Eure Neuseeland Reiseberichte

Blog-Interview Nr. 13: Neuseeland – Afrika 0:1

! Aktualisiert am 15. Juli 2021

Wir sind geehrt, heute zwei echte Weltenbummler interviewen zu dürfen: Enrico und Sandra aus Bautzen haben mit und ohne Kinder schon über 40 Länder bereist. Die Afrika-Fans haben Neuseeland daher aus einer ganz eigenen Perspektive wahrgenommen, von der sie uns heute berichten.

(c) oribi-pictures

Sandra am Lake Wanaka (c) oribi-pictures

Weltwunderer: Erzählt doch zuerst bitte ein wenig über euch – warum reist ihr so gern?

Enrico: Ende der 1990er-Jahre hatten wir geplant, nach Venezuela auszuwandern. Die Finanzierung für ein kleines Hotel stand, doch dann kam „El Commandante“ Chavez und wir haben verzichtet und sind dafür nach Südafrika gegangen. Für die Aufenthaltserlaubnis haben wir uns Jobs in einem 4-Sterne-Hotel in Kapstadt besorgt, wo wir zehn Monate arbeiten waren. Danach haben wir noch acht Monate drangehangen, in denen wir mit einem 30 Jahre alten Benz durch Südafrika und zehn weitere Länder bis nach Kenia fuhren.

Das war quasi „Aussteigen auf Zeit“ mit Arbeiten und anschließendem Urlaub. Das Reisen ohne Enddatum hat uns so gefallen, dass wir seitdem nie mehr richtig sesshaft wurden. Mindestens einmal im Jahr müssen wir unser Fernweh stillen. Unser Sohn (heute 7) feierte seinen ersten Geburtstag in der Kalahari, während unser Töchterchen (heute 6) schon wohlig eingebettet im Mutterbauch mit auf Reisen war. Afrika ist und bleibt unser liebstes Reiseziel.

WW: Warum habt ihr Neuseeland als Reiseziel ins Auge gefasst?

Da wir lange Reisen bevorzugen, war der vermeintlich letzte Zeitpunkt dafür das Jahr, bevor unser Großer in die Schule kam. Neuseeland war damals einer unserer offenen Reiseträume. Und weil man auf dem Weg günstige Zwischenstopps in der Südsee einlegen kann, suchten wir noch ein paar schöne Inseln heraus, die unser Klischee vom Südsee-Feeling erfüllten.

WW: Ein ganz schönes Pensum; welche Route habt ihr denn genommen?

Wir waren von Februar bis Juni 2012 unterwegs, exakt 100 Tage. Am Anfang ein paar Tage im Südwesten der USA, danach drei Wochen Inselhopping durch Fiji. In Neuseeland haben wir ca. drei Wochen auf der Nordinsel und dann fünf Wochen auf der Südinsel verbracht.

Auf dem Rückweg stoppten wir für je eine Woche auf Bora Bora und auf Moorea und Tahiti (je Französisch Polynesien) und nachher noch zwei Wochen auf den Cook-Inseln.
Bevor es nach Deutschland zurückging, sind wir noch eine Woche lang den Highway Nr. 1 von LA nach San Francisco abgefahren.

(c) oribi-pictures

Familie Sturm im Paradies (c) oribi-pictures

WW: Wie viel Vorbereitung war für die Reise nötig?

Man braucht genauso lange für die Vorbereitung, wie die Reise selbst dauert; bei den geplanten 100 Tagen waren das also drei bis vier Monate. Da das Reisebüro mit der Organisation völlig überfordert war, übernahm ich allein die Buchung der insgesamt 14 Flüge. Auch die Mietwagen für Neuseeland und die beiden Zwischenaufenthalte in den USA organisierte ich übers Internet schon ein Jahr vor dem geplanten Rückflugtag.

WW: Neuseeland ist ja nicht eben billig – wie viel habt ihr dort ausgegeben, hat das geplante Budget ausgereicht?

Ursprünglich sind wir von einem Gesamtbudget von 15.000 € für drei Monate ausgegangen. Es wurde allerdings schnell klar, dass das nicht zu halten war. Im Internet wurde uns vorausgesagt, wir müssten mindestens 28.000 € für die sechs Wochen Südsee rechnen. Das war Quatsch.

Dennoch – bereits vor dem Abflug hatten wir über 14.000 € nur für Flüge, Mietwagen, Pässe, Südseeunterkünfte und die Kreuzfahrt durch die Inselwelt von Fiji ausgegeben. Mit allen Souvenirs, Flügen, Verpflegung, Sprit, Mietwagen, Ausflügen usw. sind wir nach 100 Reisetagen mit ca. 24.000 € weniger nach Hause gekommen.

WW: Hattet ihr nach so viel Planung noch Raum für Spontanität?

Die Route hatte ich schon ziemlich genau geplant, alle möglichen Highlights vorgemerkt und zeitlich unter einen Hut gebracht. Vor Ort haben wir uns dann aber anhand dieser groben Tourplanung treiben lassen und nur bei schlechtem Wetter mal eine andere Richtung gewählt oder den einen auf den anderen Tag verschoben. Ein paar geplante Dinge haben wir ausgelassen, etwa das Whale Watching in Kaikoura. Das war uns zu teuer, zumal wir schon oft Wale und Delfine gesehen hatten und in Mosambik sogar schon mit ihnen tauchen waren.

Die Planung so gut, dass wir überall genügend Zeit hatten und die Magie des jeweiligen Ortes zu allen unterschiedlichen Tageszeiten spüren konnten.

(c) oribi-pictures

Die Lady Bowen Falls (c) oribi-pictures

WW: Wie bzw. womit wart ihr denn überhaupt unterwegs?

Mit einem älteren orangefarbenen Spaceship-Campervan für vier Personen. So konnten wir stoppen, wann wir wollten, bekamen alles Gepäck unter, konnten bei Schlechtwetter drinnen essen, eine DVD schauen und bekamen die Naturgeräusche durch die Zeltplanen noch immer voll und ganz mit.

Obwohl Herbst war, mussten wir nur zwei Nächte im Hotel schlafen, was uns viel Geld gespart hat (auch wenn man bei weitem nicht überall frei sein Zelt aufschlagen kann, wie oft suggeriert wird).

WW: Ganz konkret: eure Top-Ten-Liste für NZ bitte!

Es gibt viele Dinge, die uns in Neuseeland wirklich gefallen haben: Stewart Island, das Tongariro Crossing, der Fiordland Nationalpark, Heli-Wandern über den Franz Josef Gletscher, Tauchen vor Poor Knights Island, die vielen Mehrtageswanderungen und Cape Reinga – so vieles erinnerte uns an das Kap der Guten Hoffnung in Afrika!

Ein „Wow-Effekt“ hat uns im Endeffekt aber gefehlt. Die Naturwunder und Sehenswürdigkeiten, die man schon im Vorfeld von Neuseeland gehört hatte, zählen tatsächlich zu den schönsten Dingen des Landes – das Marketing der Tourismusbranche funktioniert also gut …

(c) oribi-pictures

Enjo und Svea am Ninety Mile Beach (c) oribi-pictures

WW: Ich höre da eine leise Kritik heraus?!

Jeder Hügel in Neuseeland wird kommerziell verwertet, schien uns. So funktioniert nun mal Kapitalismus, aber die Kiwis sollten dabei nicht den Blick für die Realität verlieren. Die Natur gehört schließlich allen und die Thermalfelder von Rotorua existieren zum Beispiel mit und ohne Eintritt (oder man sollte nur einen kleinen Obolus verlangen). Für Dinge, die einem die Natur von sich aus bietet, sollten Eintrittsgelder verboten werden.

Für jeden Ausflug, den wir machten (gerade als vierköpfige Familie) mussten wir Hunderte Euro berappen. Manchmal haben wir vormittags 100 Euro Eintritt bezahlt und nachmittags, 10 km weiter, dasselbe noch einmal. Der Ausflug nach White Island kostete fast 400 EUR. Wir verpulverten Unmengen an Geld, nur für Natur! Verzichten fällt schwer, denn man fährt ja nach Neuseeland, um solche Naturwunder zu sehen.

WW: Kannst du genauer erklären, warum der Wow-Effekt fehlte?

Der Milford Sound ist grandios und sicherlich eine der schönsten Ecken der Welt. Das wusste man aber schon. Neuseeland bot einfach zu wenige Überraschungen. Es war alles toll, manches sogar richtig super (die Gletscher, das Fiordland, die Küsten), aber vor den Dünen der Namib zu stehen, das Fitzroy-Massiv zu betrachten, den eigenen Atem in der Unendlichkeit der Kalahari wahrzunehmen – das lässt das Herz noch höher schlagen.

WW: Also wird es kein zweites Mal geben?

Der Hauptgrund, noch einmal nach Neuseeland zu fahren wäre, viel mehr Mehrtagestouren zu absolvieren. Das hatten wir vorher noch nie gemacht – nicht einmal ohne Kinder. Wir waren drei Tage auf dem Abel Tasman Coastal Track unterwegs. Sogar die Kinder waren begeistert, auch wenn in den Tagen danach bei jedem Aussteigen aus dem Auto der Satz kam: „Aber nicht wieder drei Tage, oder?“ Mittlerweile würden sie gern wieder auf so eine lange Wandertour gehen.

(c) oribi-pictures

Tapferer Enjo auf dem Abel Tasman Coastal Track (c) oribi-pictures

WW: Mehrtageswanderungen mit Kindern – Respekt!

Wir haben zwar zu spät erfahren, dass man sein Tagesgepäck zum nächsten Zeltplatz hätte transportieren lassen können, aber sooo viel hatten wir gar nicht dabei. Sandra trug 20 kg Verpflegung, was ja stündlich weniger wurde und am Ende kaum noch 5 kg wog. Ich schleppte die Ersatzsachen, Isomatten und das Zelt, was auch ca. 20 kg waren. Die Kinder hatten Tagesrucksäcke mit je 5 kg, darin waren ihre Kuscheltiere, Tagebuch und Stifte, eine Flasche Wasser und ihr Schlafsack.

Keiner wusste, worauf er sich einlässt und so war es einfach Frage der Willensstärke. Und es hat allen Spaß gemacht!

WW: Was ist besser: Nord- oder Südinsel?

Stewart Island! Es wundert mich, dass da so wenige hinfahren. Mir fehlen ein wenig die Worte, es zu beschreiben; mit Superlativen wirft man viel zu schnell um sich. Ich mochte schon den Blick vom Ende der Welt (Bluff) auf die Insel. Es geht immer weiter hinterm Horizont, um es philosophisch zu sagen. ;-)

Auf dem Boot harte Fischerjungs mit festem Magen bei der welligen Überfahrt (einige von denen haben aber nicht alles bei sich behalten!). Dann die Ankunft im Dorf, das sich auf die umliegenden Hänge verteilt. Man hatte das Gefühl, unter Naturhungrigen, Aussteigern und Abenteurern zu sein. Man hätte glauben können, dass die Welt nicht hier endet, sondern beginnt. Unser Ferienhaus war ein Traum – unverbaute Aussicht über die Halfmoon Bay zum Sonnenaufgang.

WW: Strand oder Berge?

Nach einer dreiwöchigen Kreuzfahrt durch Fiji und einem Monat in Bora Bora, Tahiti und auf den Cook-Inseln kann man keinen herausragenden Strand in Neuseeland finden. Die Küste mit den hohen Wellen, zerklüfteten Felsen und schneebedeckten Bergen immer in der Nähe – das hat schon was. Aber auch die Berge, die man hinter all dem Wald mal zu Gesicht bekommt, insbesondere die Vulkane, sind schon toll.

WW: Auckland oder Wellington?

Stadt ist Stadt – wir stocken dort nur unsere Vorräte auf, ansonsten dienen Städte nur als Zwischenstopps vor dem nächsten Naturhighlight.

(c) oribi-pictures

Der Sky Tower in Auckland von unten (c) oribi-pictures

WW: Neuseeland oder Deutschland?

Afrika! Aber es gibt überall viel zu entdecken, auch hier in Deutschland.

WW: Inwiefern unterscheidet sich Neuseeland von eurem (offensichtlichen) Traumreiseziel Afrika?

In ganz vielen Punkten. Klar versuchen wir, die vielen Länder, die wir schon gesehen haben, nicht miteinander zu vergleichen. Das wäre unfair gegenüber einzelnen Reisezielen. Dass die Sächsische Schweiz nicht mit den Tafelbergen von Utah mithalten kann, bedeutet nicht, dass es nicht wert ist, dorthin zu fahren.

Viele Reisende finden Neuseeland zum Beispiel einsam. Aber wir haben keine Straße erlebt, auf der uns nicht wenigstens alle 20 km ein Auto entgegenkam. Das ist im Vergleich zu Deutschland nicht viel, aber einsam würde ich das nicht nennen: In Namibia trifft man am Tag manchmal nur zwei Autos, in Patagonien nicht einmal das.

Dann fehlte uns die Weite: All die Kurven, Berge und Wälder versperren in Neuseeland ständig die Sicht. Deshalb fanden wir die Gegend um Lake Tekapo so schön: endlich mal wieder Sicht in die Ferne!

(c) oribi-pictures

Sandra schwer bepackt im Abel Tasman Track (c) oribi-pictures

WW: Neuseeland ist also kein Favorit gewesen?

Neuseeland ist gut erschlossen und man braucht keine Angst zu haben, dass man etwas verpasst, wenn man erst in zehn Jahren hinfährt. Wer aber heute nicht nach Malawi oder Bolivien reist, muss wissen, dass er in zehn Jahren ganz andere Länder vorfindet.

In Afrika haben wir jedes Mal das Gefühl, nach Hause zu kommen. Auch als ich das allererste Mal meinen Fuß auf den Kontinent setzte! Man kann nicht beschreiben, was Afrika ausmacht. Es ist nicht nur die Tierwelt, das warme Sonnenlicht, der freie Blick bis zum Horizont, und doch zählt auch das dazu … und noch viel mehr.

Unser Favorit ist eindeutig Namibia, auch von Mosambik schwärmen unsere Kinder noch heute. Botswana ist schon nicht mehr so kindergeeignet; da kann es schon mal vorkommen, dass man eine schlaflose Nacht verbringt, weil unter dem Dachzelt ein Löwe brüllt …

WW: So gefährlich war es in Neuseeland sicherlich nicht?

Nein, es war nie gefährlich oder auch nur brenzlig. Aber geärgert haben wir uns schon oft. Die Menschen waren das aggressivste und arroganteste Volk, das wir in 15 Jahren Reisen in über 40 Ländern kennengelernt haben. Zwar waren sie interessiert und abenteuerlustig, aber oft so verbohrt und frech. Viele Erlebnisse waren Kleinigkeiten, aber in Summe war es zu viel, um Kiwis als besonders nett zu bezeichnen, höchstens wenn man sie flüchtig kennenlernt.

Und von Autofahren und entsprechenden Regeln haben die Kiwis aus deutscher Sicht keine Ahnung!

WW: Euer Neuseeland-Fazit unterscheidet sich deutlich von dem anderer Reisender. Was habt ihr von dieser Reise für euch mitgenommen?

Schon immer zieht es die Menschen in die entlegensten Gegenden unserer Erde, immer auf der Suche. Doch was erwartet man überhaupt? Uns geht es genauso, nur war uns von vornherein bewusst, dass wir auch hier nicht finden würden, wonach wir suchen. Wir werden wohl weitersuchen müssen. Eines wird uns aber immer klarer: es ist nicht das Ziel, auf das es ankommt, sondern der Weg dorthin.

 WW: Vielen Dank, ihr Weltenbummler – hoffentlich könnt ihr bald wieder losziehen!

Wer die Reisen von Enrico und Sandra verfolgen will, kann das auf ihrer Website tun – dort gibt es viel zu lesen und anzuschauen (unter anderem die Fotos, die ihr hier sehen könnt)!

Jenny

8 Kommentare

  • Was lange währt… Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Hoffentlich habt Ihr das mit den Kindern nicht als Kritik durch mich aufgefasst. Ich beneide die eher :-)
    LG, Christian

  • Beeindrucken was die beiden / ihr erzählen/erzählt. Vor allem die Organisation. Es sind ja nicht mal nur Flüge und Reisen selbst, sondern mit drei Kindern zu reisen. Schon zuhause ist es ja meistens nicht einfach. Und Schulpflichten etc. müssen ja auch irgendwie koordiniert werden. Und! Was ich auch interessant finden würde: wie nehmen die Reisen auf bzw. inwiefern unterscheiden sich die Kinder von anderen?
    Und ganz pragmatisch: wie finanziert man derartiges!?
    Wenn einer eine Reise macht… Wenn die beiden Zeit haben, dann würde ich sehr gerne ein zweites Interview lesen dürfen!
    LG, Christian

    • Hallo Christian,

      danke für deine Reaktion auf unser Interview. :)

      Die Vorbereitung einer solchen Reise nimmt wirklich viel Zeit in Anspruch. Das wollen sich im Vorfeld schon die meisten Leute nicht zumuten. Für mich ist aber auch das schon Teil der Reise und ich recherchiere dementsprechend gern.
      Wir haben nur 2 Kinder, aber auch da müssen gewisse Dinge abgestimmt werden, sei es der Fußballverein oder die Essenlieferungen im KiGa und überhaupt einige andere Verträge. Schulpflichtig waren unsere beiden zum Zeitpunkt der Reise noch nicht. Das wäre sicherlich noch mal eine ganz andere Herausforderung. Soweit ich weiß, muss man sich da in erster Linie mit der Lehrerin unterhalten und eine Erlaubnis bekommen, dass das Bildungsniveau eines Kindes unter einer längeren Reise nicht leidet. Danach dann noch der Behördenkram, weil in Deutschland Schulpflicht herrscht und nicht wie anderswo nur Lehrpflicht. Ich schätze bei der heutigen Einstellung vieler (worum geht’s, ich bin dagegen) kann das zum Spießrutenlauf werden. Aber vor diesem Problem standen wir nicht.

      Die Kosten einer solchen Reise lassen sich im Vorfeld ja recht leicht überschlagen.
      Nun muss jeder selber wissen, was er bereit ist für ein paar Monate freies glückliches Leben zu investieren und ob man dazu bereit ist auf den neuesten 65 Zoll HDTV zu verzichten. Schraubt man dann auch noch die Kino- und Restaurantbesuche auf ein überschaubares Maß herunter und investiert nicht jeden Monat zu viel Geld in neue Klamotten, Handyverträge etc., dann wird man den einen oder anderen Hunderter beiseite legen können.
      Klar, ohne Kinder oder mit Kindern unter 2 Jahren könnte man günstiger unterwegs sein. Aber diese Option stand für uns nicht und beim Reisen ohne Kinder würde uns was fehlen. Kommt für uns also gar nicht in Frage. Wir wussten 4 Jahre vorher, dass wir diese Reise tun werden. Uns war auch klar, dass davon 1 Monat unbezahlter Urlaub genommen werden muss und wir 1 Jahr mit wenigen Ausnahmetagen auch komplett auf Urlaub verzichten würden (dafür mehr Wochenendtrips).
      Wir haben ein Urlaubskonto, wo wir monatlich ein paar Hundert Euro einzahlen und für diese Reise haben wir darauf noch ein paar Euronen mehr eingezahlt. Dann ging das schon irgendwie. Danach waren wir pleite, aber wir wussten ja mit dem neuen Gehalt bleibt Stück für Stück wieder etwas übrig. (Dass wir das neue Geld anschließend in eine teure Komplettsanierung unseres Erdgeschosses nach einem Wasserschaden stecken müssen, wussten wir davor noch nicht) ;)

      Wie Kinder so eine Reise wegstecken, erleben, was auch immer?
      Wenn du dich einmal damit beschäftigst, wirst du feststellen, dass wir nicht die einzigen „Exoten“ dieser Art sind. Und alles läuft auf dieselben positiven Erfahrungen hinaus.
      Wir hatten auch schon zig Mal zuvor Diskussionen durch und gehört, dass „man eine Fernreise doch nicht mit Kindern machen darf“.
      Ich stelle mir dann bloß immer die Frage, warum nicht? Passen die Eltern im Ausland weniger auf ihre Kinder auf? Gibt es dort im Supermarkt vergiftete Spaghetti und Wasserflaschen? Oder ist der böse schwarze Mann dran schuld, der dort überall lungert?
      Darauf gibt es keine richtige Antwort. Man erlebt im Vorfeld von den meisten Menschen einen enormen Gegenwind. Vielleicht schrecken die meisten auch vor ihrer eigenen Courage zurück oder geben nach, weil 99 von 100 Personen sagen, dass sollte man nicht machen. Den Kindern wird das alles herzlich egal sein. Für sie ist nur wichtig, dass sie sicher bei Mama und Papa sind, egal ob in Neuseeland oder im Spreewald.
      Mut zusprechen kann ich jedem, aber am Ende wird nur einer von 100 Leuten wirklich ernsthaft über so eine Reise nachdenken.
      Vielleicht lesen manche unseren Reisebericht nur, um sich mal einen Augenblick lang in die Ferne zu träumen. Andere um Bestätigung zu finden, dass man doch auf dem richtigen Weg ist so eine Reise in Angriff zu nehmen. Und wieder andere lesen es, weil man sich selbst möglicherweise so eine Reise nie zutrauen würde, aus was für Ängsten und Sorgen auch immer.

      Lieber Christian, wenn du genaueres über unsere Erfahrungen beim Thema Reisen mit Kindern (oder ohne) haben willst, kannst du mich jederzeit über unsere Webseite kontaktieren.

      Viele Grüße
      Enrico

  • Liebe oribis,

    ja, das Interview schulde ich Jenny noch. Und einen Reisebericht inkl. Fotos muss ich wohl auch noch schreiben, nicht wahr? Ich habe mich dazu noch nicht so richtig durchringen können, wir sind ja erst seit ein paar Tagen zurück. Und mein Blog macht mir auch kräftig Arbeit … schaut doch mal vorbei, ich würde mich freuen! LG Kerstin

  • Danke für das tolle, etwas andere Interview. Eure Meinung und Sichtweise deckt sich (leider) auch mit unseren Wahrnehmungen und Erfahrungen – wir sind erst vor ein paar Tagen von unserer sechsmonatigen Reise nach Neuseeland und Australien zurückgekehrt. In einem Punkt muss ich aber widersprechen: Ich glaube schon, dass Neuseeland in zehn oder zwanzig Jahren ein anderes Land sein wird (leider) – ich war vor mehr als 20 Jahren das erste Mal dort (ohne Kinder damals :-) ), und da war Neuseeland noch so schön einsam und wild, wie es uns das neuseeländische Tourist Marketing seit Jahren erfolgreich vermittelt. Wir waren an vielen Orten auch enttäuscht, insbesondere auch von den vermeintlich so netten und liebenswerten Neuseeländern …

    • Hallo Kerstin,

      interessant zu hören, dass ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Habt ihr einen eigenen Reisebericht und Fotos, in dem wir stöbern können?

      LG
      Die „oribis“ ;)

Hier kommt deine Meinung rein.