! Aktualisiert am 20. Februar 2017
Was es in Japan alles gibt! Wir hatten ja keine Ahnung, auch wenn wir hier in Deutschland regelmäßig zum Japaner gehen und sogar hin und wieder selbst Sushi machen. Allein für das köstliche Essen hat sich unsere Japan-Reise gelohnt – und das sagen auch unsere mäkeligen Kinder! Was ihr über das Essen mit Kindern in Japan wissen müsst, erfahrt ihr hier.
Das Tolle an der japanischen Küche ist aus unserer Familiensicht nicht ihre kulinarische Abgehobenheit. Darüber, wie perfekt die kleinste Zutat zum großen Ganzen, zum Design des Geschirrs und zur aktuellen Jahreszeit passt oder wie gewandt japanische Meisterköche mit dem Filetiermesser umgehen, wurden bereits zig Kochbücher geschrieben und Reisedokus gedreht: und sie sind alle sehenswert!
Warum japanisches Essen ein Hit für Kids ist
Für uns ist Essen mit Kindern in Japan aus einer Reihe von ganz praktischen Gründen der Hit:
- Die Gerichte sind fast nie scharf, oft sogar nahezu ungewürzt. Hier muss keiner Angst haben, dass etwas “komisch” schmeckt oder einem den Mund verbrennt.
- Man kann die einzelnen Zutaten meistens sehr gut erkennen. Das scheint den Vorlieben von Kindern entgegenzukommen, die ja gern ganz genau wissen, was sie da essen (sollen). Jedenfalls wurde bei uns auffallend selten gemäkelt im Vergleich etwa zu Vietnam, wo uns Erwachsenen die Nudelsuppen und Teigtaschen immer hervorragend schmeckten (und ebenfalls nicht scharf waren).
- Statt geschriebener Speisekarten gibt es fast immer eine Vitrine mit Plastikmodellen (“sampuru”, soll heißen “sample”) der angebotenen Gerichte – und die sehen in echt dann auch 100 % so aus. Gibt es keine Plastikmodelle, finden sich fast immer Fotos auf der Karte.
- Das Essen kann in Japan sehr oft mit den Fingern angefasst werden – ein weiterer großer Pluspunkt, denn das Hantieren mit den Essstäbchen fiel unseren jüngeren Kindern doch noch sehr schwer. Und nein, man bekommt notfalls keine Gabel gereicht, denn so etwas gibt es in den meisten Restaurants einfach nicht.
- Es fällt überhaupt nicht auf, wenn man nicht so viel oder nicht alles essen mag. Bei einem klassischen japanischen Menü werden so viele einzelne Schälchen mit Mini-Portionen serviert, dass niemand merkt, wenn man etwas verschmäht.
- Für die ganz Vorsichtigen gehört zu jedem Essen eine Schale Reis (die man höflicherweise eigentlich erst zum Schluss ist, wenn man immer noch Hunger hat).
Noch besser als Essen in der Kneipe (“izakaya”) oder im Restaurant (sehr gemütlich, denn der Tisch ist auf Bodenhöhe und man hat ein Separee für sich allein) fanden wir Essen mit Kindern in Japan direkt im Supermarkt (die kleineren heißen “konbini”, die großen nennt man “depachika”, abgeleitet von “Department Store”). In Japan scheint niemand zu Hause zu kochen, und wir selbst fanden uns zufrieden damit ab, alle Mahlzeiten fertig zubereitet kaufen zu können.
Es gibt ALLES – von abgefüllten (oder mit heißem Wasser aufgießbaren) Suppen über fertig frittierte Tempura (die Mikrowelle zum Aufwärmen steht hinter den Kassen) bis zu Sushi und Sashimi jeglicher Art. Für ein schnelles, sättigendes Picknick haben wir meistens einfach zwei oder drei Bento-Boxen gekauft, deren Zusammenstellung uns (manchmal im wahrsten Sinne des Wortes) anlachte – fertig war das Mittagessen für weniger als zehn Euro.
Unsere Top-Tipps für kindertaugliches japanisches Essen
- Nudelsuppen (Ramen, Udon oder Soba) – mild, mit einzeln auf den Nudeln liegenden und gut erkennbaren Zutaten
- Yakitori-Spieße, idealerweise aus Hühnchenfleisch
- Maki-Sushi – bei den klassischen Reis-Rollen mit Nori-Umhüllung kann man genau erkennen, was drin ist, und meistens sind es rohe Knabbergemüse oder sehr leckerer Fisch
- Onigiri – bestehen fast nur aus Reis und wurden (wenn die Füllung bekannt war) sehr bereitwillig als Grundnahrungsmittel verzehrt. Meine Lieblingsfüllung: Umeboshi und Shiso-Blätter. Die Kinder bestanden auf Lachs, oder einer Rindfleisch-Mayonnaise-Mischung. Tipp: Habt ihr einmal herausgefunden, welche Füllung ihr mögt, fotografiert die Schriftzeichen, dann findet ihr sie im Supermarkt schnell wieder. Alles über Onigiri erfahrt ihr beim Wanderweib!
- Tempura – fritiertes Gemüse oder Fleisch mögen doch alle Kinder, oder?
- Taiyaki – fischförmige Pfannkuchen mit verschiedenen süßen Füllungen am Stiel, noch Fragen?
- Pommes mit Fischrogen-Dip – gab es im japanischen Fastfood-Laden “Mosburger”, der uns den Glauben an Fastfood-Ketten wiedergab
- Mochi-Küchlein aus Klebreis – hier ist die Konsistenz etwas ungewohnt, aber die kleinen Kullern sind sehr lecker
- Eis! Und zwar sowohl Softeis, gern auch in der Geschmacksrichtung “black sesame”, als auch Kakigori oder “shaved ice” (habt ihr in den USA sicher schon gesehen).
Was (unsere) Kinder nicht so mochten
Natürlich schmeckt nicht jedem jedes Essen, und auch unsere Kinder schrien ab und zu aus Herzenslust “Bääh!” Obwohl wir ihnen weder die vergorenen, Fäden ziehenden Sojabohnen namens Natto reinzwangen noch die fast rohen Shrimps oder Riesenkrabben, die uns recht gut schmeckten. Ähäm.
Bei diesen Gerichten solltet ihr vorsichtig sein:
- Takoyaki: das sind Tintenfisch-Teigbällchen, die in einer speziellen Form gebacken werden, innen aber noch recht schleimig-roh sind, wenn sie außen schon knuspern. Fanden unsere Kinder widerlich, mir haben sie gut geschmeckt.
- Okonomiyaki: eine Art Pfannkuchen aus allem, was die Küche gerade an Resten hergibt – für unsere Kinder zu unübersichtlich, denn hier wurde dann doch mal alles zusammengeworfen. Bei der Herstellung haben wir aber sehr gern zugeschaut, und den einzigen dicken Japaner in drei Wochen gesehen!
- alles mit Matcha-Geschmack: der grüne Tee schmeckt Erwachsenen (uns) sehr gut und scheint auch als Zutat in Süßigkeiten sehr beliebt zu sein, aber unsere Kinder fanden ihn grundsätzlich zu bitter
- Tsukemono: das japanische Äquivalent zu italienischen Antipasti, nur werden die Gemüse hier nicht in Öl, sondern sauer eingelegt. Diese kleinen Beilagen zu jedem Essen schmeckten dem Weltwunderbaby hervorragend, den älteren Kindern jedoch gar nicht.
- Süßigkeiten mit roten Azuki-Bohnen (vor allem, wenn noch Stückchen drin sind), das kann auch Eis sein!
Wie man richtig japanisch isst
Kein Nicht-Japaner wird die Ess-Etikette ganz beherrschen, schon gar nicht einer von uns Larifari-Freizeitbesuchern. Essen mit Kindern in Japan fanden jedenfalls weniger herausfordernd als einen schicken Restaurant-Besuch in Deutschland. Aber wie so oft auf Reisen schadet es nicht, wenn man sich wenigstens Mühe gibt!
- Maki-Sushi werden nicht mit Stäbchen, sondern mit den Fingern gegessen.
- Wenn ihr die Stäbchen gerade nicht benötigt, steckt sie niemals von oben in den Reis. Sie gehören dann auf den Stäbchenhalter. Noch schlimmerer Faux-pas: Essen mit den Stäbchen an jemand anderen weitergeben. Und die Stäbchen werden nicht abgeleckt!
- Nudelsuppen werden nicht mit dem Löffel ausgelöffelt, sondern direkt aus der Schale getrunken.
- Lautes Schlürfen beim Suppe-Essen ist erlaubt, aber nicht Pflicht.
- Wenn ihr im Restaurant esst und dort das Essen in mehreren Schalen serviert wird, solltet ihr die einzelnen Speisen immer erst auf euer eigenes Schälchen oder Tellerchen legen, bevor ihr es zum Mund führt.
Ach ja: Trinkgeld geben ist in Japan total unüblich. Es soll sogar als Beleidigung aufgefasst werden! Tatsächlich ist Japan das einzige Land, in dem wir wirklich das Gefühl hatten, dass jeder, vom Schaffner bis zum Kellner, seinen Dienst am Kunden aus tief empfundenem Pflichtgefühl und selbstverständlicher Höflichkeit erledigt hat. Dies mit Geld zu belohnen, wäre wirklich… frech.
Na dann: Itadaki-masu!
Mit diesem Beitrag nehmen wir an der Blogparade “Dein Essen ist nicht mein Essen” von Flocutus.de teil.
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Sehr interessanter Artikel. Das mit dem Reis am Schluss kommt nur bei manchen Restaurants vor. Normalerweise isst man ihn dazu, so wird der Geschmack verstärkt und es schmeckt besser. ;)
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Puh, dann haben wir uns also gar nicht danebenbenommen ;-)
Liebe WeltwunderFrau :)
Toller Artikel, danke dafür!
Eine heikle Frage hätte ich dazu noch. Wir planen zur Zeit ebenfalls eine (längere) Japanreise und setzen uns im Zuge dessen stark mit der Frage der immer noch vorherrschenden Radioaktivität auseinander.
Was die externe Strahlung angeht machen wir uns keine Sorgen, jedoch um die welche man über das Essen aufnimmt umso mehr. Wie habt ihr dies gehandhabt? Gab es irgendwelche Vorkehrungen oder Sicherheitsmassnahmen die ihr diesbezüglich getroffen habt? Wie lange ward ihr in Japan?
Eine sehr bedenkenswerte Frage – die wir für unsere dreiwöchige Reise aber einfach ignoriert haben. Es hätte schlicht keine Möglichkeit gegeben, dazu vor Ort objektive Informationen zu bekommen, das Thema wird ja in Japan von den meisten Menschen höflich totgeschwiegen.
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Allein wegen dem Essen muß ich schon nach Japan. Meine Jungs lieben Sushi. Erstaunlicherweise. Aber das ist ja quasi nur das “Schnitzel der Japaner” und man kennt so unglaublich viele Sachen einfach gar nicht. Btw….Deine große Tochter sieht voll aus wie Du :). LG, Nadine
Das Schnitzel der Japaner, ich lach mich schlapp :-)
Viel beliebter als Sushi sind wohl die verschiedenen Nudelsuppen. Also wenn es ein wirklich typisch japanisches Gericht gibt, dann ist es “Ramen”.
Hach, dieser Artikel kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, ich werde ihn noch heute der gesamten Familie als Pflichtlektüre unter die Nase halten. Klingt großartig! Und obwohl ich stapelweise Japan-Bücher konsumiert habe, wusste ich bei weitem nicht alles, was drinstand – vielen Dank für die Tipps, wir werden sie brauchen!
Liebe Grüße,
Maria