Reisegesundheit

Kind krank in Neuseeland: was ihr tun und wissen müsst

! Aktualisiert am 3. Dezember 2023

Es ist der Super-GAU in der Vorstellung vieler Eltern: Das Kind wird während der Neuseeland-Reise krank und muss zum Arzt. Wir erklären euch, wie das geht und was ihr beachten müsst – und beruhigen euch: Alles wird gut!

Emergency Kind krank in Neuseeland Pixabay

Notfall! Kind krank in Neuseeland?! © Pixabay

Vorherschicken müssen wir eines: Wir selbst waren bisher noch nie mit unseren Kindern in Neuseeland bei einem Arzt. In insgesamt drei Monaten sind sie einfach nicht krank geworden – und diese (für Eltern von Kita-Kindern überraschende und schöne) Erfahrung teilen wir mit vielen anderen Eltern.

Trotzdem spukt diese Situation vielen Eltern bei der Reisevorbereitung im Kopf herum: Was tun, wenn das Baby oder Kind in Neuseeland krank wird?

Wir haben Leute gefragt, die euch das genau sagen können – weil sie selbst in Neuseeland diesen Fall erlebt haben. Und wir haben auch, tadaa, Hartmut befragen können, der selbst Kinderarzt ist und in Neuseeland gearbeitet hat. (Nebenbei ist er mit seiner Familie auch ausführlich durch Neuseeland gereist, wie ihr in seinem Blog 58 Grad Nord nachlesen könnt.)

Kind krank in Neuseeland Hand mit Infusion

Wenn euer Kind auf der Neuseeland-Reise krank wird, ist guter Rat teuer © Rawpixel.com, Creative Commons

Das Gesundheitssystem in Neuseeland: kein Kinderarzt?

Wegen des neuseeländischen Gesundheitssystems müsst ihr euch schon mal keine Sorgen machen, beruhigt Hartmut:

Die medizinische Versorgung in Neuseeland ist gut bis sehr gut und entspricht meiner Meinung nach westeuropäischem Standard. Als Patient braucht man sich keine Sorgen zu machen. Das gilt vor allem für Touristen, die ja in der Regel gut versichert sind und sich überall schnell medizinisch versorgen lassen können. Natürlich gibt es Unterschiede in der Maximalversorgung, abhängig davon ob man sich in Auckland, Wellington oder einer anderen größeren Stadt befindet oder irgendwo auf dem Land. Das ist aber in Europa auch nicht anders.

Prinzipiell ist das medizinische Personal sehr gut ausgebildet, mit Weiterbildungsanforderungen, wie man sie aus Westeuropa kennt. Möglicherweise sind einige Kliniken technisch nicht so top ausgestattet, aber dafür gibt es ja z. B. die großen Kliniken in Auckland. Das Luftrettungssystem ist in Neuseeland recht gut ausgebaut, so dass man bei Bedarf schnell in die entsprechende Klink verlegt werden kann.“

Trotzdem: Das Gesundheitssystem in Neuseeland ist ein wenig anders organisiert als das deutsche. Mit eurem kranken Kind geht ihr nämlich zuerst zu einem ganz normalen Allgemeinarzt, dem „general practitioner“ oder GP.

Sind neuseeländische Kinderärzte denn anders qualifiziert als deutsche?

Hartmut sagt: „Nein, sind sie erstmal prinzipiell nicht. Das System ist eben anders organisiert. Viele Kinderärzte arbeiten in den Kliniken, aber es gibt auch privat praktizierende Kinderärzte. Oft arbeiten die Ärzte sowohl im Krankenhaus als auch privat in ihrer Praxis. Man wird in der Regel vom GP überwiesen. Möglich, dass man mit einer privaten Versicherung auch direkt zum Kinderarzt gehen kann, doch in der Regel ist das eher nicht nötig.“

Kind krank in Neuseeland Teddy mit Binden

Vor dem Kinderarzt kommt in Neuseeland der GP © Pixabay

Ideal ist ein „medical center„, vergleichbar einem Ärztehaus (früher: Poliklinik). Dort findet ihr gleich mehrere Ärzte unter einem Dach. Ihr könnt natürlich aber auch in ein Krankenhaus („hospital“) gehen.

Hartmut sagt: „Prinzipiell würde ich bei normalen Problemen den Gang zum GP empfehlen. Die hat man immer irgendwie in der Nähe. Die sind es gewohnt, Kinder zu behandeln. Letztendlich kommt es aber auch auf die jeweilige spezielle Situation an (Symptome, wo man sich befindet, Vorerkrankungen) usw. Ein GP wird immer weiter in die Klinik überweisen, wenn er/sie glaubt, dass das Kind von Spezialisten behandelt werden muss.“

Mit hoher Wahrscheinlichkeit seid ihr natürlich gerade außerhalb einer Stadt, wenn euer Kind in Neuseeland krank wird. Auch kleine Dörfer haben aber meistens eine „nurse“ (eine Art Gemeindeschwester), die sich um Notfälle kümmern kann. Medikamente darf sie allerdings nicht verschreiben.

Braucht unser Baby oder Kleinkind besondere Schutzimpfungen?

Neuseeland ist klimatisch ziemlich ähnlich zu Mitteleuropa. Tropenkrankheiten drohen hier also schon mal nicht – großer Bonus für besorgte Baby-Eltern. 2017 vermeldete die WHO stolz, dass Neuseeland sowohl Masern als auch Röteln ausgerottet habe – yay! Es gibt übrigens auch keine Tollwut in Neuseeland. Allerdings verzeichnete man Ende 2017 eine Mumps-Epidemie in Auckland.

Kind krank in Neuseeland Spritze

Brauchen wir Impfungen für Neuseeland?

Hartmut sagt: „Die offiziellen neuseeländischen Impfempfehlungen sind fast identisch mit den deutschen Empfehlungen der STIKO. Jedoch empfiehlt man in Neuseeland die erste intramuskuläre Impfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis usw) bereits ab der 6. Lebenswoche. Auch wird gegen Windpocken geimpft, was ja inzwischen in Deutschland auch empfohlen wird. Neuseeland hat nur leider das Problem, dass die Impfrate nicht die gewünschten mindestens 95% erreicht und es da auch große ethnische und soziale Unterschiede gibt.

Daher ist es extra wichtig für Reisende, einen ausreichenden Impfschutz zu haben. Zum einen um sich selbst zu schützen, zum anderen um keine Krankheiten einzuschleppen, gegen die ein nicht unerheblicher Teil der neuseeländischen Bevölkerung keinen ausreichenden Schutz hat.

Ein wenig komplizierter ist es bei den Meningokokken. Die Meningokokken C-Impfung wird in Deutschland für Kinder im 2. Lebensjahr empfohlen, im neuseeländischen Impfplan ist eine generelle Meningokokken-Impfung nicht enthalten (Stand 2018/19). Man kann sie aber gegen Bezahlung erhalten. In Neuseeland ist eine Infektion mit der Meningokokken B-Serogruppe häufiger, weshalb die deutsche Impfung keinen wirklichen Schutz bietet. Wer sich also dahingehend unbedingt absichern will, der sollte bei längeren Aufenthalten eventuell eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B in Erwägung ziehen.

Im Northland kam es Ende 2018 zu mehreren Meningokokken-Fällen der Serogruppe W, weshalb dort jetzt gegen diesen Stamm ein Impfprogramm bei Kleinkindern und Jugendlichen läuft (Quelle).“

Alarm, Baby/Kind krank in Neuseeland! Was tun?

Viele Wehwehchen könnt ihr ganz gut erst einmal selbst behandeln – und das müsst ihr sowieso tun, wenn ihr gerade in einer dünn besiedelten Region unterwegs seid.

-> Hier findet ihr eine Liste von Hausmitteln, mit denen man die gängigen Krankheiten (erst-) behandeln kann.

Der nächste Schritt ist der Gang in eine Apotheke. Die sind in Neuseeland sehr gut ausgestattet und können euch kostenfrei recht gut beraten, wenn es um kleinere Sorgen wie Hautausschläge, Entzündungen oder Husten-Schnupfen-Heiserkeit geht.

Apotheken heißen in Neuseeland „Pharmacy“ oder „Chemist„. Ein gängiges Zeichen wie der Äskulapstab oder das grüne P scheint es in Neuseeland nicht zu geben, jeder Neuseeländer wird euch aber bei der Suche nach einer Apotheke gern helfen.

Apotheken gibt es auch in den kleineren Orten, meist sind sie aber nur bis 17 Uhr geöffnet. Keine Sorge: Die gängigen Erkältungsmittel, aber auch viele Schmerzmittel bekommt ihr sogar im normalen Supermarkt!

Hartmut sagt: „Prinzipiell würde ich sagen, die gängigen Medikamente aus Europa gibt es auch in Neuseeland. Wobei es eventuell schwierig sein könnte, spezielle Medikamente zu bekommen, vor allem weitab von größeren Städten. Solche Medikamente würde ich von zu Hause mitnehmen. Die üblichen Sachen wie Paracetamol und Ibuprofen usw findet man aber auch in Neuseeland. Letztendlich würde ich in meine Reiseapotheke nichts anderes packen, als das, was ich auch für einen Urlaub nach Österreich oder Griechenland mitnehme.“

Tipp: Kostenfreie Beratung zu Gesundheitsproblemen von ausgebildeten Krankenschwestern bekommt ihr auch über die „Healthline“ unter 0800 611 116. Auch wenn ihr nicht gut Englisch sprecht, steht euch dort rund um die Uhr ein Übersetzungsservice zur Verfügung.

Genügt der Rat des Apothekers nicht, wendet ihr euch an einen Allgemeinarzt („GP“, siehe oben). Der untersucht euer Kind (das kostet mindestens die Konsultationsgebühr von etwa 80 NZ$), überweist es gegebenenfalls weiter und verschreibt euch auch Medikamente.

Die bekommt ihr in der Apotheke nicht als komplette Packung, sondern nur genau abgezählt – und ohne Packungsbeilage. Beim neuseeländischen Gesundheitsministerium könnt ihr dann nachschauen, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Übrigens: Verschreibungspflichtige Medikamente (die ihr zunächst selbst bezahlen müsst, bevor sie eure Krankenversicherung hoffentlich zurückerstattet) kosten in jeder Apotheke dasselbe. Das gilt nicht für die frei verkäuflichen Medikamente.

Um ein wenig Geld zu sparen, solltet ihr euch auch „normale“ Medikamente wie Nasenspray, Ibuprofen etc. möglichst vom GP verschreiben lassen. Solche Medikamente sind staatlich subventioniert, ihr müsst dann nur 5 bis 15 NZ$ dazubezahlen.

Tipp: Bei jedem Arztbesuch müsst ihr euch eure Ausgaben quittieren lassen („receipt“) und einen Behandlungsbericht („full medical report“) bekommen, damit ihr euch das Geld von eurer Auslandsreise-Krankenversicherung zurückholen könnt!

Mein Kind muss zum Zahnarzt/Augenarzt in Neuseeland

Ups – das kann teuer werden. Zahnärzte sind in Neuseeland privat organisiert, fallen nicht unter die staatliche Subventionierung und können im Preis krass variieren (Ausnahme: Die Zähne wurden durch einen Unfall beschädigt, dann springt wieder die ACC-Versicherung ein).

Wenn ihr einen Zahnarzt braucht, hört euch um und lasst euch einen von anderen Eltern empfehlen.

Zahnarzt Schild

Zu diesem Zahnarzt würden wir nicht gehen! © Pixabay

Beim Augenarzt findet ihr euch in der Regel dann wieder, wenn ihr im Urlaub eine Brille oder Kontaktlinse ersetzen müsst. Das ist in Neuseeland kompliziert, denn Sehhilfen bekommt ihr hier nur auf Rezept. Bevor ihr zu einem Optiker gehen und euch dort neue Tageslinsen oder eine neue Brille kaufen könnt, müsst ihr also zwangsläufig zu einem GP, der euch ggf. weiter überweist.

Packt also eine Ersatzbrille und genügend Linsenvorrat ein, um auch Notfälle zu überstehen!

Brille Superheroes Store Brooklyn

Reist hier jemand mit Brille?

Unser Baby/Kind ist verletzt! Was tun?

Zuerst einmal: Ruhe bewahren. Das könnt und müsst ihr sofort tun:

  • Verletzungen versorgen, erste Hilfe leisten
  • kleinere Wunden desinfizieren und in den nächsten Tagen gut beobachten (entzündet sich die Wunde?)
  • je nach Schwere der Verletzung: den Notruf 111 wählen (siehe unten) oder euer Kind in ein Krankenhaus bringen

Wegen der Kosten für die Unfallbergung, den Notarzt und das Krankenhaus müsst ihr euch (zunächst) keine Gedanken machen: Alle Neuseeländer und auch alle Touristen, die in Neuseeland bei einem Unfall verletzt werden, behandelt der neuseeländische Staat kostenlos (das System heißt ACC).

Die Kostenübernahme endet für euch aber, wenn ihr das Land verlasst; den Rücktransport, Weiter- und Nachbehandlungen oder anschließende Reha müsst ihr über eure eigene Krankenversicherung regeln.

Was tun bei einem Notfall in Neuseeland?

  • Hat euer Kind über mehrere Tage hohes Fieber?
  • Wirkt das Kind benommen, kann schlecht atmen oder hat starke Schmerzen, verliert es viel Blut?
  • Ist das Kind (z. B. nach Aufenthalt im Wasser oder Kälte) stark unterkühlt? (-> Hier gibt es einen tollen Beitrag zur Unterkühlung bei Kindern)
  • Ist das Kind gar bewusstlos?

Dann zögert nicht, direkt den Notruf 111 zu wählen. Ein Operator fragt euch, ob ihr Polizei, Feuerwehr oder den Krankenwagen braucht – verlangt die „ambulance“. Außerhalb von Städten schickt man euch unter Umständen einen Helikopter; das ist in Neuseeland nicht ungewöhnlich.

War euer Kind krank in Neuseeland? Was habt ihr erlebt?

Wir selbst hatten bisher immer Glück – das einzige gesundheitliche Problem war bei uns ein Ausschlag am Po, wohl eine leichte Pilzinfektion wegen der Windel. Ein Gang in die Apotheke bescherte uns eine Salbe, die wir ein paar Tage lang anwendeten. Auf Ratschlag der Apothekerin ließen wir außerdem so oft wie möglich Frischluft an Söhnchens Allerwertesten, der daraufhin bald wieder so zuckerig und pilzfrei war wie zuvor.

Andere Familien hatten sicherlich nicht so viel Glück – erzählt doch mal, was ihr in Neuseeland an Krankheitsgeschichten erlebt habt! Wie habt ihr die medizinische Versorgung empfunden?

Jenny

3 Kommentare

  • Auch wir können nur positives berichten. Nachdem unser kleiner Sohn (damals 10 Monate) eine Woche immer wieder teils auch hohes Fieber hatte, haben wir uns in Auckland entschlossen, dies doch einmal abchecken zu lassen, um nichts zu verschleppen. Also schnell einen Arzt in der Nähe unserer Unterkunft gesucht, ohne Termin hin und nach kurzer Wartezeit waren wir auch schon dran. Über dem Tresen hing gleich die allgemein gültige Preisliste, sortiert nach Einheimischen/Australiern und Overseas, sowie nach Alter. Es lief alles prima und wir konnten beruhigt abreisen. Später auf der Südinsel musste der Papa noch Mal zum Arzt, was ähnlich problemlos lief. Beide Male hat die Krankenversicherung problemlos und schnell (noch während der Urlaubszeit) die Kosten übernommen.
    Wer mehr zu unserem Abenteuer Elternzeit lesen möchte, kann gerne auf unseren Blog http://www.greila.de schauen.
    Anne

  • Das ist wirklich ganz toll beschrieben, vielen Dank. Ein ergaenzender Kommentar:
    In Neuseeland gibt es Direktzugang bei gesundheitlichen Problemen. So geht man bei Wehwehchen direkt zum Hausarzt/ GP, Optometristen, Physiotherapeuten, Dental Hygienist, Hebamme, Apotheker, Fusspfleger, usw.. Diese testen alle autonom und ueberweisen, falls dies noetig ist, zum Spezialisten. Die einizige Ausnahme hierbei ist der Zahnarzt, den man ohne Ueberweisung besucht. Und keine Sorge, die Ausbildung zu diesen Berufen unterscheidet sich sehr stark von der in Deutschland und bereitet auf diese Aufgaben vor.

    Speizalisten nehemen teilweise auch Privatpatienten ohne Ueberweisung an. Dies wird – mit Ausnahme von Gynaekolgen – allerdings nicht so gern gesehen.

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe lange Zeit dazu geneigt, grundsätzlich zu Urlaubsbeginn krank zu werden. Mittlerweile ist das nicht mehr so und bis jetzt *toi toi toi* hatten wir auch bei meiner Tochter nicht mehr als eine Kopfbeule unterwegs zu verzeichnen.

    Gute Hinweise habt ihr da zusammengetragen.

    Liebe Grüße
    Isabel

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