Julia und Toby haben ein Reiseprojekt auf die Beine gestellt, das viele als komplett irre bezeichnen würden: Sie reisen während ihrer Elternzeit in wildem Zickzack über den Globus, im Schlepptau ihre fünf Monate alten Zwillinge. Ihre Unterkünfte finden sie über Airbnb – und zwar auf der ganzen Welt. Wir haben die beiden “Verrückten” nach ihren Erlebnissen in Japan ausgefragt – wo sie den ersten Geburtstag ihrer Jungs gefeiert haben.
Weltwunderer: Ihr folgt auf eurer Weltreise nicht eben der „klassischen“ Route – spannend! Wie kam Japan denn auf eure Länderliste?
Wir wollten sehr gern auch nach Asien. Allerdings in ein sicheres Land mit guter Infrastruktur und gutem Gesundheitssystem. Mit gleich zwei Babies war uns das sehr wichtig. Da blieb gar nicht soviel übrig :) Aber Japan hat uns immer schon gereizt. In Tokyo, Kyoto und Hiroshima waren wir einmal zur Kirschblüte. Diesmal wollte wir quer durchs Land und in die Natur.
WW: Habt ihr euch auf das Land irgendwie vorbereitet?
Eigentlich nicht viel anders als für unsere USA- oder Kanada-Reise. Die einzig andere Vorbereitung war die Übersetzung des Führerscheins ins Japanische bei der deutschen Botschaft in Tokio und die Bestellung des Japan Rail Passes. Das musste vor der Reise passieren.
Ansonsten haben wir diverse Reiseführer studiert, zwei Babybetten bei der Airline für den Flug bestellt und eine Kiste Baby-Essen als Backup einpackt :)
WW: Was habt ihr in Japan so alles gemacht?
Fast alles :-) Wir waren mit Flugzeug, Zug, Schiff und Auto unterwegs. Wir waren in Großstädten wie Tokyo und Kagoshima, haben uns Tempel und Museen in Nara und Nagasaki angesehen, sind gewandert in Tsumago und auf Yakushima, und waren am Ende der Reise auf einer tropischen Insel namens Okinawa zum Badeurlaub!
WW: Was war euer Favorit in Japan?
Ganz klar, das war das Wandern auf Yakushima. Diese Insel ist einfach unglaublich. Die Einheimischen sagen, dass es hier 35 Tage im Monat regnet :-) Aber genau das macht den Reiz aus. Die ganze Insel ist grün bewachsen und sieht mit den Bergen und den darin hängenden Wolken aus wie aus einem Märchenfilm. Die Wanderwege und Wasserfälle sind wunderschön und unvergleichlich!
WW: Wie fandet ihr das Reisen mit Babys in Japan?
Im Großen und Ganzen total unproblematisch und wirklich schön! Die Japaner haben überall Wickelplätze, stillen kann man in der Öffentlichkeit und sogar auf fast allen Toiletten gibt es Babysitze zum Baby absetzen. In den großen Shopping-Centern gab es oft Indoor-Spielplätze für die Kleinen. Und unsere mitgebrachten Babybetten haben den Babies immer den gleichen Schlafplatz beschert.
Die Reisetage, an denen man die Unterkunft wechselt, waren allerdings oft auch anstregend für Babys und Eltern. Man sollte mindestens drei Tage an einem Ort bleiben.
WW: Wie seid ihr mit Airbnb in Japan zurechtgekommen?
Airbnb und Japan, das hat super funktioniert. Alle Gastgeber konnten gut Englisch und gaben uns vor und während der Reise super Tipps. Das Ein- und Auschecken ging auch immer problemlos. In Nara wurden wir sogar am Bahnhof mit dem Auto abgeholt. Nur hatte unsere Gastgeberin mit weniger Gepäck gerechnet, so dass am Ende nur unser Gepäck abgeholt wurde, auch gut :-)
Unsere Airbnb-Unterkünfte waren immer sehr groß und hatten zwei Schlafzimmer. Sie lagen damit in der gleichen Preiskategorie wie Standardzimmer in einem Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel. Dafür hatten wir aber viel mehr Platz zum Krabbeln, Toben, Spielen und Schlafen. Ein Luxus, der mit Zwillingen viel mehr wert ist als ein Frühstücksbuffet.
WW: Wo gab es Probleme, wo musstet ihr eure Erwartungen anpassen?
Der Jetlag nach Japan hat uns schon etwas umgehauen. In den USA kamen wir abends an und konnten direkt alle ins Bett gehen. Das ging super. In Japan kamen wir mittags an und die Kinder haben die ersten vier Abende nicht richtig in den Schlaf gefunden. Da war ich auch mal von 0 Uhr bis 3 Uhr nachts mit den Kids in Tokyo unterwegs! Aber da kann man nicht viel machen.
Wichtig ist, dass man erstmal nach der Ankunft fünf Tage an einem Ort bleibt, um sich zu akklimatisieren. Zwei Schlafzimmer waren auch wichtig, so dass die Kinder sich nicht gegenseitig aufweckten, wenn sie denn dann mal schliefen ;-)
WW: Hättet ihr im Nachhinein etwas anders gemacht?
Erstaunlicherweise nicht. Nach so vielen Reisen vorher wussten wir genau, was wir wollten und was nicht. Zum Beispiel wollten wir viel Zeit fernab von Großstädten verbringen, wollte am Ende nochmal neun Tage zum Ausspannen am Meer haben und nicht alle drei Tage den Ort wechseln. Das hat alles wunderbar geklappt. Nur unsere Sonnenbrillen hatten wir zu Hause vergessen… trotz Checkliste!
WW: Würdet ihr Japan als Reiseziel anderen Eltern empfehlen? Auch mit Babys?
Auf jeden Fall. In Japan lässt es sich sehr einfach reisen. Das Zugticket “Japan Rail Pass” gibt es für 7, 14 und 21 Tage und man kann spontan zu jeder Zeit fast jeden Zug im ganzen Land nehmen. Nur ein paar Highspeed-Pendlerzüge sind ausgeschlossen. Unterkünfte kann man bequem online bei Airbnb oder Booking.com buchen, und die meisten Gastgeber auf diesen Portalen sprechen Englisch. Das Land ist super sicher, hat ein sehr gutes Gesundheitssystem und ist wirklich wunderschön und abwechslungsreich.
WW: Wo geht es als nächstes mit euren Zwillingen hin?
Nach La Gomera – wieder etwas näher dran an unserer Heimat Berlin und nur mit einer Stunde Zeitumstellung. Da kann die ganze Familie auch mal wieder zusammen in einem Hotelzimmer schlafen :-)
Wir danken euch für das Interview! Eure Erlebnisse zeigen anderen Eltern hoffentlich, dass eine Reise nach Japan auch mit Baby-Zwillingen gar nicht so irre ist.
Und ihr, liebe Leser: Lest unbedingt mehr über die wahnwitzigen Reise-Erlebnisse von Julia und Toby auf ihrem Blog withtwinsaroundtheworld.com!
- DOC Campsite Pass in Neuseeland: Lohnt er sich für Familien? - 5. Oktober 2024
- Zürich mit Kindern: Geht das auch günstig? - 12. September 2024
- Vøringsfossen: ein Highlight der Hardangervidda - 11. August 2024
Wir werden im Oktober für 6 Wochen nach Japan reisen und sind uns sehr unschlüssig ob wir mit unserer Kleinen (dann 9 Monate) alles mit dem Zug machen oder auch eine Zeit mit dem Auto umher reisen wollen. Jeder sagt uns Japan ist so unglaublich teuer. Daher haben wir Respekt vor der Maut aber wollen dennoch auch an ruhigere Orte können und kleinere Unterkünfte aussuchen. Aber ob das mit dem Zug so möglich ist?
Habt ihr uns einen Tipp?
Liebe Rebecca,
wie das Reisen mit dem Zug ist, wissen wir nicht, wir kennen ja bisher nur das selbstbestimmte Reisen per Auto bzw. Campervan. Wir haben uns aber auf jeden Fall oft beglückwünscht, dass wir “off the beaten track” in kleine Dörfchen oder zu abgelegeneren Sehenswürdigkeiten fahren konnten, ohne komplizierte Fahrpläne checken zu müssen. Und natürlich ist es toll, einen Ort ab 17 Uhr für sich allein zu haben, sobald die Tagestouristen wieder in den Zug gestiegen sind…
Es kommt wohl darauf an, was ihr alles sehen wollt; lange Distanzen sind per Auto doch eher umständlich zu bewältigen, weil man nicht schnell fahren darf und eben auch Maut bezahlt. (Wobei die auch nicht sooo teuer ist; hast du unsere Aufstellung des Reisebudgets schon gefunden?) Vielleicht kombiniert ihr ja einfach, Mietautos gibt es ja in jeder Stadt?!
Eure Aufstellung habe ich danach gesehen, ja :)
Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort!
Wahrscheinlich wird es wirklich eine Kombination werden. Wir möchten einerseits z.B. gerne Kyoto und Tokio etc. anschauen aber dennoch lieber viel Zeit außerhalb des ganzes Trubels sein.
Und da wir schon viel mit Camper in Europa unterwegs waren, wird uns das bestimmt glücklicher machen.
Die Kombi „Zug und große Sehenswürdigkeiten“ sowie „Camper und Ruhe und Gemütlichkeit“ müsste für uns perfekt sein.
Lieben Dank noch mal und Daumen hoch für euren Website Gibt super Einblicke!
Huch, da hat es mir im letzten Satz die Rechtschreibung verhagelt…
Hallo,
ich glaube, am Ende ist es alles halb so wild. Du kannst dir ja auch, wenn Du unsicher bist, noch professionellen Rat einholen, von Leuten, die das Land kennen. Dann geht es auch entspannter in die Elternzeit in Japan – [Link entfernt] – oder ähnliches.
Das klingt nach einer traumhaften Reise. Wie ist das denn bzgl Impfungen? Man liest sehr unterschiedliches dazu. Und wie ist das mit Babybrei in Japan? Unser Kleiner ist 9M und Japan würde uns sehr reizen, inspiriert durch euren tollen Blog vielleicht auch mit CamperVan :) danke für die Tipps, LG Laura
Liebe Laura,
Japan ist ein absolut sauberes und hygienisches Land. Außer den gängigen Impfungen, die auch in Deutschland angeraten sind, wird da nichts nötig sein. Allenfalls wegen der japanischen Enzephalitis würde ich euch eine Beratung mit eurem Kinderarzt empfehlen; wenn ihr aber nicht im Hochsommer unterwegs seid und in Gegenden wandert, wo viele Mücken sind, ist das Risiko dafür auch ziemlich niedrig, denke ich. Unsere Kleine hat diese Impfung mit etwa 12 Monaten sehr gut vertragen.
Wie es mit Babybrei aussieht, weiß ich wirklich nicht, denke aber, dass das (für etwas mehr Geld als von zu Hause gewohnt) durchaus auch in Japan üblich sein wird. Zumindest in größeren Städten ist alles sehr westlich bzw. kann man sehr westlich leben, wenn man das möchte :-)
Viel Spaß euch bei der Reiseplanung – eure Kleine wird Japan sicher lieben!
Ein Aufenthalt in Japan ist sicherlich empfehlenswert. Allerdings stell ich mir das ohne Kinder schon stressig genug vor und dann erst mit 2 Kleinkindern. Hätte ich vermutlich nicht gemacht.
lg Johanna
Muss ja auch nicht jeder machen. Ist aber schade drum. Wir kennen kein Land (mit Ausnahme von Neuseeland vielleicht), in dem das Reisen mit Kindern einfacher wäre.