Neuseeland-Reisetipps

Delfine in Neuseeland – ein Trauerspiel

! Aktualisiert am 15. Juli 2021

Sie ziehen tausende von Touristen an und haben eine gewaltige Tourismus-Maschinerie ins Laufen gebracht: die endemischen, seltenen Hector-Delfine und die noch selteneren Maui-Delfine. In Neuseeland stehen sie unter Naturschutz – aber sind trotzdem fast ausgestorben.

Hector-Delfine in Neuseeland Akaroa

Die Hector Delfine in Neuseeland erkennt man an ihren dunklen, abgerundeten Rückenflossen (fast wie Mickymaus-Ohren!)

Delfine in Neuseeland (und auch Seelöwen, Wale und viele andere Arten) sind, obwohl sie seit über 30 Jahren geschützt sind, mehr denn je bedroht. Eine Kolonie von Flaschennasen-Delfinen in Fiordland ist mit 57 Tieren stark bedroht, eine andere in der Bay of Islands  ist gefährdet. Nur noch ein paar hundert Orcas ziehen durch neuseeländische Gewässer, die Population der Bryde’s Wale im Hauraki Gulf ist ebenfalls stark gefährdet.

Im Jahr 2011 lebten noch schätzungsweise 55 erwachsene Maui-Delfine, inzwischen nur noch vor der Westküste Aucklands und Waikatos. Diese winzige Restpopulation verkraftet einen einzigen vom Menschen verursachten Todesfall in einem Zeitraum von zehn bis 23 Jahren. Tatsächlich sterben natürlich weit mehr Tiere: jedes Jahr einhundertmal so viele.

Kiwis finden ihre Meeressäuger zwar toll und lieben sie – auf einer spirituellen Ebene gehören sie sogar ins Herz der Maori-Kultur, siehe „The Whale Rider“ –, aber auf der politischen Ebene hört die Gefühlsduselei offensichtlich auf. Arbeitsplätze und der Erhalt des Status quo sind wohl in jedem Land der Welt wichtiger als Artenschutz, da ist Neuseeland keine Ausnahme.

Als 1978 der „Marine Mammals Protection Act” verabschiedet wurde, feierte man Neuseeland als weltweit führend im Naturschutz. Zentraler Inhalt war die Aufstellung eines „Populationsmanagement-Plans“ für bedrohte Meeressäuger durch das DOC, der Maßnahmen wie etwa eine Beschränkung der Beifangquoten enthalten konnte.

Klingt gut? In den 34 Jahren seit Einführung des MMPA ist kein einziger Management-Plan aufgestellt worden. Das größte Problem für das DOC: Es braucht die Zustimmung des Fischereiministeriums (heute: das Ministerium für „Primary Industries“). Da der Management-Plan für die bedrohten Delfine eine Beifangquote von Null benötigt, ist hier keine Einigung möglich.

Selbst die Einschätzung des Wissenschaftsgremiums (das von der Regierung selbst zusammengestellt wurde!), die Fischerei sei für 96 Prozent aller menschlich verursachten Tode von Maui-Delfinen verantwortlich, wird von der Industrie bestritten. Schuld seien vielmehr Umweltverschmutzung, Krankheiten und natürliche Feinde. Na klar.

Auf der Konferenz der „International Union for Conservation of Nature“, dem weltgrößten Artenschutz-Gipfel in Südkorea, stellten sich in einer geheimen Abstimmung nur zwei Staaten gegen erweiterte Schutzmaßnahmen  von Maui- und Hector-Delfinen – einer davon war Neuseeland. Der Abgeordnete der Regierung stimmte dagegen, Fang- und Schleppnetze in bis zu 100 m Wassertiefe zu verbieten, „weil es nicht genug wissenschaftliche Absicherung gebe, dass dies wirklich der Grund für das Delfinsterben sei“. Klar.

Dies geschah gegen den Willen des DOC, auf Anordnung des Ministeriums für „Primary Industries“. „Eine Schande“, schäumte die Managerin des WWF-Marineprogramms, und Thomas Tennhardt von NABU International meinte: „Die untragbare Haltung des Landes, das sich international als ‚grün‘ vermarktet, zeigt erneut, dass die Regierung den Bezug zu den Wünschen ihrer Bevölkerung, dem Verständnis der Weltöffentlichkeit sowie den wissenschaftlichen Tatsachen verloren hat.“

Werden unsere Kinder noch Delfine, Kiwis und Kakapos sehen können, wenn sie als Erwachsene nach Neuseeland reisen? Ich habe da so meine Befürchtungen…

Jenny

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