! Aktualisiert am 1. September 2015
Ohayo und Konnichiwa aus Japan! Unsere ersten Tage hier waren so randvoll mit neuen, faszinierenden, unverständlichen, aber auch einfach netten Begegnungen und Erfahrungen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Vielleicht damit: Japan ist gleichzeitig genauso und doch ganz anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Aber es ist auf jeden Fall ein Land, das sich mit Kindern wunderbar einfach entdecken lässt. Warum?
Es gibt quasi keine Gefahrenherde – die Japaner sind so vorsichtig und umsichtig, dass an jede Eventualität gedacht wurde. Und das funktioniert ganz ohne bärbeißige Verbote und Ermahnungen, sondern mit zuvorkommender Freundlichkeit und niedlichen Hinweisschildern. An die sich jeder hält – und keiner meckert!
Es gibt an jeder Ecke Automaten mit leckeren Getränken aller Art für weniger als einen Euro, alle hundert Meter wartet ein 24-Stunden-Supermarkt mit Süßkram und kleinen Snacks für wenig Geld.
Das japanische Essen in den “normalen” Restaurants ist weit von teurem Fünf-Gänge-Miniatur-Kram entfernt. Leckere Nudelsuppen, Yakitori-Spießchen mit Hühnchenfleisch oder Tempura schmecken jedem Kind und sind garantiert nicht scharf (wenn man den Wasabi weglässt…).
Tokio ist eine absolut bequem zu erschließende Stadt, mit einem wahnsinnig dichten Metro-Netz. Wer Buggy fährt, findet außerdem immer einen Fahrstuhl und freundliche Angestellte, die einen hinbringen.
Der Hauptgrund aber, warum wir uns schon am ersten Tag in Japan verliebt haben: die Kinderfreundlichkeit der Menschen. Es ist wirklich unglaublich, wie nett hier jeder zu unseren Kindern ist – vor allem natürlich zu unserem kleinen Lockenköpfchen. Das reicht von dem Geschäftsmann im kleinen Restaurant, der ganz nebenbei eine Tischkante mit der Hand abdeckt, damit unsere Laufanfängerin sich nicht den Kopf daran stößt, über die Oma, die uns in der Samstagshitze in Asakusa Luft zufächelt und mir dann kurzerhand ihren Fächer schenkt, damit ich der Kleinen weiter zufächeln kann, bis zu dem Opa in der Metro, der einen Zettel hervorkramt und einen Origami-Vogel für unsere Kindern faltet.
Und im Unterschied zu den Ländern Südostasiens ist hier niemand aufdringlich oder grenzüberschreitend; ein freundliches Lächeln, Winken und “Kawaii!”-Zwitschern, gefolgt vielleicht noch von einem zarten Streicheln, näher rückt uns hier niemand auf die Pelle, wenn wir es nicht wollen.
Das tut auch uns Erwachsenen gut. Wir fühlen uns so sicher und willkommen hier wie noch in keinem anderen Land (na gut, mit Ausnahme von Neuseeland vielleicht). Selbst im wuseligen Tokio waren wir überzeugt, dass uns nichts passieren konnte, nachdem uns gleich bei der Ankunft eine Dame die Anfahrtsbeschreibung zu unserem Airbnb-Apartment aus der Hand nahm und uns kurzerhand die fünf Minuten vom Bahnhof hinführte. Ohne etwas dafür zu wollen, natürlich.
So ein Grundvertrauen tut gut, gerade in einem Land, dessen Kultur und Sitten, ganz abgesehen von der Sprache und Schrift, so ganz anders sind als gewohnt. Wir entdecken jeden Tag staunend und fasziniert neue Dinge – von Kleinigkeiten wie den Hightech-Toiletten (mit Bidet und Po-Fön) in jedem Supermarkt oder den Verhaltensregeln in einem Onsen bis zu den Gepflogenheiten in einem Shinto-Tempel. Und auch wenn die meisten Japaner nur schlecht oder gar kein Englisch sprechen, gibt sich jeder die größte Mühe, uns als Gäste willkommen zu heißen und uns zu helfen. Unsere wackeren Versuche, Japanisch zu sprechen und zu lesen, werden wohl im Versuchsstadium bleiben, aber es macht Spaß und jeder freut sich über uns “Gaijin” :-)
Unser einziges Problem: Wir stoßen jeden Tag auf so viele spannende Sachen, dass wir kaum vorankommen. Der gemächliche Straßenverkehr (Höchstgeschwindigkeit ist oft 40 km/h – auf Landstraßen!) und unser chaotisch-gemütlicher Reisestil tun das ihre dazu.
Nachdem wir nach zwei Tagen in Tokio (heiß!) unseren Campervan von JapanCampers.com übernommen hatten, sind wir inzwischen nicht eben viel weiter als drei Zugstunden von Japans Hauptstadt entfernt. Unser erster Stopp führte uns zu den Five Lakes im Westen Tokios (kühl!), wo wir im Lake Shoji im Schatten des Mount Fuji badeten (und sogar den Gipfel ohne Wolken sahen!). Von da fuhren wir nach Norden in das Städtchen Matsumoto, in dessen Nähe wir gestern das 2000 Meter hohe Bergplateau Utsugushigahara Koen (kühl!) erkundeten. Heute schafften wir es mit einem Zwischenstopp im UNESCO-Welterbestädtchen Takayama sogar bis nach Shirakawa, eine weitere Weltkulturerbe-Stätte mit den letzten Reet-gedeckten Bauernhäusern Japans. Im Moment stehen wir ganz allein am Ufer eines riesigen Stausees irgendwo in den Japanischen Alpen, über uns Sterne und sonst nichts. Aber der nächste Getränkeautomat und eine saubere Toilette sind nur 20 Meter entfernt ;-)
Wohin es uns morgen verschlagen wird? Keine Ahnung – wir sind selbst gespannt!
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Wow, ein toller Bericht! Japan und die USA streiten sich gerade bei meiner Reiseplanung um den ersten Platz. Nach deinem Artikel hat Japan die Nase momentan vielleicht ein Stück weit vorn. ;-)
Herzlich,
Anna
Liebe Anna, das würde mich sehr freuen! Wenn du noch ein bisschen mehr über Japan wissen willst, mach doch bei unserer Weihnachtsverlosung mit!
Ehrlich, auf Japan wäre ich nie gekommen! Doch jetzt hätte ich richtig Lust darauf! Sehr schöner Bericht!
Hört sich soooooooooooooooooo toll an. Ich will auch. Geniesst die Zeit. GlG, Nadine
Hm. Seit langem ein Reisebericht bei dem ich nicht sofort denke: ja… aber!
Klingt so als wäre Japan echt ein super Reiseziel für Familien.
…
Nach etwas Grübeln habe ich übrigens ein Aber gefunden! :)
Steht vorne im Carport und muss erst noch ein paar tkm fahren, bis ein Langstreckenflug drin ist. Aber das ist mein ganz persönliches Aber!
Ich wünsche weiterhin viel Spaß und freue mich schon auf die Fortsetzung.
Liebe Grüße,
Marc