Meinung Neuseeland-Reisetipps

11 Vorurteile über Neuseeland, die (nicht) stimmen

! Aktualisiert am 2. Juli 2020

Neuseeland gehört zwar immer noch zu den eher unbekannten Reisezielen. Trotzdem meinen Oma und Tante bestimmt, sie wüssten ganz genau Bescheid – warum ihr mit euren Kindern NICHT nach Neuseeland fahren solltet. Aber stimmen die gängigen Vorurteile über Neuseeland denn?

Baumfarn Vorurteile über Neuseeland

Typisch Neuseeland?

1. Neuseeland sieht eigentlich genauso aus wie Norwegen/die Alpen/das Sauerland

Blödsinn. Hört bloß nicht hin, wenn euch jemand einreden will, die lange Reise sei es nicht wert. Ja, es gibt Landstriche in Neuseeland, die Norwegen/den Alpen/dem Sauerland (grusel…) sehr ähneln. Es gibt aber auch Orte, die ähneln der Karibik oder dem afrikanischen Regenwald.

Und viele Regionen ähneln gar keinem anderen Land, sondern allenfalls Mittelerde. Und diese ganzen Regionen liegen in Neuseeland ganz nah beieinander! Weltweit einzigartig, das ist Neuseeland.

Banks Peninsula Bay Neuseeland

Das sieht aus wie in… Neuseeland!

2. Der lange Flug ist mit Baby/Kind nicht machbar

Quatsch. Wenn Oma dieser Meinung ist, dann zeigt ihr einfach die Interviews auf dem Weltwunderer-Blog.

Hunderte deutsche Familien überleben den Flug jedes Jahr, und viele von ihnen scheinen den so gut wegzustecken, dass sie ihn sich ein zweites und drittes Mal antun!

-> Mit diesen Tipps wird der Langstreckenflug überlebbar

3. Die Neuseeländer sind furchtbar schlechte Autofahrer

Stimmt. Selbst die Neuseeländer geben das zu, auch wenn es derzeit Mode ist, über verwirrte ausländische Fahrer herzuziehen, die das Linksfahren nicht hinbekommen.

Fahrt ihr einen langsamen Campervan, nutzt die Standspuren auf vielen Highways und gebt euren Nachfolgern die Möglichkeit, euch zu überholen (das ist nicht nur nett, sondern sogar Pflicht). Lasst euch nicht durch wahnwitzige Drängler oder Überholer provozieren und fahrt möglichst nie nachts.

-> Sicher Campervan fahren: so geht’s

Wir selbst haben noch nie eine negative Erfahrung im neuseeländischen Straßenverkehr gemacht, und der Großteil der Touristen auch nicht. Also: alles halb so wild.

Holzlaster auf Highway in Neuseeland

Holzlaster auf Highway: gefährliche Kombination…

4. Neuseeland hat für Familien nichts zu bieten

Was wollen Familien denn? Kinderhotels mit Animation? Die gibt es in Neuseeland wirklich nicht. Alle anderen Bedürfnisse werden rundum erfüllt: In Neuseeland gibt es massenhaft Strände, lauschige Auenlandschaften und Parks mit krabbeltauglichen Wiesen, tausende einfache und kurze Wanderwege, Spielplätze und familienfreundliche Campingplätze en masse und obendrauf die kinderliebsten Einwohner dieser Welt (mal abgesehen von den Japanern).

Nur weil Neuseeland auch das Traumreiseziel abenteuerlustiger Backpacker und Extremsportler ist, müssen Familien mit Kindern nicht draußen bleiben. Und eure Kinder dürfen mehr von diesen coolen Aktivitäten mitmachen, als ihr vielleicht glaubt…

5. In Neuseeland regnet es ständig

Stimmt nicht. Oder doch? Neuseeland ist ein kleines, schmales Land, das von viel Meer umgeben ist. Es regnet hier durchaus sehr oft, in einigen Regionen sogar öfter, als einem lieb ist.

Es regnet aber fast immer nur ab und zu, tagelanger Regen ist die Ausnahme. Und wochenlange Dürreperioden Traumsommer werden dank Klimawandel immer häufiger…

-> Und wenn doch? Hier haben wir ein paar coole Ideen für Regenwetter in Neuseeland.

Lake Wakatipu Queenstown Kind im Regen

Eines der wenigen Regenbilder aus zwei Monaten in Neuseeland

6. In Neuseeland darf man keinen Alkohol trinken!

So ein Quatsch. Was stimmt: Harte Spirituosen gibt es in Neuseeland nur in speziellen Liquor Stores, nicht im Supermarkt und auch nicht an Tankstellen. Und besonders an Feiertagen verhängen einige Städte „liquor bans“, dann dürft ihr dort nicht öffentlich trinken (auch kein Bier).

Aber ansonsten könnt ihr in Neuseeland machen, was ihr wollt – sogar euren eigenen Wein ins Restaurant mitbringen (wenn dort BYO auf dem Menü steht). Und den neuseeländischen Wein solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

7. Neuseeland ist horrend teuer

5 Dollar für eine Avocado – das sind ganz normale Preise in Neuseeland, wenn Avocados nicht gerade Saison haben. Dasselbe gilt für alles Gemüse und Obst: Was importiert werden muss, ist logischerweise sauteuer. Viele Kiwis haben daher einen kleinen Gemüsegarten und sind viel auf Wochenmärkten unterwegs (oder sie ernähren sich billig, ergo ungesund).

Wenn ihr im Spätsommer oder Herbst in Neuseeland seid, habt ihr Glück und bekommt bezahlbares erntefrisches Grünzeug. Wenn nicht, heißt es: saisonal einkaufen, weniger gesund essen oder halt mehr ausgeben.

Im internationalen Vergleich ist Neuseeland übrigens gar nicht sooo teuer: In Ländern wie Australien, Kanada oder Norwegen legt ihr noch deutlich mehr Geld auf den Tresen (und von der Schweiz wollen wir hier gar nicht anfangen).

-> Günstig reisen in Neuseeland: das geht trotzdem!

Fish and Chips Take-away Neuseeland

Fish and Chips – nicht gesund, aber günstig (und lecker!)

8. Die Häuser sind schlecht isoliert

Stimmt. Über den Zustand neuseeländischer Häuser (und der Mischbatterien!) können sich Deutsche so richtig aufregen. Auch uns ist es unverständlich, wieso es den Neuseeländern so unwichtig ist, es im Winter warm zu haben.

Das müssen wir als Reisende wohl oder übel akzeptieren und vorsorgen: Wenn ihr im Frühling oder Winter in Neuseeland seid, packt viel warme Kleidung ein, vor allem für eure Babys. Schaut gezielt nach Unterkünften mit „central heating“ oder eben einem Heizgerät auch im Schlafzimmer, sonst kann es sehr frostig werden.

Campervans für diese Jahreszeiten sollten ebenfalls Standheizung haben und gut isoliert sein; Budgetfahrzeuge zu buchen, kann sich hier rächen.

-> Ihr sucht noch nach einem Campervan? Dann schaut euch zuerst unsere Übersicht an.

9. Die Neuseeländer können nicht kochen

Wer das sagt, der war wohl schon einmal in Neuseeland – aber vor 20 Jahren. Der desolate Zustand der neuseeländischen Nationalküche (ich sage nur: Spaghetti auf Toast!) hat sich inzwischen zum Glück ziemlich verbessert.

Auch Veganer und Gourmets kommen ohne Weiteres hier zurecht und mitunter sogar extra her. Also: keine Sorge, ihr werdet satt und zufrieden sein (und ja, auch ordentliches deutsches Brot und gute Wurst sind mancherorts zu bekommen!).

-> Bei den Jägern des verlorenen Schmatzes findet ihr alles, was ihr als Feinschmecker in Neuseeland wissen müsst.

Manuka Joghurt Neuseeland

Manuka-Joghurt: nur für Männer!

10. Es gibt keine schönen Städte in Neuseeland

Jein. Über die Un-Großstädtischkeit von Auckland wird ja allerorts hergezogen, und das nette Christchurch, immerhin größte Stadt der Südinsel, erntet von vielen Touristen Häme und Verachtung.

Aber Wellington, Leute! Und überhaupt: In einem Land, das insgesamt so viele Einwohner hat wie Berlin, Metropolen zu erwarten, die es mit Sydney oder Paris aufnehmen können, ist schon ganz schön frech. Spaziert mal in Ruhe durch Oamaru, nehmt euch Zeit für Dunedin oder Invercargill, bleibt ein paar Tage in Nelson oder Motueka. Das sind keine „big cities“, aber leben kann man in solchen sympathischen Kleinstädten sehr gut.

11. Neuseeland ist so klein, da reichen zwei Wochen für eine Rundreise

…und den Rest eurer Reise-Auszeit verbringt ihr in Australien, wenn ihr schon mal da unten seid.

Falsch! Bloß nicht darauf reinfallen, dass Neuseeland im Vergleich zu seinem Nachbarn auf der Landkarte winzig wirkt! Glaubt uns und zig anderen Reisenden: Weniger als drei Wochen Neuseeland werdet ihr bitter bereuen, fünf oder noch mehr Wochen sind definitiv nicht zu lang!

Moeraki Boulders mit Weltwunderer Familie

Wetten, ihr werdet wiederkommen wollen?

Jenny

12 Kommentare

  • Ich (Oma, 67) und mein Mann (Opa) haben eine wunderschöne Kreuzfahrt zu Weihnachten/Neujahr 2015/16 rund um Neuseeland gemacht und herrliche Erlebnisse gehabt. Das Wetter war super, nur im Milford Sound etwas Nieselregen. Otago Halbinsel im Sonnenschein, Dunedin, Wellington, Aukland herrliches Wetter. Highlights: Weihnachten Nähe Picton auf dem Meer vorher Mistletoe Bay. Napier, Rotorua heiß und so toll!
    Aber wir haben halt nicht alles Wichtige auf Neuseeland gesehen, doch auf einer Kreuzfahrt ist alles bequem. Die Flüge von Fra nach Sydney und dort aufs Schiff. Gar nicht anstrengend, auch in Economy.

  • Liebe Jenny,
    sehr coole Zusammenfassung. Von manchen Vorurteilen habe ich noch nichts gehört, von anderen natürlich schon z.B. gleich die Alpen ;-) Aber so Ausreden gibt´s ja leider echt für alle Ländern. Da darf man sich nie auf Diskussionen einlassen. Ich fand es echt nett zu lesen.
    Grüße von uns 3 – die sicherlich auch mal in Neuseeland landen!

  • Liebe Jenny,
    was für eine schöne und amüsante Zusammenstellung. ;)
    Wir waren 2009 in Neuseeland (damals noch ohne Kind), hatten überhaupt keine Probleme mit dem Verkehr, haben immer was (gesundes) zu essen gefunden und geregnet hat es nur zweimal. Wir waren 26 Tage dort und ganz ehrlich? Nochmal 26 wären perfekt gewesen. Wir wollen schon nochmal hin, auch um unserem Sohn dieses tolle Land zu zeigen. Problem sind nur die kurzen Weihnachtsferien…
    Liebe Grüße
    Charnette

    • Wer sagt denn, dass ihr in der Hochsaison hinfahren müsst? Für einen Winterurlaub in Neuseeland hättet ihr sechs Wochen Zeit ;-)

  • Wir haben lange Zeit in Australien gewohnt und sind mit den Kindern dann auch mal nach Neuseeland gejettet. Wir wurden fast auf der Straße getötet und einmal ganz schön für 48 Stunden eingeregnet. Aber das möchte ich nicht Neuseeland anlasten, das wäre Quatsch. Neuseeland ist in der Tat ein wunder- wunderschönes Reiseland, wie im Bilderbuch. Tolle Strände gibt es hier zuhauf, und noch so viel mehr! Wir fanden besonders die geothermalen Attraktionen toll. Schaut mal bei Orakei Korako, ein Traum. Auch für die Kinder ein tolles Erlebnis, das den langen Flug auf jeden Fall lohnt. Drei Wochen und mehr, besonders wenn man beide Inseln sehen will, sind auf jeden Fall angebracht.

  • Unterschreibe ich zu 100 Prozent. Gerade das Wetter (und den Einfluss auf die Gemütslage) hatten wir völlig unterschätzt. Die Vorstellung von „Süden“ und „Sonnenschein“ hat sich in dem Jahr, in dem wir unten waren, nicht erfüllt. Klar war es mal heiß, und auch mal schönschön. Franzisca aber hatte am meisten zu kämpfen mit: „Es riecht nicht!“ Heißt: Die Unterschiede in den Jahreszeiten waren nicht so stark wie aus unseren Gefilden bekannt. Und das würde ich auch bestätigen: Wenn man mir die Augen verbunden und eine Schlaftablette gegeben hätte, ich danach aufgewacht und in NZ ins Freie gegangen wäre – ich hätte vermutlich schwer sagen können, in welchem Monat ich mich befinde…;-)

    • Das werde ich direkt mal prüfen, wenn wir uns den neuseeländischen Frühling im September antun. Ehrlich gesagt, kann ich mich aber auch aus dem Hochsommer an keinen bestimmten Geruch erinnern…

      Liegt wahrscheinlich einfach daran, dass jegliche Düfte aus Boden und Pflanzen (Pollen??) direkt vom Wind ins Meer gepustet werden. Meinst du nicht?

      LG
      Jenny

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