! Aktualisiert am 12. März 2022
Zugreisen sind in! Klimabewusste Reisende können heute mit der Unterstützung von Zug-Reisebüros von Deutschland bis nach Vietnam auf Schienen fahren. Wir haben das – noch – nicht probiert, aber wir können euch schon mal erzählen, wie das Zugfahren in Vietnam mit Kindern funktioniert. Spoiler: Wir fanden es super!
Wer schon öfters als Backpacker durch Thailand, Laos und Kambodscha gereist ist, für den ist klar: Dort fährt man mit dem Bus. Die meisten Low-Budget-Reisenden investieren zumindest für die längeren Fahrten die 10 bis 15 Dollar für den Super-VIP-Bus; öffentliche Busse sind zwar um ein Vielfaches billiger, aber dann auch richtig “abenteuerlich”.
Ohne Kinder haben wir das alles gern gemacht und ertragen; so richtig bequem sind die Busse in Südostasien nämlich nicht (Stichwort: eiskalte Aircon und Kungfu-Filme in brüllender Lautstärke über den Bord-TV). Ganz zu schweigen von der Sicherheit! Wir haben da einige Situationen erlebt, bei denen wir uns schreckensbleich in die Sitze krallten…
Nach unserer Höllenfahrt mit dem Sleeper Bus von Mui Ne nach Hoi An war auf unserer Vietnam-Reise mit Kindern klar: Wir steigen hier nie wieder in einen Überlandbus. Von da an waren wir Zugfahrer. Und wir haben es nicht bereut!
-> Hier vergleichen wir die Verkehrsmittel in Vietnam ganz ausführlich
-> Hier erklären wir, wie das Mopedfahren in Vietnam mit Kindern funktioniert
Inhalt
Zugfahren in Vietnam
Auch wenn viele von den bequemen Sleeper-Bussen schwärmen, in denen man halb liegend fährt: Zugfahren ist in Vietnam die beste, zumindest aber die sicherste Art zu reisen. Das 2.600 km lange Schienennetz Vietnams erstreckt sich durch das ganze Land – bis auf das Mekong-Delta und das zentrale Hochland sind fast alle für Reisende interessanten Orte damit gut zu erreichen.
Anders als beim Busfahren schaut man aus dem Zugfenster auf relativ unberührte und teilweise atemberaubend schöne Landschaften, und man muss dabei weder stundenlang auf die nächste Pinkelpause warten noch Angst um sein Gepäck oder sein Leben haben.
Die Züge in Vietnam haben so klingende Namen wie SE, SP, TN oder LC. Die Nummer dazu zeigt an, in welche Richtung der Zug fährt. Der SE1 fährt von Hanoi nach Saigon (ungerade Nummer), der SE2 fährt in die andere Richtung (gerade Nummer).
Wenn ihr einen 5-Star oder einen SE-Zug bucht, bekommt ihr grundsätzlich Aircon. Bei den langsameren SP, TN und LC-Zügen ist es verschieden. Auf jeden Fall lassen sich die Fenster in einem Aircon-Waggon nicht öffnen; das ist schlecht, wenn man fotografieren will. Auch wenn sich die Fenster öffnen lassen, sind sie aber oft mit Metallgittern gesichert, weil Kinder in den Städten angeblich oft Steine auf die Züge werfen.
Die Verbindungen, die es heute gibt, wurden schon 1936 fertiggestellt und haben sich seitdem nicht verändert. Offiziell besteht das vietnamesische Eisenbahnsystem aus sieben Linien, für Reisende kommen aber nur drei davon in Frage.
Der “Reunification Express” von Hanoi nach Ho Chi Minh City
Diese Nord-Süd-Route ist die Hauptverbindung und bei weitem die beliebteste. Sowohl Vietnamesen als auch Touristen nutzen diese Route am häufigsten. Die verschiedensten Züge fahren auf dieser Linie – vom schicken Expresszug bis zu abgehalfterten Bummelzügen.Es gibt mehr als 100 Stationen, von denen etwa 20 Stationen durch die “großen” Züge bedient werden. Dazu gehören:
- Hanoi
- Hue
- Da Nang (von hier fährt man mit dem Bus nach Hoi An)
- Nha Trang
- Muong Man oder Phan Tiet (von hier geht es nach Mui Ne)
- Saigon bzw. Ho-Chi-Minh-City
Oft werden die Züge auf dieser Hauptlinie als “Reunification Express” bezeichnet. Damit ist kein konkreter Zug gemeint (wie etwa der Orient Express), sondern einfach die Verbindung.
Wer von Hanoi bis HCMC durchfährt, braucht etwa 31 bis 38 Stunden.
Nachtzug nach Sa Pa: der Zug von Hanoi nach Lao Cai
Im Nordwesten von Hanoi liegt das legendäre Bergland von Sa Pa, wo sich bildhübsche Reisterrassen in den Himmel erstrecken und bildhübsche Bergvölker der Hmong ihre farbenfrohen Trachten präsentieren (Werbesprech beiseite: Sie feilschen wie die Kamelhändler und nerven Touristen so lange, bis die etwas kaufen, um Ruhe zu haben).
Um nach Sa Pa zu kommen, kann man mit dem Bus von Hanoi fahren, das ist preiswert und dauert etwa sechs Stunden. Man kann aber auch sehr bequem den Nachtzug nehmen, der abends in Hanoi startet und morgens in der Grenzstadt Lao Cai ankommt. Von hier nimmt man ein Taxi oder einen Minibus hinauf nach Sapa – Achtung, wer zu Reisekrankheit neigt, sollte vorbeugend etwas einnehmen! Die Serpentinen sind ordentlich, und die Vietnamesen zeichnen sich definitiv nicht durch behutsames oder sicheres Fahren aus.
Für Zugreisende ist der Nachtzug nach Sa Pa ein wenig verwirrend; eigentlich ist es ein staatlicher Zug wie alle anderen, aber diese Verbindung wird außerdem von verschiedenen Privatunternehmen angeboten – jeder dieser privaten Waggons sieht anders aus, und man kann sie bei verschiedenen Reisebüros buchen. Komfort und Ausstattung variieren genauso wie die Ticketkosten. Echten Luxus bietet der “Victoria”-Waggon, der nur für Gäste des “Victoria Sapa Hotel” reserviert ist.
Unsere Nachtfahrt nach Sa Pa bzw. Lao Cai hätte beinahe böse geendet: Etwa eine Stunde vor der Ankunft, also 5 Uhr morgens, hielt der Zug plötzlich an. Nach und nach erfuhren wir, dass ein Erdrutsch die Schienen blockierte. Wir blieben sitzen, wurden nach einer Weile mit Cup Noodles versorgt (die wir mit Wasser aus dem Heißwasserspender aufgossen) und konnten dann zuschauen, wie eine Schlange von Männern mit Schaufeln am Zug entlangtrabten. Etwa vier Stunden lang schippten die Arbeiter die Erde beiseite, dann konnte es weitergehen. Ich will gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn der Erdrutsch uns während der Fahrt “live” überrascht hätte…
Keine Zug nach…
Nicht alle Highlights von Vietnam werden direkt von Zügen angesteuert. Die wichtigsten Ausnahmen sind Hoi An, Mui Ne, Da Lat und die Halong Bay. Hoi An und Mui Ne erreicht man von relativ naheliegenden Zugstationen per Bus oder Taxi in etwa 30 Minuten. Die Halong Bucht erreicht man vom Bahnhof Hai Phong durch eine Fähre. Da Lat ist etwas abgelegener.
(Okay, Sa Pa wird eigentlich auch nicht direkt erreicht; aber alle Welt spricht nun mal vom “Nachtzug nach Sa Pa”.)
Zugtickets kaufen in Vietnam
Habt ihr schon mal eine Gruppe von Vietnamesen in Vietnam gesehen, die in einer Schlange warten? Wir nicht. Wenn Vietnamesen irgendwo anstehen, dann drängen alle gleichzeitig nach vorn zum Schalter, winken mit ihren Zetteln oder Geldscheinen und rufen laut, was sie wollen. Der Stärkste oder Lauteste ist zuerst dran. Das war schon bei der Einreise in Vietnam so, und wir wussten: In diesem Spiel haben wir keine Chance.
Weiteres Problem: Zugtickets können am Schalter nur in Dong bezahlt werden. Das Bezahlen von Beträgen mit mehreren Nullen in ungewohnten Scheinen, unter Stress, stellt ideale Bedingungen für Abzocker dar. Nachdem wir bereits im Stadtbus um kleine Beträge beschissen worden waren, wollten wir das Risiko bei höheren Summen gern vermeiden.
Tickets online kaufen – das geht inzwischen auch in Vietnam über diverse Web-Anbieter. Die englischsprachige Plattform Baolau akzeptiert internationale Kreditkarten und schickt euch ein E-Ticket aufs Handy, das ihr beim Einsteigen vorzeigen könnt. Beliebt ist auch 12Go Asia*, dort könnt ihr nicht nur Züge, sondern auch Busfahrten und Flüge buchen.
Auf der offiziellen Seite der vietnamesischen Bahn kann man sich zwar die Zugfahrpläne anschauen, bezahlen geht aber nur mit einer vietnamesischen Kreditkarte.
Wir haben unsere Zugtickets aus Bequemlichkeit immer in dem Hotel gebucht, in dem wir gerade waren. Jedes Hotel in Vietnam hat auch eine angeschlossene Reiseagentur und bucht für Gäste gern Zugtickets, Rundreisen und auch Flugtickets (für einen Aufschlag, versteht sich). Heute würden wir wohl online buchen.
Zugtickets in Vietnam kann man bis zu drei Monate im Voraus kaufen. Man kann mehrere Tickets auf einmal kaufen, also die ganze Reise mit allen Stationen durchplanen; dann legt man sich aber auf bestimmte Verbindungen fest. Ein “open ticket” oder einen Rail Pass gibt es in Vietnam nicht.
Tipp: Informiert euch vor eurer Reise über die wichtigsten Feiertage in Vietnam – am Chinesischen Neujahr, dem langen 1.-Mai-Wochenende oder am Independence Day im September ist das ganze Land unterwegs. Zugtickets an diesen Daten sind viel teurer und blitzschnell ausgebucht.
Unsere bereits gekauften und bezahlten Zugtickets mussten wir dann immer am Bahnhof abholen. Da das lange dauern kann, weil alle Vietnamesen sich vordrängeln, sollte man dafür ein Zeitpolster einkalkulieren! In Hanoi bekamen wir am Schalter nur einen Zettel und einige vage Handbewegungen: Da draußen irgendwo sollten wir hingehen. Vor dem Bahnhof saßen zahlreiche “fliegende Händler” mit Clipboards und langen Listen. Einer von denen schnappte sich unseren Zettel und führte uns zu einem anderen, der tatsächlich die Zugtickets für uns bereithielt.
Aufregend!
Was kostet Zugfahren in Vietnam?
Einen genauen Preis kann ich hier leider nicht nennen; nicht einmal der Preis für dieselbe Zugverbindung am selben Tag wäre derselbe, da es viele verschiedene Ticketkategorien gibt. Die Ticketpreise hängen von mehreren Faktoren ab:
- Art des Zuges (Expresszug, Schnellzug, Bummelzug…)
- Art der Zugkategorie (A, B, C oder D)
- Art des Sitzes (Sitzplatz oder Schlafwagen, “hard seat” oder “soft seat”, mit oder ohne Aircon…)
- Reisetag
- Tag der Reservierung
- Auslastungsgrad
- Ticketkauf direkt am Schalter, online oder über Agenturen (diverse Aufschläge)
Als grobe Orientierung kann ich sagen, dass der Nachtzug von Hanoi nach Sa Pa (die “guten” Waggons!) um die 40 US-Dollar kostet. Der Bus kostet im Vergleich zwischen 10 und 15 US-Dollar.
Kinder unter sechs Jahren bezahlen in Vietnam nichts, haben dann aber auch keinen eigenen Sitzplatz (ist im Reisebus genauso – dort solltet ihr definitiv auf einem eigenen Sitzplatz bestehen, auch wenn das ein Vietnamese nicht versteht).
Zwischen 6 und 9 Jahren sind Zugtickets für Kinder 25 % günstiger, ältere Kinder zahlen den vollen Preis. Unter Umständen will das Zugpersonal beim Einsteigen den Reisepass sehen, um das Alter eures Kindes zu prüfen.
Zugfahren in Vietnam: wie ist das so?
Wie schlimm wir den Sleeper Bus von Mui Ne nach Hoi An fanden, habe ich ja schon erzählt. Die vietnamesischen Züge haben uns im Vergleich dazu sehr positiv überrascht.
Sie sind zwar nicht schnell – die Expresszüge schaffen maximal 70 km/h. Aber dafür kann man wunderbar geruhsam aus dem Fenster schauen, auf Reisfelder, kleine Dörfer, unberührte Strände, Berglandschaften… Die Schienen sind zwar alt, aber gut in Schuss; es hat jedenfalls nicht stärker gewackelt als auf der Fahrt von Prag nach Budapest.
Auf Pünktlichkeit darf man in Vietnam keinen Wert legen, sonst wird man wahnsinnig. Weil es auch auf der Hauptlinie von Nord nach Süd oft nur eine Schiene gibt, gibt es sehr oft Verspätungen. Die Züge fahren meist pünktlich ab, kommen aber oft Stunden später an. Für Nachtzugfahrten ist das eigentlich cool – ich persönlich bin nämlich kein Fan davon, morgens vor 6 Uhr aufzustehen.
Etwa eine halbe Stunde vor der Abfahrt solltet ihr am Bahnhof sein. Dann ist genug Zeit, um die reservierten Tickets abzuholen oder zu kaufen und sich um Verpflegung zu kümmern. Fliegende Händler kommen in Vietnam nicht auf die Bahnsteige; die öffnen erst kurz vor der Abfahrt des Zuges und dürfen nur von Ticket-Besitzern betreten werden. Essen muss man sich also in der Bahnhofsvorhalle oder auf dem Vorplatz kaufen.
Im Nachtzug nach Hanoi wurde auch Essen direkt im Zug verkauft. Es handelte sich um – für uns – undefinierbare Dinge in einer Schüssel, plus undefinierbare Dinge aus Gelee und Hackfleisch in einem Bananenblatt. Dass wir dafür 30 US-Dollar bezahlt haben (Achtung, Abzocke!), ärgert uns bis heute. Zum Frühstück gab es dann stattdessen Popcorn, das der Weltwundermann bei einem Blitz-Einkauf an einer Zwischenhaltestelle besorgte.
Rüstet euch also für längere Zugfahrten unbedingt mit genug Essen aus – die Vietnamesen wissen genau, dass hungrige Touristen keine Verhandlungsmacht haben ;-)
Vor den Toiletten im Zug hatte ich ein wenig Angst… Die waren aber total in Ordnung: In jedem Waggon des Nachtzugs gab es zwei Toilettenabteile. Eines war eine asiatische Hocktoilette, das andere eine “westliche” mit einem Handwaschbecken. Eine gute Idee ist eine eigene Rolle Toilettenpapier und eine Flasche Desinfektionsmittel – dem Wasser aus dem Handwaschbecken vertraue ich nicht.
Wer im Zug wickeln muss, hat ein Problem. Wickeltische gibt es in ganz Vietnam nicht. Eure beste Option ist eine robuste, abwischbare Decke, die ihr auf den Boden des Waggons (nicht der Toilette!!) oder auf eure Liege legt. Eure Mitreisenden werden das ganze mit freundlicher Anteilnahme begleiten, in Vietnam regt sich niemand über kleine Kinder und ihre Bedürfnisse auf.
Manchmal findet man auch einen Heißwasserspender: Damit kann man Cup Noodles oder einen Instantkaffee aufgießen, wenn man sich entsprechend vorbereitet hat. Das Wasser ist kochendheiß, insofern sollte es sicher sein.
Offizielle Gepäckträger gibt es in Vietnam nicht. Auch keine Wagen, auf denen man am Bahnhof die Koffer herumschieben kann. Zwar ist die Gepäckmenge prinzipiell unbegrenzt, aber in den Zügen ist nicht viel Platz! Da es beim Ein- und Aussteigen oft hektisch zugeht, sind Rucksäcke nach unserer Meinung die beste Option für Vietnam-Reisen mit Kindern.
Ach ja: Rechnet nicht damit, euer Gepäck am Bahnhof einschließen zu können. Die “Gepäckaufbewahrung” ist oft nur ein Obststand, hinter dem ihr eure Tasche stellen könnt. Wenn ihr das riskieren wollt – bitteschön…
Und jetzt noch ein allgemeiner Hinweis: Vietnamesen reisen anders als Europäer. Darauf muss man sich einlassen! Die Vietnamesen, die wir im Zug getroffen haben, breiteten ihre kompletten Sachen im Abteil und auf dem Boden aus. Babys spielten dort, kleine Kinder jagten juchzend durch die Gänge. Essen und Getränke wurden gemeinsam und unter lautem Geschnatter und Gelächter verzehrt, wobei Eierschalen und andere Reste ungeniert auf dem Boden unter den Sitzen landeten.
Wenn das für euch nach einer coolen Reise klingt – super! Wenn ihr schon beim Lesen die Augenbrauen hochzieht, solltet ihr definitiv ein eigenes, geschlossenes Abteil buchen ;-)
Welche Ticket-Kategorien gibt es?
Früher hatte Vietnam Rail zwei verschiedene Preissysteme: eines für Einheimische, das andere für Touristen. Seit etwa 2010 ist das abgeschafft. Zumindest in der Theorie sollten Touristen für ihre Tickets am Bahnhof genauso viel bezahlen wie Vietnamesen. (Wie glauben das ja nicht…)
Eine andere Sache ist es, wenn ihr eure Zugtickets im Reisebüro oder im Hotel kauft; dann gibt es ziemlich wahrscheinlich einen ordentlichen Aufschlag. Günstig waren unsere Zugfahrten im Vergleich zu einem Bus-Ticket definitiv nicht.
Man kann in Vietnam sehr preiswert Zug fahren, wenn man eine niedrige Sitzplatz-Kategorie wählt. Je nach Art des Zuges gibt es verschiedene Klassen.
“Hard seat”: Ist genau das, eine harte Holzbank in einem klapprigen Waggon mit Fenstern, die man herunterziehen kann. Hiermit fahren die meisten Vietnamesen, diese Plätze sind also fast immer schnell ausgebucht und die Wagen sind rammelvoll.
“Soft seat”: Immer noch günstig und für Europäer-Pos deutlich empfehlenswerter, jedenfalls für kürzere Fahrten am Tag. Es gibt die Abstufungen “reclining air-con”, “air-con” und “non air-con”.
“Hard sleeper”: Wer aufs Geld achten will, kann ohne Sorge für Nachtfahrten diese Ticketklasse buchen. Man liegt hier auf ziemlich schmalen Liegen in einem Sechser-Abteil, das entweder mit einem Ventilator oder per Aircon gekühlt wird. Das oberste Bett ist das preiswerteste, hier ist es nämlich am wackeligsten und am wärmsten (bzw. bei laufender Klimaanlage arktisch kalt).
Nachteil: Die Hard Sleeper Abteile haben keine Türen. Man muss hier also gut auf sein Gepäck aufpassen!
“Soft sleeper”: Wer schon in Europa mit dem Nachtzug gefahren ist, wird hier nichts an Komfort vermissen. Die Betten im Vierer-Abteil sind bequem und recht breit, die Bettwäsche ist sauber und oft wird man mit einem Obstkorb und Wasserflaschen begrüßt. Auch diese Abteile gibt es mit und ohne Aircon. Anders als im “hard sleeper” haben diese Abteile eine Tür, die man verriegeln kann. Preislich unterscheiden sich die einzelnen Betten nicht.
Achtung, Abzocke (mal wieder…)
Was uns Vietnam als Reiseziel definitiv ein wenig vergällt hat, sind die ständigen, nervigen Versuche, Touristen abzuzocken oder zumindest zu übervorteilen. Scams in Vietnam hat eigentlich jeder erlebt (auch wenn viele erst später bemerken, dass und wie sie abgezockt wurden).
Auch beim Zugfahren in Vietnam heißt es aufpassen:
- Kauft nie Zugtickets von fliegenden Händlern am Bahnhof.
- Kauft nie ein “Upgrade” für euer Zugticket, wenn euch das jemand anbietet.
- Zählt immer genau euer Wechselgeld nach, wenn ihr ein Ticket gekauft habt; oder bezahlt passend.
- Nehmt nie das Angebot an, euer Gepäck zum Zug zu tragen – wer kein Ticket hat, darf in Vietnam gar nicht auf den Bahnsteig.
- Im Abteil solltet ihr eure Gepäckstücke zusammenbinden oder mit einem Gepäcknetz aus Stahl sichern, um Diebe abzuschrecken.
- Wertsachen gehören direkt mit auf eure Liege, in eine verschlossene Tasche, idealerweise unter euren Körper oder Kopf.
- Verlasst nie das Abteil mit eurem Gepäck drin, wenn euch ein unbekannter Mitreisender um “Privatsphäre” bittet. Umziehen oder waschen kann man sich im Toilettenabteil, das ist eine Ausrede, um euer Gepäck zu untersuchen.
- Prüft genau, ob die Verriegelung eurer Abteiltür funktioniert. Gibt es nur eine Türklinke, versucht sie mit einem Kleiderbügel zu sichern. Gepäck wird offenbar häufig gestohlen.
- Bei geöffneten Fenstern im Waggon solltet ihr keine wertvollen Dinge offen liegen lassen; an den Stationen greifen Diebe von draußen in die Fenster und klauen den Passagieren direkt vom Schoß ihre Handtaschen.
(Diese Sicherheitsmaßnahmen gelten natürlich auch für die Busse; dort geht es genauso unsicher zu.)
Zwei Zug-Highlights in Vietnam
Warum sollte man überhaupt Zug fahren in Vietnam, wenn es so kompliziert und teuer ist? Na wegen der Aussicht! Es gibt immer viel zu sehen aus den Zugfenstern. Darunter sind zwei echte Highlights, die ihr in Vietnam nicht verpassen solltet:
- der Wolkenpass (Hai Van Pass): Er stellt die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam dar und ist wahrlich spektakulär. Der Zug fährt zwischen Da Nang und Hue bis zu 500 Meter hoch über dem Meer, ab und zu durch Tunnel und durch ein wunderschönes Bergpanorama. Wer diese Strecke nach Süden fährt, erblickt am Ende die beeindruckende Skyline von Da Nang über dem Meer. Wer Bus fährt, ist selbst schuld – seit 2005 fahren alle Autos und Busse durch den Hai Van Tunnel und sehen gar nichts von der Landschaft. Ätsch!
- die Train Street in Hanoi: Uns ist das damals gar nicht so sehr aufgefallen, aber der Zug fährt in Hanoi mitten durch die Stadt – und in einem Fall durch eine Gasse, die kaum breiter ist als der Zug. Die Menschen leben und arbeiten hier direkt auf den Gleisen und treten nur mehrmals am Tag kurz beiseite, um den Zug durchzulassen. Natürlich wurde die Hanoi Train Street bald belagert von Instagrammern, die natürlich für mehrere Notbremsungen sorgten. Seit 2019 ist die Train Street Hanoi deshalb für Besucher gesperrt – duh! Aus dem Zugfenster schaut man aber immer noch direkt in die Wohnungen und Restaurants der Anwohner, das ist ziemlich witzig.
-> So sieht es auf der Train Street heute aus (bzw. sah es, bis sie eben gesperrt werden musste)
Mit dem Zug von Europa nach Vietnam?
Wenn das Zugfahren in Vietnam schon so gut geklappt hat, könnte man doch auch die gesamte Anreise mit dem Zug machen, oder? Was total verrückt klingt, ist durchaus möglich – Gerhard ist nicht der einzige, der die Zugfahrt nach Vietnam schon gemacht hat. Die Fahrt dauert etwa zwei Wochen und ist bestimmt ein echtes Abenteuer!
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Wow, da hast Du Dir richtig Mühe gemacht. Toll. Wenn ich mich entscheiden müsste: Immer Bahn vor Bus in Vietnam. Und auch über Baolau. Mir war so oft kotzübel in den Bussen, schlimm. Gut, auf die Kakerlaken im Zug hätte ich auch gern verzichtet. Aber Vietnam ist halt Vietnam, ne? ;-))) Liebe Grüße, Christina
So ist es :-P
Liebe Grüße
Jenny
Also Jenny, ich muss ja sagen: Ich bewundere immer wieder Eure Flexibilität in Sachen Reisen mit Kind! Da sind wir doch deutlich gehemmter unterwegs! Aber Euer Bericht klingt eigentlich recht vertrauenerweckend – zumindest wäre es jetzt nicht mehr ganz abseits des Vorstellbaren. ;-)
Generell weiß ich, dass ich doch eher der Typ bin, der beim Reisen viiiiiiiel Wert auf Bequemlichkeit legt. Andererseits mag ich “Reise-Events”. Warum also nicht beim nächsten Mal – egal ob in Vietnam oder woanders – eine solche Etappe direkt mit einplanen?
Auf noch viele Abenteuer!
Ines-Bianca
Hallo Ines,
beim Backpacking in Vietnam braucht man schon ein bisschen “Flexibilität”, das stimmt. Aber die lernt man mit Kindern doch sowieso ;-) Was ich so schön an Südostasien finde: Man kann die Region sehr abenteuerlich und individuell entdecken, aber eben auch etwas “entschärft” für den westlichen Geschmack.
Dass man die Zugtickets heutzutage online direkt aufs Handy buchen kann, finde ich zum Beispiel einerseits toll, weil praktisch – andererseits kann man dann das aufregende Erlebnis, die Tickets bei fliegenden Händlern an den Bahnhöfen abzuholen, eben nicht mehr haben. Ein bisschen mehr Mut und Gelassenheit sorgen für viel spannendere Reisen!
Liebe Grüße
Jenny
Ich bin gerade in einem dieser Sleeperbusse im Mekongdelta unterwegs und finds einfach nur schrecklich wie die fahren. Leider gibt es auf meiner Route ausser Fliegen keine Alternative. Aber Vietnam ist eh nicht so mein Ding. Ich fand das ständige Bescheissen schon vor 20 Jahren auf meiner ersten Reise ätzend und es ist bis heute nicht besser geworden.
Hallo Oli,
so ein Update von direkt vor Ort ist ja super :-) Ich finds natürlich schade, dass sich die Mentalität in Vietnam nicht geändert hat, seit wir uns vor einigen Jahren so darüber geärgert haben. Andererseits heißt das ja auch, dass ich immer noch recht habe… ;-)
Warum bist du denn wieder nach Vietnam gefahren, wenn du es eh nicht so magst?
Liebe Grüße
Jenny
Das hat sich so angeboten: Ich musste nach China und wollte ausserdem schon lange einen alten Arbeitskollegen besuchen, der nach HCM versetzt wurde.
Aber davon abgesehen besuche ich grundsätzlich gerne Orte noch einmal, die mich nicht auf Anhieb begeisterten. Ich bin nämlich eher der Liebe-auf-den-zweiten-Blick-Typ. :)