Neuseeland-Reisetipps

Weihnachten in Neuseeland: das könnt ihr erwarten (und das nicht)

! Aktualisiert am 15. Juli 2021

Weihnachten in Neuseeland verbringen, das wäre doch was. Sonnenschein statt Nieselregen, Strand statt nasskalter Fußgängerzonen, Urlaub statt Konsumterror? Klingt gut, stimmt aber nicht (ganz). Was ihr erwarten könnt von eurer Neuseeland-Reise über Weihnachten, und was nicht.

Weihnachten in Neuseeland Pohutukawa Flickr

© Flickr/Awfulknitter

Der hauptsächliche Grund, warum man als Deutscher Weihnachten in Neuseeland feiern will, ist gleichzeitig der wichtigste Grund, warum viele Neuseeland-Reisende und Auswanderer dann ein wenig enttäuscht sind – oder sogar Heimweh nach dem „echten“ Weihnachten haben.

Im Dezember herrscht in Neuseeland Hochsommer. Das bedeutet (je nach Region) Hitze und Knallsonne mit Temperaturen über 30 °C – oder auch anhaltende Regenfälle, denn das wirklich stabile Sommerwetter in Neuseeland setzt erst im Februar ein.

Hochsommer, das bedeutet auch Hochsaison: Neben den vielen Touristen, die die Weihnachtsfeiertage für eine Visite in Neuseeland nutzen, reisen auch die Kiwis selbst in ihren Sommerferien durchs Land. Ja, es sind Schulferien; das heißt, unheimlich viele Familien mit vielen, vielen Kindern sind unterwegs und machen Budget-Ferien. Dabei besetzen sie leider genau eure Nische: Campingplätze, Campervan-Stellplätze und natürlich die vielen schönen Strände.

Vor allem auf der Nordinsel und im Norden der Südinsel ist es zur Weihnachtszeit in Neuseeland knackevoll, auch wenn das Tourismusministerium sich inzwischen bemüht, den Touristenansturm auf die Nebensaison umzuleiten. Strände, Campsites und Wanderwege, die ihr vorher und nachher komplett für euch allein genossen habt, werdet ihr zur Weihnachtszeit in Neuseeland nicht wiedererkennen.

Tapotupotu Bay

Im Oktober herrlich leer, im Dezember sicher brechend voll: Tapotupotu Bay am Cape Reinga

Und: Wo viele Gäste kommen, steigen natürlich auch die Preise. Gebühren für Miet-Campervans, Stellplätze, Hostelzimmer etc. schießen ab Mitte Dezember in die Höhe, und spontan bekommt ihr schon gar keine Unterkunft mehr.

Lektion: Muss es unbedingt zur Weihnachtszeit nach Neuseeland gehen, dann

  • bucht Campervans, Inlandsflüge, Fährtickets und Hotels frühzeitig
  • reserviert Campingplätze mindestens eine Woche im Voraus
  • stellt euch auf (nette) Gesellschaft ein

Jetzt aber mal Schluss mit der Schwarzmalerei! Weihnachten in Neuseeland ist ja auch eine ganz besondere Zeit.

Wie feiert man denn in Neuseeland Weihnachten?

Überraschenderweise ganz anders als bei uns. Kein Wunder: Wer seit 150 Jahren ein umgewidmetes Wintersonnenwend-Ritual zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende feiert, der muss kreativ werden.

Weihnachten in Neuseeland heißt also NICHT: Adventskränze, heißer Glühwein, Kerzen im Fenster, Weihnachtstannen, Lebkuchen, Gänsebraten, blabla.

Weihnachten in Neuseeland heißt vielmehr: Weihnachtspartys am Strand oder im Park – und zwar eher mit Kollegen und Freunden als mit der Familie – und karnevaleske Weihnachtsparaden mit bunt geschmückten Festwagen in jedem Ort. Statt Kirchenliedern hört man das Poppen von „Christmas crackers“ (große Knallbonbons). Statt Gänsebraten gibt es „Christmas ham“ (einen dicken Schinken) und zum Nachtisch eine leckere Pavlova. (Achtung: „Christmas cookies“ sind keine Lebkuchen!)

Auckland Santa Parade Flickr

Bei der „Santa Parade“ in Auckland geht es fröhlich zu © Flickr/ElBroka bicicletea por Auckland

Geschenke gibt es nicht am Abend des 24. Dezember (da gehen allenfalls die „richtigen“ Christen zur Mitternachtsmesse), sondern am Morgen des 25. (genau wie in den USA und Großbritannien). Danach geht es zum BBQ an den Strand.

Und am 26. Dezember – ist „Boxing Day“! Keine Angst, da wird nicht gehauen, sondern wild geshoppt. Alle Läden haben nach dem Weihnachtsfeiertag wieder geöffnet und machen Superschnäppchenangebote.

Klar, die Innenstädte sind zur Weihnachtszeit auch festlich geschmückt, in den Supermärkten findet ihr Schokolade aller Art, und auch der Weihnachtsmann trägt seinen dicken roten Mantel und den weißen Bart. Aber die Weihnachtsstimmung in Neuseeland ist eben nicht wie gewohnt besinnlich-feierlich-gemütlich, sondern festlich ausgelassen und beschwingt.

Weihnachten in Neuseeland

Weihnachtsmann auf Neuseeländisch © Astrid Deresch

Facebook-Leserin Astrid hat uns erzählt, dass der riesige Weihnachtsmann in Auckland bis zum Nikolaustag eine Augenbinde trägt. Erst danach stellt man ihm die Rentiere für seinen Schlitten und die Geschenke zur Seite.

Und der Baum mit den Kerzen? Könnt ihr vergessen, so ein Bäumchen hält sich in der Sommerhitze kaum ein paar Tage, die Kerzen biegen sich schon nach Stunden. Die dichten, gerade gewachsenen Tannen, die wir Europäer schön finden, bekommt ihr in Neuseeland auch nicht. Ein Weihnachtsbaum ist hier meistens aus Plastik und blinkert lustig.

Weihnachten in Neuseeland

Weihnachtsstimmung in Auckland © Astrid Deresch

Dieser Glitzerbaum hier steht in Auckland; man kann sich unter ihm auf weichen Kissen entspannen oder an einer der Telefonzellen ringsherum dem Weihnachtsmann seine Wünsche durchgeben. Klingt toll!

Weihnachten in Neuseeland – ist das was für euch?

Die Frage solltet ihr euch wirklich ernsthaft stellen, vor allem wenn ihr mit älteren Kindern unterwegs seid, die schon genau wissen, wie dieses Fest „eigentlich“ abläuft. Sommer, Sonne, Strand klingt zunächst natürlich verlockend, aber wenn dann am wichtigsten Feiertag des Jahres die gewohnten Zutaten fehlen – und dazu gehört nicht nur Schnee und Dunkelheit, sondern oft auch die Großeltern, die vertrauten weihnachtlichen Gerüche und Gerichte, und die allgemeine Stimmung drumherum! -, kann es Heimwehattacken geben.

Weihnachten ist, was man daraus macht, das stimmt schon. Auch bei Sommerwetter und ohne Sack voller Geschenke könnt ihr mit euren Kindern in Neuseeland ein wunderschönes Weihnachtsfest feiern. Aber es wird definitiv ein anderes Weihnachten sein, als ihr es gewohnt seid.

Mir selbst war nie so richtig klar, wie sehr ich Weihnachten mag (immerhin bin ich Atheist und unter solchen aufgewachsen, in einem Land mit „Jahresendflügelfiguren“). Bis zu dem Jahr, in dem wir es verpasst hatten, rechtzeitig einen Weihnachtsbaum zu besorgen.

Die kahle Ecke im Wohnzimmer, an der statt Baum ein mickriges Ersatz-Bündel aus dürren Kiefernzweigen herumstand, tat mir so in der Seele weh, dass ich Weihnachten wirklich absagen wollte. Und dann kam tatsächlich das Weihnachtswunder: Meine Schwiegereltern fanden am Vormittag des 24. Dezember beim Baumhändler noch ein prachtvolles Tännchen, das von dem, der es bestellt hatte, nicht abgeholt worden war. Dieses Weihnachtsfest ist mir als das schönste aller Weihnachten in Erinnerung, und dort wird es auch bleiben.

14 Tage später flogen wir ab nach Neuseeland – und ich habe es bis heute nicht bereut, noch niemals Weihnachten in Neuseeland gefeiert zu haben.

Weltwunderer Weihnachten in NeuseelandDa ist er: der echte Dresdner Weihnachtsmann!!

Ihr seid noch nicht überzeugt? Ihr seht das ganz anders? Ist okay. Wir haben noch drei wunderschöne Leser-Geschichten über echte Weihnachten in Neuseeland für euch, die ihr an den folgenden Adventssonntagen auf dem Blog finden werdet.

Danach könnt ihr euch entscheiden: Weihnachten in Neuseeland feiern, ja oder nein.

Jenny

2 Kommentare

  • Wir haben zwar noch nie Weihnachten in NZ gefeiert, aber schon in der Wärme unterm Plastikbaum und nach der ungewohnten Bescherung dann ab an den Strand und unter die Palmen… ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig… unsere Kids haben zur Bedingung gemacht, mindestens jedes zweite Weihnachten zuhause zu feiern, und das ist ja auch sehr schön.

    Aber im Moment hätte ich trotzdem nichts gegen die Aussicht, dieses Weihnachten in NZ zu feiern… :-)
    LG
    Hartmut

  • Liebe Jenny,
    wurde gerade herrlich in die Vergangenheit geschubst. 1999 habe ich Weihnachten in Neuseeland gefeiert, als Teil meiner Gastfamilie.
    Mann, ist das lange her. Auch die Adventszeit in Wellington war etwas Besonderes.

    Genau wie du beschrieben hast: Picknick am Strand, Weihnachtskonzerte im Park und…

    …der Nikolaus fiel fallschirmspringend in Shorts und Sonnenbrille zu uns auf die Wiese.

    Ich fand das Weihnachten am anderen Ende der Welt klasse. Und diese Worte von mir, absolutem Weihnachtmuffel.

    Freu mich auf mehr Geschichten.
    Liebe Grüße
    Daniela

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