! Aktualisiert am 21. November 2022
Ich weiß noch genau, wann ich mich in Japan verliebt habe: etwa 5 Minuten nach der Ankunft. Da steuerte ich nach dem langen Flug erwartungsfroh eine Toilette auf dem Flughafen an – und es war um mich geschehen. Warum japanische Toiletten so toll sind und wie ihr das Japan-Toilettenfeeling mit der “Popodusche” zu Hause genießen könnt!
Offenlegung: Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Firma MZ-Podex.
Schon seltsam: Wir waschen unseren Körper mit Wasser, unsere Haare mit Wasser, und nach dem Toilettengang waschen wir unsere Hände mit Wasser. Nur den schmutzigen Po selbst, den wischen wir mit Papier ab. (Oder mit Feuchttüchern, die weder gut für den Po noch fürs Klärwerk sind.) Nicht eben sehr hygienisch!
In Japan sind Dusch-WCs oder “Washlets” schon seit Jahrzehnten weit verbreitet, und jede/r Japanreisende genießt dieses saubere Gefühl untenherum. Weil es am Anfang aber doch ein wenig ungewohnt ist, Wasser statt Klopapier zu benutzen, erklären wir euch in diesem Beitrag genau, wie man Toiletten in Japan benutzt.
Und wir haben eine Überraschung: Die tollen Dusch-WCs kann man auch in Deutschland kaufen und sich das Japan-Feeling ins eigene Bad holen. Wie man so eine “Popodusche” einbaut und warum jede/r ein Dusch-WC haben sollte, zeigen wir euch auch!
Inhalt
Japanische Toiletten: ein Loblied
Die Besonderheiten einer Kultur erkennt man nicht so sehr an ihren Tempeln, Spezialitäten oder der Musik, sondern an den Vorgängen “hinter den Kulissen”. Wer schon mal in Japan war, versteht, was ich meine: An jeder Ecke warten hier Toiletten, die eigentlich eher als Wellness-Oasen bezeichnet werden müssten.
Sie sind nicht nur pieksauber, selbst im abgelegensten Waldwinkel (und davon haben wir auf unseren Campervan-Roadtrips so einige besucht). Japanische Toiletten sind auch wahnsinnig durchdacht.
Da gibt es Toiletten, neben denen ein Kindersitz montiert ist – denn wie sonst soll man mit Krabbelbaby allein aufs Klo gehen? Es gibt Partnertoiletten, in denen Elternteil und Kind gleichzeitig Pipi machen können. Es gibt Toilettenkabinen “für Ältere”, in denen neben der behindertengerechten Toilette eine Ruheliege steht und leise Klaviermusik ertönt.
Es gibt Toiletten mit beheizter Brille, weil es in Japan im Winter ja auch ordentlich kalt werden kann. Es gibt Toiletten, die Musik abspielen, damit man seine peinlichen Eigengeräusche nicht hören muss – und sie erst recht nicht dem Kabinennachbarn zumuten muss…
Kurzum: Toiletten in Japan sind ein solcher Luxus im Alltag, dass die meisten Reisenden hochauf begeistert sind. Aaaaber: Sie sind auch einigermaßen kompliziert in der Anwendung, so dass Gebrauchsanweisungen à la “Wie benutzt man eine Toilette in Japan?” im Internet allerorten zu finden sind. Direkt in der Toilettenkabine gibt es zwar meistens eine ausführliche Anleitung, aber die ist leider fast immer auf Japanisch.
Deshalb erklären wir hier kurz, wie das funktioniert: in Japan auf die Toilette gehen. Mit Kindern.
Kleines Wörterbuch für japanische Toiletten
Ihr wollt nach der Toilette fragen oder das Zeichen für “Toilette” erkennen? Japaner benutzen dafür, ganz wie wir auch, verschiedene Ausdrücke – je nach Situation.
- Am gebräuchlichsten ist “toire” (トイレ), die Abkürzung von “toiretto” (トイレット) – was nicht zufällig wie das englische “toilet” klingt. Es bezeichnet wie im Deutschen die Toilette selbst und gleichzeitig den Raum, in dem sie steht.
- Sehr verbreitet für die Toilettenräume ist auch “otearai” (お手洗い), das eigentlich “Händewaschen” heißt.
- Nur unter guten Freunden werdet ihr (wenn ihr ein Mann seid) den Ausdruck “benjo” (便所) hören, das etwa mit “Scheißhaus” übersetzt werden kann.
- Mit “washiki” (和式 ) bezeichnen Japaner eine Steh- oder Hocktoilette. Toiletten westlicher Art, also WCs, heißen “yoshiki toire” (洋式トイレ).
- Japanische Hightech-Toiletten heißen Washlet bzw. “woshuretto” (ウォシュレット) oder “onsui senjo benza” (温水洗浄便座 ), übersetzt: Toilette mit Warmwasser-Reinigung.
- “benki” (便器) ist das Wort für die Toilettenschüssel, die Klobrille heißt “benza” (便座)
- Das Töpfchen für Kinder heißt “omaru” ( 御虎子).
Wo findet man eine Toilette in Japan?
Eine der wichtigsten Fragen für Frauen und Familien mit Kindern: Wo sind die Toiletten? In Japan ist die Antwort einfach: an jeder Ecke. Im Ernst: Ihr findet eine Toilette in jedem Supermarkt, Geschäft, Restaurant, Bahnhof, Tempel, Park, whatnot. (In Privathäusern sind Toiletten fast immer in einem eigenen Raum getrennt vom Badezimmer untergebracht.)
Und sie sind immer frei zugänglich, sehr sauber und KOSTENLOS. Fast immer gibt es eine Extra-Kabine für Behinderte und/oder ältere Menschen – diese genießen in Japan viel Respekt und werden allerorts bevorzugt behandelt, von extrabreiten Parkplätzen über geräumige Toiletten bis hin zu eigenen Ruhebänken.
Tipp: In diesen Toiletten “for the elderly” kann man auch hervorragend wickeln und in Ruhe stillen!
Achtung: Steht an der Toilette “japanese style” dran, sind es Hocktoiletten. Erschreckt nicht, wenn ihr hinter der Klotür so ein Loch im Boden entdeckt. Meistens gibt es im selben Toilettengebäude noch “western style toilets”, so dass sich jeder das Klo seiner Wahl aussuchen kann.
Der Japan-Klassiker: die Hock-Toilette
Eine wichtige Einschränkung für das eben angestimmte Loblied müssen wir gleich wieder machen: Nicht alle Toiletten in Japan sind Hightech-Luxus-Wunder.
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten gab es im ganzen Land nur den einen Toilettentyp: die Hock-Toilette, japanisch: 和式 “washiki“.
Diese Toilettenart sieht ähnlich aus wie die Hocktoiletten an Autobahnraststätten in Frankreich und Osteuropa, aber doch etwas anders, eher wie ein liegendes Pissoir. Manche Washiki sind ebenerdig, andere (die man öfters in traditionellen Restaurants findet) sind in ein kleines Holzpodest eingebaut.
Diese rustikale Toilette hat durchaus ihre Vorteile:
- Die gehockte Haltung beim K… ist viel besser für die ordentliche Darmentleerung; in dieser Haltung braucht man nach dem großen Geschäft auch viel weniger (oder gar kein) Klopapier.
- Die Hockhaltung ist hygienischer, weil man die Brille nicht berührt und weil auch niemand versuchen muss, den Kontakt zu einer verschmutzten Brille zu vermeiden (wobei dann erfahrungsgemäß noch mehr Ekelei passiert…).
- Der Einbau ist günstiger, der Wasserverbrauch ist niedriger und die Reinigung ist einfacher als bei einer westlichen Toilette.
Wie benutzt man eine Hocktoilette in Japan?
Vor allem mit Kindern ist das gar nicht so einfach.
Achtung: Manchmal stehen vor oder in der Toilettenkabine (in Privathaushalten oder kleinen Restaurants) Pantoffeln bereit. Ist das so, dann zieht sie beim Toilettenbesuch unbedingt an – und nachher wieder aus!! Japanische Etikette ist wunderbar seltsam.
(-> noch mehr Seltsamkeiten, die wir an Japan lieben)
Nun aber ab aufs Hock-Klo:
1) Man stellt die Füße auf die vorgesehenen Erhebungen links und rechts des Loches – und blickt dabei in Richtung Spülung, nicht zur Kabinentür! So läuft das Pipi, selbst wenn es in hohem Bogen kommt, nicht raus, sondern direkt in den Abfluss. Und wer ins Straucheln kommt, kann sich am Zulaufrohr festhalten.
2) Und los geht’s.
3) Abwischen ganz klassisch mit Klopapier, das darf auch (anders als in Vietnam oder Kambodscha) ins Klo geworfen werden. Dann den Spülhebel betätigen.
Oft kann man hier wählen zwischen „klein“ (小) und „groß“ (大) (Merkhilfe: ein kleines Männchen mit hängenden Armen und ein großer, starker Mann).
Mit Kindern eine Hock-Toilette benutzen?
Kleine Kinder haben auf Hock-Toiletten in Japan ein Problem. Selbst wenn sie schon selbst aufs Klo gehen können, sind die Becken oft zu breit, als dass sie sich darüberhocken könnten. Schnell sind da die heruntergezogenen Schlüpfer vollgepullert oder das Kind ist ausgerutscht und ins Klobecken gefallen.
Anstatt akrobatische Verrenkungen auszuprobieren, empfehle ich nach leidvoller Erfahrung: Haltet euer Kind über einer Hocktoilette einfach so ab, wie ihr es auch im Wald tun würdet. Kleine Jungs können beim kleinen Geschäft versuchen, ordentlich zu zielen – aber nur, wenn ihr ihnen das schon zutraut!!
Der Japan-Traum: das Washlet
Viel häufiger als auf Hock-Toiletten haben wir in Japan auf regelrechten Traum-Klos gethront. Heutzutage finden sich selbst am abgelegensten Rastplatz meistens die “neuen Klassiker”, nämlich Washlets aka “woshuretto“.
Die gibt es in Japan seit den 1980ern, die meisten sind von der Firma Toto. Deren Modell “Washlet Zoe” von 1997 steht als Toilette mit den meisten Funktionen der Welt im Guiness-Buch der Rekorde. Schlichtere Washlets mit weniger Funktionen finden sich inzwischen an jeder Raststätte, am Flughafen, in vielen Restaurants und Malls und auch in sehr vielen Privathaushalten – angeblich machen Washlets heute 80 Prozent der japanischen Toiletten aus (in Deutschland sind es 1 Prozent…).
Was allerdings kaum jemand weiß: Erfunden hat das Dusch-WC ein anderes Volk. Nicht lachen – es waren die Schweizer. Hans Maurer entwickelte schon 1957 den “Closomat”, aus unerfindlichen Gründen setzte sich dieses wunderbare WC aber in Europa bisher nicht durch. (Mit der “Popodusche” wird sich das sicher ändern – warum, lest ihr weiter unten!)
Welche Vorteile hat ein Dusch-WC?
Ein Washlet sieht nicht nur schick aus. Es hat gewichtige Vorteile, seinen Po mit Wasser zu reinigen:
- Die Reinigung mit Wasser ist viel gründlicher als mit Papier.
- Die Reinigung mit Wasser ist schonender für die empfindliche Haut im Analbereich und soll helfen, Hämorrhoiden zu vermeiden.
- Die Reinigung mit Wasser spart Unmengen an Toilettenpapier – für dessen Herstellung wiederum deutlich mehr Wasser (und Holz) gebraucht wird. Nicht zu vergessen die Plastikverpackung des Klopapiers.
- Auch das Klärwerk bedankt sich bei euch, wenn ihr ein Dusch-WC benutzt.
- Während der Periode ist die Reinigung mit Wasser wundervoll, kann ich bestätigen. Dasselbe gilt für kleine Kinder, die sich noch nicht richtig selbst abwischen können.
Wie benutzt man ein Washlet?
Von außen sieht ein Washlet ganz normal wie ein westliches WC aus, aber unter der Haube verbirgt es eine Menge Spezialfunktionen. Das beginnt mit dem beheizten Sitz – Standardausstattung japanischer Washlets. Außerdem bietet das Dusch-WC eine Waschfunktion, die Toilettenpapier maximal zum Abtupfen nach der Reinigung notwendig macht.
Dieses Bidet hat immer mindestens drei Einstellungen:
- die Po-Dusche für Männer bzw. das große Geschäft (おしり – Merkhilfe: ein großer Sessel und mehrere Würste (die Idee ist von meinen Kids!!)
- die Bidet-Funktion für Frauen (ビデ – Merkhilfe: ein Stuhl und eine Art F wie “Frau”)
- die wichtige Stopp-Taste, wenn man sauber genug ist (止 – Merkhilfe: ein Strichmännlein, das vor einer Barriere steht und den Arm nach rechts reckt)
Dazu kommen je nach Raffinesse noch Funktionen wie der regulierbare Wasserstrahl (jeweils vorn und hinten), die verstellbare Temperatur des Wasserstrahls, ein Gebläse zum Trocknen nach dem Waschen, Geruchsabsaugung, automatische Spülung, ein automatisch öffnender Deckel und natürlich das überdeckende Geräusch – sei es als Klang der Toilettenspülung, Vogelzwitschern oder klassische Musik (diese Geräusch-Funktion hat in der Regel nur die Damentoilette).
Alles ist bequem einzustellen auf einer Tastatur, die entweder an der Wand neben der Toilette oder auf einem Touchpad neben der Klobrille angebracht ist. Sich mit all den Zeichen für diese Funktionen vertraut zu machen, ist eine Fleißaufgabe und gibt viel Anlass zum spaßigen Experimentieren. Wir wollen nur warnen: Seid vorsichtig mit der Stärke und Temperatur des Wasserstrahls, das kann wehtun!
Wenn Kinder ein Washlet benutzen, solltet ihr vorher genau prüfen, wie weit der kleine Po über das Toilettenbecken reicht. Es kann nämlich passieren, dass man sich statt des Pos den Rücken abduscht, wenn man zu weit vorn sitzt! Für Kids ist also die Frauen-Funktion immer die bessere Wahl.
Und wie spült man ein Washlet? Die Taste dafür findet sich meistens ganz woanders, oft hinter der Toilette. Die Zeichen dafür sind フラッシュ (“Furasshu” – Merkhilfe: mehrere Wellen und Spritzer).
-> Weitere japanische Toiletten-Typen (denn es gibt noch mehr!) und die genaue Beschriftung der Tasten erklärt das Wanderweib.
Japanische Toilette für zu Hause: die Popodusche
“Hach, wie wundervoll waren doch die japanischen Toiletten!”, seufzten wir schon wenige Stunden nach unserer Abreise – als wir die stinkenden Flughafentoiletten in China betraten. In Frankfurt wurde es nicht besser… und auch zu Hause träumten wir immer wieder vom Luxus des japanischen Washlets. Nicht zuletzt, als in der Corona-Krise das Toilettenpapier knapp wurde!
Bei der Suche nach einer japanischen Toilette in Deutschland stellten wir erstaunt fest: Die gibt es ja schon! Tatsächlich ist die “Popodusche” der Firma MZ-Podex schon seit fast 20 Jahren auf dem Markt und wurde mehr als 50.000 mal verkauft. Mit ihrem Bedienfeld neben der Klobrille sieht die Popodusche auch wirklich aus wie das japanische Washlet – nur kann man hier zur Abwechslung die Beschriftung lesen ;-)
Die “Popodusche” zu Hause einbauen ist ganz einfach: alte Klobrille abschrauben, Popodusche aufschrauben, an den Wasseranschluss anschließen (am Spülkasten oder unter dem Waschbecken), Stecker rein und los.
Aber ist das nicht unheimlich teuer? Gar nicht mal so sehr. Klar, es gibt die sehr schicken Komplettgeräte mit allen Schikanen für mehr als 1.000 Euro. Aber es gibt auch Aufsätze zum Aufschrauben auf das Toilettenbecken, deren Einstiegsmodell (ohne Fön, Geruchsabsaugung und warmes Wasser) man schon für unter 200 Euro bekommt. Die Produktpalette ist überraschend groß!
Ihr wollt euch nach eurer Japan-Reise das typische Japan-Feeling nach Hause holen? Vergesst Tatami-Matten, Kimonos und Bambus. Es gibt nichts besseres, praktischeres und hygienischeres als ein Washlet – oder eben eine “Popodusche”!
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Eigentlich war ich auf der Suche nach einer »Baby-Komfort-Dusche«, worüber ich gerade in einem japanischen Roman (Brüste und Eier von Mieko Kawakami) gelesen habe. In der deutschen Übersetzung stand »elektrische Baby-Po-Fountain«.
Haben Sie schon davon gehört?
ps
Ein Dusch-WC benutze ich schon seit Jahren (Fa. Montafon aus Österreich). Außerdem noch die finnische Variante »Bidetta« von Oras oder Hans Grohe als Handdusche mit Dreiwegeventilmam Waschbecken angeschlossen.
Liebe Grüße
秋子
Hallo Chris,
von einer Baby-Komfortdusche hab ich noch nie gehört, kann mir aber vorstellen, dass es eine extrakleine Wanne mit einem integrierten Duschkopf ist? Japanische Badewannen sind ja so tief, dass man da kein Baby hineinsetzen könnte. Das Buch, das Sie gerade lesen, finde ich spannend, es steht schon seit Monaten auf meiner Wunschliste!
Viel Spaß beim Lesen und danke fürs Vorbeischauen :-)
Jenny
Hallo Jenny, wie cool ist das denn bitte? Habt ihr jetzt auch so eine Popodusche zu Hause? Wenn Japan nicht sowieso schon auf meiner Reisewunschliste stehen würde, dann jetzt alleine der Toiletten wegen. Das stelle ich mir grandios vor und ja, die Corona-Klopapierkrise hätte es damit auch nicht gegeben.
Was ich ja total verblüffend fand: Auch in Japan war Anfang März das Toilettenpapier ausverkauft! Dazu auch noch Damenhygieneprodukte und Windeln. Die Japaner sind offenbar sehr gründlich beim Hamstern ;-)
LG
Jenny