! Aktualisiert am 23. November 2018
Traumhafte Orte gibt es in Neuseeland reichlich. Ein Ort in Canterbury ist aber noch besonderer als die anderen: Der Dalai Lama höchstselbst soll Castle Hill als “centre of the universe” bezeichnet haben. Wir haben Castle Hill besucht und eifrig nach besonderen Schwingungen gespürt…
Ich glaube, ich bin hier einer ganz großen touristischen Verschwörung auf der Spur: Ein sogenannter “urban myth” geht um über Castle Hill, eine Ansammlung von seltsamen Kalksteinformationen im Waimakariri Basin etwa 80 km landeinwärts von Christchurch in Richtung Arthur’s Pass.
In fast jedem Reiseführer und auf vielen Websites liest man zu Castle Hill diese Story: 2002 soll der Dalai Lama auf einer Neuseeland-Reise nach Christchurch gekommen sein und dort erklärt haben, er möge die Schwingungen in der Stadt nicht. Speziell fühlte er sich unwohl in der Christchurch Cathedral, die aus hellgrauen Kalksteinen erbaut ist. Und die kommen (angeblich) aus Castle Hill.
Dort liegen am Rand eines breiten Bergtals viele große und kleine Felsbrocken, wie eine Handvoll von einem Riesen verstreuter Würfel. Am Rand des Bergtals ragen die Steine wie eine Kette von Burgzinnen aus dem Boden, woher auch der Name des Ortes stammt.
Hier ließ sich der extra heranchauffierte Dalai Lama dann wohl nieder und deklarierte, er fühle hier das “Zentrum des Universums”. Krass, oder? Interessanterweise findet sich nirgendwo eine offizielle Bestätigung oder ein Foto, das beweisen würde, dass der Leader of Tibet jemals hier war.
Castle Hill – Zentrum des Universums?
Castle Hill ist wirklich wunderschön. Von dem sanften Berghang genießt man bei schönem Wetter traumhafte Blicke auf die 2.000 Meter hohen Berge der Rolleston Range im Südwesten, im Nordosten rahmt die Birdwood Range den Blick ein. Im breiten Tal, das sich weiter zum langgezogenen Lake Pearson windet, weiden in aller Seelenruhe dicke schwarze Rinder und zwischen den Felsen zupfen einige Schafe unermüdlich das Gras aus. Ansonsten bewegt sich hier nichts.
Halt, doch: Natürlich gibt es zahlreiche Touristen, die einer nach dem anderen ihre weißen Mietwohnmobile abstellen, um fix für ein paar Schnappschüsse zwischen den nächstgelegenen Felsformationen herumzuturnen (Instagrammer ahoi!). Weiter hinten sieht man hin und wieder eine Gestalt eng an den Felsen gepresst, die sich Handgriff um Handgriff am Felsen nach oben schiebt.
In Boulder-Kreisen ist Castle Hill extrem bekannt; wir haben einen Kletterer getroffen, der einen Guide in der Dicke des Lonely Planet bei sich hatte. Drin verzeichnet war jeder noch so kleine Felsen von Castle Hill und die Routen, die man dort klettern kann. Toll für die Boulderer sind nicht nur die abwechslungsreichen Felsen, sondern auch das Wetter: Anders als an den Küsten regnet es im Inland nämlich recht selten.
Für Kletterfreaks mag Castle Hill also durchaus eine besondere Bedeutung haben. Noch bedeutungsvoller ist der Ort für die Maori vom Stamm der Ngai Tahu. Deren Vorfahren nannten den Ort Kura Tawhiti, „Schatz aus einem fernen Land“. Klingt auch recht mystisch, oder?
Besuchern ist es daher heute streng verboten, Löcher in den Boden zu graben, auf den Wiesen rund um die Felsen herumzulaufen oder gar die Felsen zu bemalen. All das wäre schlecht für das „mana“ des Ortes (Drohnen sind es offenbar auch). Er ist zwar nicht „tapu“, aber „tapuni“: Ein Mantel des Schutzes liegt über ihn gebreitet.
Wir sind überhaupt gar nicht esoterisch veranlagt, und doch: Diesen Schutzmantel fühlten wir irgendwie. Während wir lustig zwischen den Felsen herumliefen und darauf herumkraxelten, hatten wir ein Gefühl von Heimat (was daran liegen mag, dass Castle Hill den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz ähnelt). Andere Reisende erinnert Castle Hill an Stonehenge in Großbritannien.
Auch wenn wir bei Weitem nicht allein hier unterwegs waren, störten uns weder die lärmenden chinesischen Gruppen noch die bauchfrei gekleideten Teenager, die Frisbees zwischen den Felsen warfen (sicher auch schlecht für das “mana”). Die ruhige, friedliche Stimmung wurde einfach durch nichts gestört – vielleicht hat Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, das gemeint mit seinem “centre of the universe”?
Wie kommt man nach Castle Hill?
Castle Hill/Kura Tawhiti liegt 80 km landeinwärts von Christchurch. Fahrt einfach auf dem SH 73 in Richtung Arthur’s Pass und achtet auf das Schild “Castle Hill Carpark” (das Castle Hill Village, wo ein paar Menschen leben, liegt einige Kilometer weiter).
Der Parkplatz ist kostenlos, war aber bereits bei unserem Besuch Ende September gut gefüllt. In der Hochsaison wird es hier sicher schnell voll. Am Parkplatz gibt es eine Toilette; auf Kleinkinder und Menschen mit Pionierblasen wartet direkt zwischen den Felsen von Castle Hill noch ein weiteres extrem scenic gelegenes Toilettenhäuschen.
Castle Hill mit Kindern?
Absolut! Vom Parkplatz lauft ihr auf einem gut markierten, nicht verfehlbaren Weg auf die Felsen zu. Dabei geht es leicht bergauf und der Weg ist relativ buggytauglich. An den Felsen angekommen, könnt ihr dem Pfad um die größte Ansammlung herum folgen. Wollt ihr das nicht, seid ihr “free to roam” – achtet aber auf eure Kinder, teilweise geht es auf im Boden liegende Felskuppen sanft hinauf und auf der anderen Seite unverhofft steil hinab!
Ihr könnt picknicken, Verstecken oder Fangen spielen, von den glatteren Felsen hinunterrutschen (und euch dabei den Hosenboden aufreißen…), Felsen-Figuren erkennen und erraten, mit dem Fernglas nach den schwarzen Rindern auf der großen Wiese schauen, euch an die Schafe heranschleichen oder ganz still auf einem der sonnengewärmten Steine liegen und die Ruhe dieses Ortes spüren.
Das einzige, was ihr nicht tun solltet: die kleinen gelben Blümchen pflücken, die ihr vielleicht findet. Hier handelt es sich nämlich um extrem seltene Exemplare der Castle Hill Butterblume, die auf der ganzen Welt NUR HIER wächst!
Ein Besuch in Castle Hill kann 20 Minuten dauern oder auch drei Stunden, je nachdem, wie viel Zeit ihr euch lasst (und die vergeht hier schnell!). Castle Hill ist ein idealer Zwischenstopp auf dem Great Alpine Highway zwischen Christchurch und der Westcoast. Aber lasst euch noch genug Zeit für ein paar Stopps am Lake Lyndon, am Cave Stream oder am Arthur’s Pass. Beim nächsten Mal würden wir uns für diese Strecke mehr als die eingeplanten zwei Tage Zeit nehmen!
Übernachten kann man auf dem Castle Hill Parkplatz übrigens nicht. Die nächste DOC Campsite ist im Craigieburn Forest Park (die Mistletoe Flats Campsite). In der anderen Richtung kommt erst in Springfield der sehr einfache Kowai Pass Domain Campground (hier gibt es auch “powered sites” und eine sehr rudimentäre Dusche).
Natürlich gilt auch hier, wie in ganz Neuseeland: “Take only pictures, leave only footprints!”
-> Mehr über den magischen Ort Castle Hill lest ihr in meinem Buch 111 Gründe, Neuseeland zu lieben
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Das sieht ja nach einer tollen Landschaft aus, Jenny! Der Kontrast zwischen dieser weiten, flachen Wiese und den umliegenden Felsformationen ist klasse. Wunderschöne Bilder!!!
Liebe Grüße
Angela
Vielen Dank :-) Das sind ja eigentlich nur Schnappschüsse; nicht auszudenken, was ein Profifotograf ohne Kinderbegleitung dort zustande brächte…