Reisegesundheit

Neuseeland-Reisen nur noch mit Corona-Impfung: gut so!

! Aktualisiert am 1. April 2022

Reisen ohne Corona-Impfung wird schwieriger: Auch Neuseeland gehört ab sofort zu den Ländern, die man nur noch geimpft bereisen darf. Dazu passt, dass auch Air New Zealand nur noch geimpfte Passagiere an Bord lassen will. Einige Neuseeland-Fans sind enttäuscht – wir sind erleichtert.

Neuseeland Flugzeug

Die Nachrichten folgten mit wenigen Stunden Abstand: Erst verkündete Air New Zealand, ab Anfang 2022 nur noch geimpfte Passagiere international zu transportieren. Dann erklärte Neuseeland, ab 1. November 2021 dürften nur noch geimpfte Nicht-Staatsbürger einreisen (die bis 2. Mai 2022 eh kaum eine Chance auf Einreise haben, aber das ist ein anderes Thema).

Air New Zealand ist nicht die erste Airline, die ihre Flüge nur noch für geimpfte Reisende öffnen will – Quantas wird es genauso machen und auch andere Fluggesellschaften haben es angekündigt (weiter unten kommt eine Liste!). Und Neuseeland ist auch nicht das erste Land, das eine so strikte Einreiseregelung anwenden will – das kleine Malta ließ schon im Sommer 2021 nur noch geimpfte Reisende ein. Auch Norwegen, Thailand oder Kanada lassen derzeit nur Geimpfte (und Kinder unter 12 Jahren) einreisen. Selbst einige EU-Staaten erlauben Menschen aus Hochrisiko-Gebieten (erinnert ihr euch noch an die Einteilung?) wie den USA nur mit Corona-Impfung die Einreise als Touristen.

Die neuen Einreisebedingungen für Neuseeland: „no jab, no entry“

Momentan heißt es für jeden, der überhaupt nach Neuseeland einreisen darf: Nach der Ankunft darf man sich für 14 Tage in strengste Isolierung in einem vom Staat kontrollierten Hotel begeben, mit Zimmerarrest und nur kurzen Frischluftgängen ab Tag 7 auf umzäunten Innenhöfen.

Update: Wegen der krass gestiegenen Corona-Fallzahlen in Neuseeland dank der Omicron-Variante ist diese strenge Isolierung für Einreisende nun vorbei. Die Hotelplätze werden stattdessen für die Isolierung von einheimischen Erkrankten nötig.)

Um das Risiko einer Einschleppung des Corona-Virus der besonders gefährlichen Delta-Variante von außen zu reduzieren, dürfen ab November 2021 nur noch vollständig geimpfte Menschen einreisen (Ausnahmen gelten für neuseeländische Staatsbürger und alle unter 17 Jahren).

Man braucht aber auch weiterhin den negativen Corona-Text beim Einsteigen ins Flugzeug, andernfalls steht eine Strafe von 4.000 NZ$ ins Haus.

Die Reaktion in den Neuseeland-Gruppen auf Facebook war interessant: „Dann fahren wir eben nicht mehr nach Neuseeland“, hieß es bedauernd bis kategorisch. Ich war erstaunt: Der Widerwille gegen die Corona-Impfung ist bei einigen Menschen offenbar so groß, dass man dafür selbst auf künftige Reisen in sein Traumland verzichtet.

Dabei erscheint mir die Entscheidung Neuseelands, die Grenzen für ungeimpfte Menschen zu schließen, absolut sinnvoll und notwendig. Und auch Airlines, die die 2G-Regel umsetzen, finde ich super. Ich möchte das erklären – auch, weil ich hoffe, dass ich den einen oder anderen Impfzögerer (so heißt das ja heute) vielleicht doch noch umstimmen kann.

Warum es sinnvoll ist, dass nur noch Geimpfte nach Neuseeland dürfen

Einige Menschen tun so, als wären sie durch die „No jab, no entry“-Regel urplötzlich in ihrer Freiheit beschränkt und würden zu einer Impfung gezwungen. Dabei ist diese Einreisebedingung gar nichts Neues: Schon in der Vergangenheit musste man für einige Länder bestimmte Impfungen und Gesundheitschecks für die Einreise vorweisen. Am bekanntesten sind die verpflichtenden Gelbfieber-Impfungen für einige Länder Afrikas oder Südamerikas. Auch Fiebermessen am Flughafen war schon lange vor Corona Usus, etwa bei der Einreise in China.

Nachdem wir uns 2020 alle nach einer Corona-Impfung gesehnt haben und es im Januar nicht schnell genug losgehen konnte mit dem Impfprogramm, setzt jetzt in fast allen Ländern eine gewisse Pandemie-Müdigkeit in der Bevölkerung ein – und die Impfquote dümpelt bei 60 % herum. Für eine „Herdenimmunität“ reicht das nicht aus.

Das weiß auch die neuseeländische Regierung. Hier sind die Bedingungen noch ein wenig spezieller als in Deutschland: Das neuseeländische Gesundheitssystem ist nicht eben robust aufgestellt – ganz im Gegenteil, es steht kurz vor dem Kollaps. Selbst wenn alles super läuft, gibt es sehr wenige Betten auf Intensivstationen, die Covid-Patient*innen versorgen können. Um eine Überlastung und viele unnötige Todesfälle durch die Corona-Pandemie zu vermeiden, wird eine Impfquote von mindestens 90 % nötig sein.

Davon ist Neuseeland aktuell noch weit entfernt. Mit dem Durchimpfen tut man sich überraschend schwer, vor allem die besonders gefährdeten Gruppen der Maori und Pazifik-Insulaner lassen sich nur zögernd impfen. (Die Gründe dafür hier zu diskutieren, würde zu weit führen.)

Das Ziel der Regierung ist klar: Die Impfquote muss möglichst hoch sein. Dafür werden bereits verpflichtende Impfungen in bestimmten Berufen diskutiert, für einige Branchen (Krankenpflege, Schulen) sind die Impfungen schon verpflichtend. Natürlich hat man auch die Möglichkeit genutzt, die Corona-Impfung für Einreisende verpflichtend zu machen – es reduziert schlichtweg das Risiko für unnötige Covid-Übertragungen deutlich, auch wenn eine Corona-Impfung nicht zu 100 % schützt (hier nochmal der Erklärbär).

Da kann man sich jetzt aufregen, dass der Staat in Neuseeland die Rechte des Einzelnen ignoriert – aber wenn es eines gibt, wofür sich der Staat in Neuseeland seit Beginn der Pandemie stark gemacht hat, dann ist der Schutz der Gesundheit und des Lebens seiner Bürgerinnen und Bürger.

Die Zero-Covid-Strategie wurde so lange wie möglich und unter großen wirtschaftlichen Verlusten beibehalten: Kein einziger Kiwi sollte sterben müssen, nur um „die Wirtschaft am Laufen zu halten“ oder „den Menschen ihre Freiheit zurückzugeben“ – Argumente, mit denen wir in Europa und den USA zigtausende Tote akzeptiert haben.

Mit der Delta-Variante musste Neuseeland seinen radikalen und inzwischen weltweit ziemlich einzigartigen Ansatz aufgeben. Ob es der neuseeländischen Regierung wenigstens gelingen wird, die Ausbreitung der Delta-Variante von den pazifischen Inseln fernzuhalten?

Für die Erholung des fast toten Tourismus-Sektors in Neuseeland und Australien sind Impfvorschriften und zusätzliche Tests entscheidend, denn sie bedeuten Sicherheit: sowohl für die Reisenden selbst (die sich auf ihrer Reise kaum noch bei anderen anstecken oder dem Gesundheitssystem zur Last fallen können) als auch für ihre Gastgeber.

Nicht zuletzt ist es auch ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz internationaler Besucher durch die Kiwis und die Bewohner anderer pazifischer Inseln: Die heißen uns mit ihrer berühmten Gastfreundschaft sicherlich eher willkommen, wenn sie (relativ) sicher sein können, dass wir ihnen bei Ankunft kein Corona-Virus mitbringen – und selbst wenn es schiefgeht, dass wir ihnen kein ITS-Bett wegnehmen.

Warum es sinnvoll ist, dass nur geimpfte Passagiere fliegen dürfen

Auch für die „No jab, no fly“-Regel gibt es drei gewichtige Gründe:

  • Die Mitarbeitenden von Fluggesellschaften sind ganz besonders den gesundheitlichen und finanziellen Risiken von Covid-19 ausgesetzt. Sie vor Infektionen und damit Quarantänen und Verdienstausfällen zu schützen, ist quasi die moralische Pflicht ihrer Arbeitgeber.
  • Geimpfte Passagiere, die kaum ein Übertragungsrisiko darstellen, sind für die wirtschaftlich arg gebeutelten Airlines die Rettung. Sie stellen das Vertrauen in Flugreisen wieder her, weil man nun ohne Angst ins Flugzeug steigen kann – es besteht ja kaum noch ein Ansteckungsrisiko.
  • Nicht zuletzt gibt die Impfvorschrift auch Eltern von Kindern unter 12 Jahren Sicherheit: Ihre Kinder, die noch nicht geimpft werden können, sind an Bord maximal geschützt, da alle Erwachsenen geimpft sind.

Am Ende heißt es ganz klar: Jeder Mensch hat das Recht, die Corona-Impfung abzulehnen. Aber Fluggesellschaften und Länder haben dann eben auch das Recht, ungeimpfte Passagiere oder Touristen abzulehnen und von ihren schutzbedürftigen anderen Passagieren oder Besuchern fernzuhalten.

Diese Airlines befördern nur noch Passagiere mit Covid-Impfung (Stand Oktober 2021):

  • Air Asia
  • Air Canada (für Inlandsflüge und alle Passagiere aus den USA) und regionale Carrier (WestJet, Swoop, Air Transat)
  • Air New Zealand (ab Februar 2022)
  • Qantas (kein Datum festgesetzt)

Warum eine Corona-Impfung eben keine persönliche Entscheidung ist

Menschen ohne Corona-Impfung haben eine schwere Zeit vor sich: Ihre Reisemöglichkeiten werden sich in den nächsten Jahren wohl stark einschränken. Nicht nur Airlines, auch Hotels, Restaurants oder Kreuzfahrtschiffe rücken die Gesundheit der Mehrheit ihrer Gäste sowie ihrer Angestellten an die erste Stelle.

Und das ist auch vollkommen okay so und nicht etwa eine Einschränkung, Benachteiligung oder gar Stigmatisierung von Ungeimpften! Bitte nicht vergessen: Ihr habt euch freiwillig entschieden, das Angebot der Impfung abzulehnen. Und eine Impfung ist eben nicht gleichzusetzen mit einer Kopfschmerztablette oder einem Fahrradhelm, über dessen Schutzwirkung man streiten kann. Impfungen sind DIE medizinische Mega-Erfindung der Neuzeit, sie haben Millionen Menschen das Leben gerettet – das ist wissenschaftlich unbestritten.

Eine Impfung schützt nicht nur uns selbst, sondern immer auch die Menschen um uns herum, die sich entweder selbst (noch) nicht impfen lassen können oder die durch eine Erkrankung an Covid-19 deutlich mehr Schaden nehmen würden als wir selbst. Das ist genau der Grund, warum wir auch Kinder gegen Corona impfen (müssen): Ihr Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, ist gering. Aber ihr Risiko, sich anzustecken und Corona dann wieder an andere zu übertragen, ist sehr hoch – und jeder ungeimpfte Erwachsene um sie herum erhöht es weiter.

Das hat Folgen:

  • endlose Quarantäne-Aufenthalte nach jedem positiven Test in der Schule – was bedeutet, dass auch wir Eltern zu Hause bleiben müssen!
  • ungewollte Ansteckung anderer Personen, die sich nicht impfen lassen können oder eine schlechte Immunantwort haben – das sind wie schon zu Anfang der Pandemie unsere Großeltern, aber auch Schwangere, Menschen mit Krebserkrankungen usw.
  • Schließlich verzichten auch wir geimpften Eltern liebend gern auf eine Covid-19-Erkrankung mit „mildem Verlauf“, die von der Impfung ja nicht komplett verhindert wird – lasst euch mal erzählen, wie so ein milder Verlauf aussehen kann, das braucht kein Mensch!
  • Die Corona-Impfung verhindert schwere Verläufe mit Krankenhaus-Einweisung sehr gut. Aber vielleicht brauchen wir Geimpften ja aus einem anderen Grund ein Klinikbett? Das ist dann in diesem Herbst wohl leider belegt mit ungeimpften Covid-Kranken – die völlig unnötig die Ressourcen des Gesundheitssystems binden.

Als ungeimpfte Reisende landet ihr im schlechtesten Fall im Urlaub mit Schlauch im Hals im Krankenhaus. Und ihr bringt  das Corona-Virus zu Menschen, die sich nicht gut dagegen schützen können – Maori, Pazifik-Insulaner, Menschen in Ländern mit generell niedriger Impfquote (das sind quasi alle außer den Erste-Welt-Ländern). Was wäre das bitte für ein Gastgeschenk?

Bitte, Leute – lasst euch impfen und macht euch und allen anderen Menschen auf diesem Planeten das Leben ein wenig leichter. Irgendwann kann diese besch… Corona-Pandemie doch mal vorbei sein! All die Einschränkungen, die wir momentan wegen Corona noch ertragen müssen, dienen dem Schutz der Ungeimpften – für die anderen ist Covid-19 jetzt wirklich eher mit einer Grippe gleichzusetzen (korrigiert mich, wenn ich mich da irre).

Wenn sich alle Menschen auf der Welt impfen lassen würden, dann wäre diese Pandemie tatsächlich schnell vorbei! Und dann können wir ENDLICH wieder nach Neuseeland reisen

-> Auf den Seiten des RKI gibt es einen Überblick mit Antworten auf die wichtigsten Fragen, die Impfskeptiker zur Corona-Impfung haben.

Wie seht ihr das – ist es okay für euch, dass man nur noch geimpft nach Neuseeland reisen darf?

Jenny

3 Kommentare

  • Anfang 2022: Omikron hat diese Argumentation ad absurdum geführt. Die Impfung bietet keinen Fremdschutz und keinen Schutz vor Ansteckung. Laut Studien jedoch weiterhin einen gewissen Schutz vor schweren Verläufen.
    No Covid ist gescheitert.

  • Für mich persönlich ist das ok. Als Genesener, Doppelgefimpfter und sicher dann irgendwann nächstes Jahr Dreifachgeimpfter kommen mir die Antikörper bald aus den Ohren raus…
    Und jedes Land kann das ja handhaben, wie es will. Man muss ja nicht nach NZ reisen, wenn man sich nicht impfen lassen mag oder es als unnötigen Zwang empfindet. Außerdem unterstütze ich die Strategie „one for the team“!

    Das Argument mit dem „Schutz der Gesundheit und des Lebens seiner Bürgerinnen und Bürger“ finde ich dann aber doch ein wenig fragwürdig, da man meiner Meinung nach die jeweilige Coronastrategie nicht nur an Coronatoten messen kann.
    Inwiefern die Volksgesundheit durch bestimmte Maßnahmen auf lange Sicht evtl negativ beeinflusst wird, ist aber eben viel komplexer und schwieriger zu messen als die Anzahl der Verstorbenen in einem bestimmten Zeitraum mit positivem Coronatest.

    Letztendlich täte Neuseeland gut daran, sein Gesundheitssystem aufzuwerten, so dass es sich in der Zukunft in einer ähnlichen Situation nicht wieder so vehement von der Welt (und teilweisen ihren eigenen Bürgern) abschirmen muss. Aber das ist nochmal eine ganz andere Diskussion. Und persönlich glaube ich nicht daran, dass man eine Impfquote von 90% erreichen wird – außer mit Zwang. Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen! :-)

    • Ich stimme dir zu, dass Neuseeland in puncto Schutz seiner Bürger*innen nicht unbedingt einen guten Job macht – siehe nur die hohe Zahl der Suizide, Adipositas und Asthma-Erkrankungen bei Kindern durch schlimmelige Wohnungen. Aber sie haben seit Beginn der Pandemie immer sehr deutlich betont, wie wichtig ihnen das Leben der Menschen ist und dass das immer vorrangig vor der Wirtschaft war. Hat man ja ebenfalls gesehen, da waren Business-Existenzen egal und eine Million neuseeländische Staatsbürger*innen und Work Visa Inhaber*innen im Ausland warten seit Monaten vergeblich darauf, wieder nach Hause zu dürfen – wegen der Gesundheit der Kiwis im Land. Das kam, soweit ich sehe, bei den Menschen sehr gut an. Also bei denen im Land, die noch ihren Job haben…

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