten las man nach dem Unglück sehr häufig die verwirrte Nachfrage, warum Menschen um alles in der Welt überhaupt auf einem aktiven Vulkan herumlaufen mussten? So nahe am Kraterrand unterwegs zu sein, in einer offensichtlich lebensfeindlichen Umgebung, ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen, Schutzvorrichtungen oder Notfall-Backups?

Warum macht man solche Sachen? Im Alltag achten wir penibel auf Sicherheit. Wir tragen Fahrradhelme, schauen nach links und rechts, kaufen Autos mit zig Airbags, schnallen die Kids in Kindersitze… Und gruseln uns leise, wenn wir von aktiven Vulkanen, giftigen Tieren oder weglosen Wüsten lesen.

Aber im Urlaub schalten viele von uns das innere Warnsystem einfach ab. Wenn es eine Tour von einem zertifizierten Anbieter gibt, die Geld kostet, dann kann die Aktivität ja nicht wirklich gefährlich sein?!

Genau das dachten unter Garantie die Teilnehmer der Vulkan-Tour. Schon 2013 war White Island ausgebrochen, und schon damals waren trotz der Warnungen von GNS Touristen auf der Insel. Sie hatten riesiges Glück, dass sie weder von heißem Schwefeldampf noch von herumfliegenden Felsbrocken getroffen wurden. Bei einem Ausbruch 2016 war zufällig niemand auf der Insel.

Je mehr Touristen aber nach Neuseeland kommen, desto mehr Touristen kommen auch nach White Island – und irgendwann war es nur noch eine Frage der Zeit, wann mal eine Gruppe weniger Glück haben würde.

Lava

Einmal echte Lava sehen: cool! Aber eben auch echt gefährlich © Pixabay

Angehörige der Opfer (nicht nur von dieser Katastrophe) fordern von der neuseeländischen Regierung mehr Entschlusskraft: Es könne doch nicht sein, dass Wissenschaftler nur warnen dürften, die Entscheidung über riskante Tour-Angebote aber den Unternehmen überlassen werde! Die sind immerhin von ganz anderen Motiven getrieben: Sie wollen und müssen Geld verdienen. In der Hauptsaison kommen täglich tausende Touristen nach Neuseeland. Wie lange soll und kann man seine Touren aus Sicherheitsgründen absagen?

Bis es in Neuseeland strengere Sicherheitsauflagen für Abenteuertourismus gibt, sind wir Touristen also selbst gefragt: Wie viel Risiko wollen wir eingehen?

-> Was ihr allgemein über das Risiko von Naturkatastrophen in Neuseeland wissen müsst

Whakapapa Ski Field Lift Abenteuer-Tourismus in Neuseeland

In Whakapapa fuhren wir lustig durch eine lebensgefährliche Lahar-Zone – war uns das bewusst?

Abenteuer-Tourismus in Neuseeland: aber sicher?!

Natürlich ist ein kleines Abenteuer auf Reisen wahnsinnig toll – das Grinsen im Gesicht nach dem Adrenalinrausch einer Rafting-Tour, eines Helikopterflugs oder eines Bungee-Sprungs bleibt noch stundenlang, und die Erinnerung hält mitunter ewig.

Trotzdem: Keiner von uns kalkuliert bei solchen „Adventure Activities“ wirklich ein, dass er oder sie dabei sterben könnte. Das zu ignorieren und sich blind auf die Expertise und die Fähigkeiten fremder Menschen zu verlassen, ist aber dämlich naiv.

Der Moment des Vulkanausbruchs auf White Island mag unvorhersehbar gewesen sein – die Tragödie an sich war es aber nicht. Viele Wissenschaftler sagten danach, es sei ein „disaster waiting to happen“ gewesen.

Wenn ihr Lust auf Abenteuer-Tourismus in Neuseeland habt, dann denkt dreimal über die möglichen Risiken nach. Bucht nicht spontan aus dem Bauch heraus, sondern nach gründlicher Recherche:

  • Welche Risiken bestehen bei der Aktivität? Was kann passieren?
  • Schwanken diese Risiken? Wer überwacht sie und welches Gefahrenlevel herrscht gerade?
  • Welche Schutzmaßnahmen hat der Tour-Anbieter, um Risiken zu minimieren? (Gibt es Schutzkleidung, Fluchtwege, konkrete Handlungsanleitungen für die Teilnehmer etc.?)
  • Ist bei dieser Aktivität schon einmal etwas passiert? War das ein Unfall aus Nachlässigkeit des Anbieters oder ein unglücklicher Zufall? Wurde danach etwas an den Prozeduren geändert?
  • Ist der Tour-Anbieter bei WorkSafe als Anbieter von Adventure Activities registriert? (Das sind bei weitem nicht alle!)
  • Wie umfangreich werdet ihr vorher über Risiken und wichtige Verhaltensweisen aufgeklärt? Was müsst ihr unterschreiben?
  • Wie wichtig ist es euch, an dieser Tour teilzunehmen – welches Risiko seid ihr bereit zu tragen?

Leben ist immer lebensgefährlich, sagte schon Erich Kästner. Und Abenteuer machen ohne ein bisschen Risiko gar keinen Spaß. Aber das bedeutet nicht, dass ihr euren gesunden Menschenverstand bei der Einreise nach Neuseeland abgeben solltet. Ihr bestimmt, welches Risiko ihr beim Abenteuer-Tourismus in Neuseeland eingeht!

Lake Taupo

Lake Taupo: Baden in einem riesigen Vulkankrater – auweia…

Wart ihr schon auf White Island? Habt ihr andere Arten von Abenteuer-Tourismus in Neuseeland gemacht? Wie schätzt ihr das Risiko dabei ein? Wir sind gespannt auf eure Meinung!

Jenny

5 Kommentare

  • Das ist ein guter Artikel.
    Das ein Anbieter mit Exklusivrechten ausgestattet ist, die über Entscheidungen der Behörden stehen, ist der Grund für viele Tote und der vielen Schwerstverletzten, deren weiteres Leben (wenn sie es denn überhaupt überleben) körperlich wie auch psychisch stark beeinträchtigt sein wird. Bleibende Beeinträchtigungen werden wahrscheinlich bei den meisten vorliegen.

    Das der Touranbieter nicht freiwillig auf die täglichen Einnahmen verzichtet, mag aus finanzieller Sicht nachvollziehbar sein. Verantwortungsvolles Handeln sieht definitiv anderes aus und ist zu verurteilen. Die lassen sich einen Wisch unterschreiben und sind fein raus.

    Es sollte zumindest DER DEUTLICHE HINWEIS zur Pflicht werden, dass selbst die Behörden keine Mitarbeiter auf die Insel lassen (ab Stufe 2 wenn ich das korrekt verstanden habe ), damit jedem Interessenten mit funktionierendem Selbsterhaltungstrieb spätestens klar wird auf welches Risiko er sich einlässt.

    Und auch “ die Zulieferer “, in diesem Fall hier allen voran die Reederei des Kreuzfahrschiffes, sollten wesentlich deutlicher aufklären.

    Es wäre aber ja auch nicht das erste Mal, dass ein solcher Zulieferer am Ende auch vom Veranstalter bedacht wird und finanziell profitiert. Wer weiß schon welche Absprachen und Vereinbarungen da im stillen Kämmerlein zustande gekommen sind.

    Ich habe einen anderen Bericht gelesen. Hier wurde ein Tourist zitiert, der in der Gruppe war die kurz vor dem Ausbruch zur Rückfahrt auf das Boot zurück gekehrt ist. Demnach hatte ein erfahrener Guide wohl registriert, dass sich die Farbe des Kratersees extrem gewandelt hatte. Ich glaube grün war es. Und er hatte dann wohl auch eine Aussage getätigt, die erkennen lässt, dass ihm das nicht geheuer ist oder er sogar ängstlich wurde da er so etwas niemals zuvor. am Vulkan gesehen hätte.

    Und an dieser Stelle hätte ganz einfach zwingend eine sofortige Evakuierung aller Anwesenden und Absage aller Touren erfolgen müssen und natürlich auch der Informationsfluss an Behörden und Wissenschaftler stattfinden müssen.

    Wenn ein Wissenschaftler diese Beobachtung hätte machen können, wäre spätestens zu diesem Zeitpunkt die Reißleine gezogen worden. Da aber aus bekannten Gründen kein Wissenschaftler mehr vor Ort sein durfte bzw konnte, wird der Trip zum Ritt auf der Kanonenkugel.

    Dann bin ich dann wieder bei dem verantwortungslosen Veranstalter.
    Ob dieser seine Guides bzw Mitarbeiter angewiesen hat, solche Beobachtungen zu melden, vermag ich nicht zu beurteilen. Ob dieser Guide es gemeldet hat, ebenfalls nicht.
    Fakt ist, dass diese Veränderung wohl als die allerletzte Warnung des Vulkans verstanden werden kann sich nun hier und jetzt sofort vom Acker zu machen und ihm auch fern zu bleiben.

    Das Verhalten der Menschen ist manches Mal dumm oder naiv. Wenn dann noch finanzielle Interessen hinzu kommen, wird das Verhalten egoistisch und verantwortungslos.

    Der normale Tourist, der sich weder mit Geonet beschäftigt, noch mit Hintergrundwissen über die jüngsten Veränderungen der letzten Monate auf White island ausgestattet war, war mit Sicherheit im fatalen Glauben, dass es so gefährlich ja nicht sein kann wenn weder Reederei noch der Veranstalter vor diesen Trip warnen. Und vor allem hatte niemand Kenntnis davon, dass von offizieller Seite her bereits kein Mitarbeiter mehr die Insel betreten durfte. Wer ahnt auch, dass die Insel in privatem Besitz ist und das Recht und Anweisungen der Behörden hier nicht greifen.

  • Danke für das Erich Kästner-Zitat am Ende; genau so sehe ich es nämlich, zumindest in Hinblick auf mich selbst beim Verreisen, auch: Wenn ich irgendwann unterwegs bei einem freaky accident sterbe, dann ist das wenigstens eine deutlich bessere Geschichte, als zu Hause im Bad auszurutschen und sich dabei den Hals zu brechen.
    Dennoch ein schweres Thema, über das ja aktuell zurecht sehr viel diskutiert wird. Für die Angehörigen und Opfer tut mir das alles sehr Leid, ich mag mir nicht vorstellen, wie es ist, aus dem geplanten Traumurlaub eines geliebten Menschen heraus dessen Todesnachricht zu erhalten.
    Aus dem Bauch heraus kann ich dennoch nur sagen, dass ich unsere Tour mit White Island Tours damals als eine der professionellsten überhaupt in Neuseeland empfunden habe. Es wurde sehr genau über das jederzeit vorhandene und u.U. tödliche Risiko eines Ausbruchs aufgeklärt, sowie auch über Ansprechpartner, Verfahrensweisen und Fluchtwege, inklusive der Option, die Insel gar nicht zu betreten, sondern an Bord des Bootes zu bleiben. Natürlich denkt man trotzdem nicht, dass man stirbt, wenn man auf die Insel fährt – man macht eine solche Tour ja höchstens, um wohliges Herzklopfen und nicht wahre Todesangst bis hin zum Tod zu erleben. Dennoch finde ich persönlich, dass man dem Anbieter keinen Strick daraus drehen kann und sollte, denn dann müsste ganz Neuseeland als gefährliches Reiseland gelten – schließlich kann jederzeit und überall ein tödliches Erdbeben (über das einen übrigens niemand aufklärt, wenn man sich nicht vorher informiert) stattfinden. Oder ein Tsunami. Ein Ausbruch des gesamten Tongariro-Systems oder gar des Lake Taupo Supervulkans. Von den „alltäglichen“ Risiken des „Verlorengehens“ in der Wildnis, der „Rip Currents“ oder einer stinknormalen Grippe (in dem Fall auch noch weit weg von zu Hause) einmal abgesehen.
    Man muss nun natürlich die Work Safe Ermittlungen abwarten – ich persönlich hoffe aber, dass es dennoch nicht zu übereilten und zu vielen Verboten und neuen Vorschriften kommen wird. Letztendlich tragen wir, wie du ja treffend bemerkst, alle selbst die Verantwortung für unser Leben, und welche Risiken wir damit eingehen. Einen gesunden Respekt vor der Unberechenbarkeit der Natur hingegen sollten wir alle in uns tragen – und nicht versuchen, sie in allzu geordnete Bahnen zu lenken, dann leben wir nämlich nur noch in einer toten Plastikwelt…

  • Interessante Zusammenfassung. Ich finde es richtig und wichtig, dass beim Buchen einer Tour über Risiken aufgeklärt wird. Das Problem ist nur, dass sich Touranbieter immer aus der Verantwortung stehlen wollen und man auch bei vollkommen ungefährlichen Dingen unterzeichnen muss, dass man sie auf eigene Verantwortung tut. Nur wie soll ich als Laie das reale Risiko eines Vulkanausbruchs einschätzen, wenn das noch nicht einmal die Experten so ganz richtig können. Das geht doch einfach nicht. Gleichzeitig kann ich auch nicht auf alles verzichten, was ein bisschen Gefahr bedeutet. Auch ich hätte diese Tour gebucht und vermutlich auch 90 Prozent der Leute, die im Nachhinein klüger sein wollen und die Opfer als Dummköpfe bezeichnen.

    • Wahrscheinlich wäre so eine Tour in Deutschland gar nicht möglich gewesen ;-) In Neuseeland ist man ja immer recht stolz darauf, eher risikofreudig zu sein. Und wie oft lese ich begeisterte Kommentare von Leuten, die Wege ohne Absperrungen etc. als viel cooler empfinden -> „So was würde es in Deutschland nie geben!“, rufen sie dann verächtlich. Die Tragödie auf White Island (und zahlreiche weitere Todesfälle, zum Beispiel beim Rafting oder bei wagemutigen Sprüngen von Wasserfällen) ist dann eben die Schattenseite dieser lockeren Einstellung.
      Trotzdem finde ich, dass der Staat (der ja a) auf wissenschaftliche Expertise zurückgreifen kann und b) für Rettungsaktionen und Schäden zahlen muss) hier mehr Verantwortung übernehmen sollte. Ein Veranstalter, bei dem das Geld knapp ist, trifft seine Entscheidungen vielleicht nicht mehr ganz objektiv… und wir Touristen können das von außen nicht abschätzen.

      Liebe Grüße
      Jenny

    • Ja, du hast natürlich recht. Was ich mir wünschen würde, das wären trotzdem nicht noch mehr Verbote und Absperrungen, sondern eher so etwas wie ein mehrstufiges Ampelsystem, bei dem ich auf einen Blick erkennen kann, ob es sich bei der Gefahr um etwas eher imaginäres wie ein Flugzeugabsturz oder einen Terroranschlag handelt, oder ob ich wirklich ein hohes Risiko eingehe wie zum Beispiel beim Skifahren abseits der Pisten. In den meisten Fällen schätzen wir ja Gefahren intuitiv völlig falsch ein.

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