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Wie der Klimawandel Neuseeland verändern wird (und was wir dagegen tun können)

! Aktualisiert am 22. September 2023

Neuseeland liegt weitab vom Rest der Welt. Viele scheinen zu denken, dass sie dort nicht nur vor Terror und Steuern, sondern auch vor dem Klimawandel in Sicherheit sind/wären. Ist natürlich Quatsch. Wir schauen mal, wie es in Neuseeland aussehen wird, wenn wir nicht alle gemeinsam schnell dafür sorgen, die Erderwärmung auf 1,5° Celsius zu begrenzen.

Motueka Beach Abel Tasman

Neuseeland im Jahr 2100: Wie wird es aussehen, wenn wir die globale Erwärmung nicht stoppen?

„Klimawandel“, das klingt zunächst recht harmlos. Wandel ist vielleicht sogar etwas Gutes, hm? Die US-amerikanischen Think Tanks haben hier ganze Arbeit geleistet: Statt „globale Erwärmung“ sagen wir heute fast immer „Klimawandel“ und verharmlosen damit auch für uns selbst das Problem.

Und das ist riesig: Seit Beginn der Industrialisierung, ganz krass aber in den letzten 30 Jahren, hat der Mensch durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, durch Abholzung und intensive Landwirtschaft so viele Treibhausgase (darunter vor allem Kohlendioxid) in die Atmosphäre geblasen, dass die Durchschnittstemperatur bis 2100 um voraussichtlich 4 bis 5 °Celsius steigen wird.

Eine direkte Folge davon ist das Abschmelzen der polaren Eiskappen. Zusammen mit der Volumenänderung der wärmer werdenden Ozeane führt das zu einem Anstieg des Meeresspiegels – wie hoch der steigen kann und wird, hängt ganz davon ab, was wir in nächster Zukunft (nicht) tun werden.

Globale Erwärmung: Was tut die Welt dagegen?

Als die Staaten der Welt das Pariser Klima-Abkommen 2015 unterzeichneten, war man optimistisch: Endlich gab es eine weltweite Bemühung, gegen den Klimawandel vorzugehen; und zwar entschiedener als zuvor. Es soll nun versucht werden, die globale Erwärmung auf maximal 1,5 °Celsius zu begrenzen. Denn alles darüber bedeutet nach wissenschaftlichen Prognosen unberechenbare und zerstörerische Folgen.

Für die ganze Welt, nicht nur für die Malediven.

Das Problem ist nur: Die Temperatur hatte sich 2015 seit Beginn der Industrialisierung schon um etwa 1 °Celsius erhöht – viel Spielraum bleibt uns also nicht mehr. Die Mehrheit der Wissenschaftler ist aber immer noch vorsichtig optimistisch: Das Ziel von 1,5 °Celsius ist gerade so zu schaffen. Alles hängt von der Frage ab, wie viel „Kohlendioxid-Budget“ wir noch zum Verbrauchen übrig haben, bevor wir die globale Temperatur über einen „Point of no return“ hinweg erhöhen.

Globale Erwärmung: Worst Case und Best Case

Was dann passiert, weiß einfach niemand – wenn zum Beispiel der arktische Permafrostboden auftaut und die riesigen Mengen Methan freisetzt, die darin eingefroren sind und das Klima noch enorm mehr aufheizen werden. Wenn die Eisdecke in der Antarktis so weit abschmilzt, dass das Sonnenlicht nicht mehr reflektiert, sondern von den Ozeanen absorbiert wird. Wenn die Amazonas-Regenwälder von den sich ausbreitenden Dürren und Waldbränden ebenfalls in Brand gesetzt werden, so noch mehr CO2 freisetzen und gleichzeitig keines mehr aus der Atmosphäre aufnehmen… (Quelle – Achtung, nach der Lektüre ist euch schlecht vor Angst.)

Es sind genau 700 Milliarden Tonnen, die bis zum Jahr 2100 dazukommen dürfen. Um das Kippen zu vermeiden, müssen also die weltweiten Emissionen an CO2 im kommenden Jahrhundert jedes Jahrzehnt halbiert werden. Also: In jedem Jahrzehnt erneut. Zusätzlich muss der CO2-Ausstoß durch die Landwirtschaft bis 2050 auf Null sinken.

Und auch das reicht noch nicht: Unter 1,5 °Celsius bleiben wir nur, wenn wir außerdem technische Verfahren entwickeln, die jedes Jahr 5 Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre ziehen können – das entspricht dem Doppelten von dem, was alle Wälder, Meere etc. der Erde jetzt bereits leisten (Quelle).

Um euch ein anschauliches Beispiel zu geben, warum sich unser aller Einsatz für den Klimaschutz jetzt noch extrem lohnt, haben wir uns mal die Folgen der globalen Erwärmung für unser aller Lieblingsland angeschaut: Neuseeland.

Christchurch New Brighton Beach Kinder

Was für ein Neuseeland werden unsere Kinder später kennen?

Klimawandel in Neuseeland: jetzt kommt die Flut…

Selbst wenn alle Staaten der Welt sofort aufhören würden, CO2 zu produzieren (haha): Bestimmte Folgen der globalen Erwärmung lassen sich nicht mehr vermeiden, weil der Klimawandel bereits begonnen hat.

Dazu gehört am sichtbarsten: der steigende Meeresspiegel. Der ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts schon um 20 cm gestiegen. Im besten aller Szenarien, wenn die Ziele des Pariser Abkommens eingehalten werden, steigt das Wasser bis 2100 „nur“ um ca. 46 cm. Im schlimmsten Fall geht der neuseeländische Staat von einer Meeresspiegel-Erhöhung um ca. 1,04 Meter aus – bis zum Ende des 21. Jahrhunderts (Quelle).

Danach steigt das Wasser aber weiter, und zwar immer schneller, und das noch für Jahrhunderte! Neuseeland ist ein Land der Küsten – der steigende Meeresspiegel wird das Land komplett verändern.

Höherer Meeresspiegel plus Sturmfluten und immer mehr starke Stürme bedeuten mehr Überschwemmungen und steigendes Grundwasser. Jahrhundertfluten werden ab 2050 bis 2070 jährliche Ereignisse sein.

Eine krasse Küstenerosion zeigt sich bereits in Waihi Beach in der Bay of Plenty, südlich von Oamaru, in Taranaki und an der Westcoast. Niedrig liegende Regionen in Napier, Tauranga, Nelson, Teilen von Auckland und Wellington wurden bereits von Stürmen verwüstet. Kurz vor Weihnachten 2018 wurden 34 Grundstücke in Matata in der Bay of Plenty wegen Überflutungsrisiken als unbewohnbar eingestuft (Quelle).

Zwei Drittel der Neuseeländer leben näher als 5 km von der Küste. Häuser im Wert von Milliarden Dollar liegen in dieser Zone. Dazu kommen Straßen, Bahnlinien, Stromleitungen und Flughäfen. Die „bach“ am Meer wird bald vom Kiwi-Selbstverständnis zum wirtschaftlichen Alptraum für jeden Besitzer werden.

Westcoast Mokihinui Beach

Wie lange wird es diesen Strand an der Westcoast noch geben?

Auckland und Wellington werden Teile ihrer Küsten verteidigen, weil dort wirtschaftlich viel auf dem Spiel steht. Anderen Gemeinden wird nichts als der Rückzug bleiben. Der Klimawandel trifft die Armen am härtesten. Welche gesellschaftlichen Krisen die sozialen und wirtschaftlichen Folgen auslösen werden, kann noch niemand absehen.

Als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre, kommt noch ein weiterer Faktor dazu: Die Australische und die Pazifische Kontinentalplatte schieben sich übereinander. Nach Untersuchungen der Victoria University in Wellington sinken Teile von Neuseeland dabei schneller ab als andere – der Meeresspiegel wird dort also noch stärker ansteigen (Quelle).

Das gilt etwa für die Taranaki Coast der Nordinsel, die in den letzten 15 Jahren bis zu 3 mm pro Jahr abgesunken ist. Damit wird der durchschnittliche Anstieg des Meeresspiegels hier doppelt so hoch ausfallen! Dass andere Teile des Landes dafür steigen und daher weniger Wasser abbekommen werden, kann uns nur wenig trösten.

Tongaporutu Beach Kind

Unser Lieblingsstrand in Taranaki: Tongaporutu Beach. Demnächst wohl permanent unter Wasser :-(

Weitere Folgen des Klimawandels für Neuseeland

Wasser ist nur die eine Seite des Klimawandels.

Verdoppeln oder verdreifachen wird sich auch die Häufigkeit von Hitzewellen, vor allem in den östlichen Teilen von Neuseeland. Ihr findet das gut? Die Farmer, deren Vieh bei Temperaturen von über 25° Celsius qualvoll eingeht, sicherlich nicht. Und viele Menschen auch nicht. Bei Hitzewellen steigt nicht nur (nachweisbar!) die Rate an psychischen Erkrankungen, viele ältere Menschen sterben dann einfach.

Höchste Waldbrandstufe wird dann für vier bis sechs Monate im Jahr gelten. Bisher kennt man dieses Risiko in Canterbury, der nördlichen Hawke’s Bay und Gisborne. In einer um 2° Celsius wärmeren Welt reicht die Waldbrandzone vom East Cape bis nach South Otago. Und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass die Waldbrände immer so glimpflich enden werden wie kürzlich in Nelson.

Die großen Gletscher Franz Josef und Fox werden nach allen Prognosen bald verschwunden sein – man sieht sie ja bereits jetzt kaum noch, außer man besteigt einen Helikopter und trägt damit noch mehr zum Gletscherschwund bei (eine echt makabre Sache, das).

Selbst wenn Reste der Gletscher ganz oben auf den Gipfeln erhalten bleiben – der Platz zum Skifahren in Neuseeland wird sich extrem eingrenzen. Mit jedem Grad Celsius, um das die Durchschnittstemperatur steigt, steigt auch die Schneefallgrenze um 1,50 m. Und sooo hoch sind die Berge in Neuseeland ja nicht.

Whakapapa Skifield Schnee

Schnee auf dem Central Plateau der Nordinsel: bald eine Seltenheit?

Das Central Plateau der Nordinsel ist bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wohl schneefrei. Mit Schneekanonen können die Liftbetreiber noch 20 bis 30 Jahre überbrücken. Ab 2050 wird es auf der Nordinsel auch dafür zu warm sein. In den Southern Alps bei Queenstown könnte es weiterhin möglich sein, wenn auch nur noch für eine sehr kurze Zeit im Jahr.

Steigende Wassertemperaturen verändern Strömungen, was wiederum zur dauerhaften Verbreitung von giftigen Meeresalgen führen wird. Bereits jetzt wird in Neuseeland oft vor dem Verzehr von vergifteten Muscheln gewarnt. Für die ohnehin bedrohten Gelbaugenpinguine, Hector-Delfine und Seebären ist der schwindende Fischbestand (die mögen heißes Wasser nämlich auch nicht) wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Sie werden aussterben. Wie auch diverse Seevögel, die in den dann überfluteten Küstengebieten brüten.

Das wärmere Wasser wird auch zu mehr Algenblüten der giftigen Blaualge in Flüssen und Seen führen. Dank Hitzewellen und Dürren sinkt deren Wasserspiegel. Gibt es dann Starkregen, fließen verstärkt Rückstände der Tierhaltung von den Weiden in das Wasser, und es wird noch schmutziger. Was das heißt, sieht man schon heute in vielen Flüssen Neuseelands: Wer ins Wasser steigt oder es gar trinkt, riskiert Leberschäden, Hautausschläge, Asthma und neurologische Schäden, ganz zu schweigen von heftigem Durchfall.

Ereignisse wie die Vergiftung der Bevölkerung von North Havelock durch Campylobacter im Trinkwasser im Jahr 2016 werden sich wiederholen. Im Wasser lebenden Parasiten wie Giardia oder Bakterien wie Salmonellen, E. coli und Leptospira gehört die Zukunft.

Krankheiten, die von Moskitos und Zecken übertragen werden, gibt es in Neuseeland nicht. Auch das wird sich ändern, wenn die Temperaturen steigen. Das Westnil-Virus, Dengue-Fieber und Zika könnten demnächst nach Neuseeland kommen; zusammen mit einer ganzen Reihe an noch unbekannten Krankheiten und Allergien.

-> Eine hübsche Zusammenstellung der möglichen Auswirkungen des Klimawandels in den nächsten 100 Jahren könnt ihr, detailliert aufgelistet für alle Regionen in Neuseeland, hier nachlesen.

Wellington Harbour

Wird Wellington den steigenden Meeresspiegel aufhalten können?

Wie verändert der Klimawandel die Gesellschaft in Neuseeland?

Schauen wir uns zum Schluss die gesellschaftlichen Folgen der Klimaerwärmung an. Die sind für Neuseeland gravierend – und könnten das Land so verändern, dass es unsere Kinder und Enkel nicht wiedererkennen.

Der steigende Meeresspiegel wird viele Pazifikinseln überfluten. Deren Bewohner werden großteils nach Neuseeland fliehen. Das Land erkannte bereits 2014 Klimaflüchtlinge aus Tuvalu an und die Labour-Regierung unter Jacinda Ardern denkt über ein Visum für Klimaflüchtlinge nach. Das werden noch einige Millionen mehr werden, denn Südostasien ist nicht weit von Neuseeland entfernt, und dort wird der Klimawandel hart zuschlagen.

Eine große Zahl an Einwanderern, die alles verloren haben, und eine Bevölkerung, die dabei ist, ihr gewohntes Leben zu verlieren – was wird dabei wohl herauskommen? Wir können nur ganz fest hoffen, dass sich die Kiwis ihre Großherzigkeit, ihre Toleranz und Nächstenliebe auch in den nächsten Jahrzehnten bewahren werden.

Taranaki Tangarakau Gorge Erdrutsch

Erdrutsche durch Starkregen sind heute schon in Neuseeland keine Seltenheit; wie wird sich das entwickeln?

Was können wir tun, um die globale Erwärmung zu begrenzen?

Zum Vermeiden der globalen Erwärmung ist es bereits zu spät, sorry. Auch wenn alle Staaten der Welt sofort aufhören würden, CO2 zu produzieren, stiege die Durchschnittstemperatur weltweit erst einmal weiter. Es ist halt schon unheimlich viel Kohlendioxid ausgestoßen worden, das jetzt seine Wirkung zeigen wird. Erst nach 120 Jahren hat sich Kohlendioxid in der Atmosphäre wieder abgebaut.

Unsere einzige Chance ist es, den CO2-Ausstoß zu begrenzen. Und das sollten wir dringend tun, wenn Neuseeland auch in Zukunft ein so schönes Land bleiben soll, wie wir es kennen und lieben.

Es ist sonnenklar, dass die Staaten dieser Welt schnellstens auf der politischen Ebene handeln müssen:

  • Wir brauchen neue Verkehrskonzepte mit hoch besteuerten Flügen und subventionierten öffentlichen Verkehrsmitteln, massive Investitionen in erneuerbare Energien und eine nachhaltigere Landwirtschaft mit weniger Kühen.
  • Wir brauchen viel mehr geschützte Wälder, die CO2 aus der Atmosphäre binden können.
  • Wir brauchen neue Verträge zwischen den Staaten der Welt, um mit den aufkommenden Konflikten um Wasser und um Klimaflucht umzugehen. Der Ausstoß von Kohlendioxid muss endlich so reguliert und eingeschränkt werden, dass es weh tut, und dass man Verstöße dagegen gerichtlich bestrafen kann.

Was können wir als einzelne Personen gegen die globale Erwärmung tun?

Durch unser Verhalten? Rein rechnerisch betrachtet, gar nichts. Selbst wenn wir und ihr und alle, die diesen Beitrag lesen werden, fortan rein vegan leben, auf Autofahrten und Flüge verzichten, wird das am Gesamt-CO2-Ausstoß der Weltbevölkerung nicht viel ändern.

Kuirau Park Rotorua Plattform Dampf

Dampfender Schlamm im Kuirau Park von Rotorua: So soll es in Neuseeland bitte nicht überall aussehen!

Aber sollen wir uns jetzt zurücklehnen und mit dem Finger auf „die da oben“ zeigen? Ich finde, uns bleibt trotzdem die moralische Verpflichtung, unseren persönlichen CO2-Ausstoß zu begrenzen.

12 einfache Maßnahmen gegen den Klimawandel, die jeder direkt umsetzen kann:

Wir können – und müssen! – außerdem auch als Einzelne politisch aktiv werden, um die globale Erwärmung auf 1,5 °Celsius zu begrenzen:

  • Wir können uns politisch engagieren – den GRÜNEN beitreten, einer Umweltschutzorganisation beitreten, unsere Abgeordneten mit E-Mails nerven und ihnen zeigen, dass uns Umweltthemen sehr interessieren.
  • Wir können selbst Bürgerinitiativen starten und den Politikern Beine machen -> hier gibt es das Handbuch Klimawende von unten zum Download
  • Wir können unsere Stimme erheben – bei der EU-Wahl, der Kommunalwahl, bei den #fridayforfuture-Demonstrationen, aber auch bei Diskussionen im Freundeskreis, bei Elternabenden in der Schule, beim Schützenfest des Kleingartenvereins. Viele Leute sind erstaunlich blauäugig und uninformiert, was den Klimawandel angeht (oder sie lassen sich nur allzu gern von AfD und Konsorten einreden, das alles wäre gar nicht so schlimm).
  • Wir können Geld spenden und unsere Unterschrift geben für die Parteien, NGOs und Vereine, die sich gegen den Klimawandel einsetzen: von SumOfUs bis zu Greenpeace, oder natürlich neuseeländische Organisationen wie der Native Forest Restoration Trust.
  • Wir können anderen davon erzählen, was wir privat tun – denn damit inspirieren wir zum Nachdenken und bestenfalls Nachahmen.
New Plymouth Fitzroy Beach Regenbogen

Gibt es überhaupt noch Hoffnung für Neuseeland? Und die Welt?

Gibt es überhaupt eine Chance?

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich für meinen Teil werde sie nicht aufgeben, denn sonst könnte ich gleich meine Kinder beiseite nehmen und uns alle gemeinsam erschießen. Auch viele Wissenschaftler sind optimistisch. Auf der einen Seite ist zwar die menschliche Dummheit unendlich groß (siehe Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen), auf der anderen Seite aber auch der menschliche Erfindungsreichtum.

Die technologische Entwicklung hat in den letzten Jahren enorm an Tempo gewonnen. Vielleicht werden noch rechtzeitig Methoden des Geo-Engineering, erneuerbare Energiequellen oder Produktionstechniken erfunden, die das Rad noch herumreißen können.

Gerade Neuseeland macht Hoffnung, dass die Politik doch noch rechtzeitig aktiv werden wird. Die Regierung unter Jacinda Ardern hat weitreichende Maßnahmen zum Klimaschutz angekündigt: mittels großflächiger Wiederaufforstung, kompletter Umstellung auf erneuerbare Energien (momentan sind es 85 Prozent) und der Elektrifizierung der Verkehrssysteme soll Neuseeland bis 2050 CO2-neutral werden (der Zero Carbon Act wird demnächst im Parlament verabschiedet – wir sind gespannt).

Rotorua Redwoods Forest

Wiederaufforstung: Ob diese Strategie Neuseelands genügt, um die globale Erwärmung aufzuhalten?

Auch wenn Neuseeland weniger als 1 Prozent zum weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß beiträgt: Mit solchen Vorbildern wird es wahrscheinlicher, dass auch andere Staaten nachziehen. Und jede Tonne CO2, die nicht in die Atmosphäre gelangt, zählt!

Was der Klimawandel in Neuseeland und im Rest der Welt anrichten wird, ist beängstigend. Und es ist mehr als zweifelhaft, dass die Menschheit rechtzeitig handeln wird, um das Schlimmste zu verhindern. Aber sollen wir jetzt den Kopf in den Sand stecken?

Das können wir als Eltern schlichtweg nicht bringen – wir schulden es unseren Kindern und Enkeln, die auf dieser Erde noch leben wollen!

Jenny

9 Kommentare

  • Nachtrag:
    Eine Sache habe ich vergessen: Neuseeland gehört zu den Ländern mit dem höchsten Fleischkonsum pro Kopf… auch nicht gerade vorbildlich. Dazu passt der Artikel zu den Whitebaits. Als Vegetarier gehört man hier zur Randgruppe.

  • Hallo, der Beitrag ist zwar schon älter, aber da ich gerade in Neuseeland bin und mir im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht habe, ob ich diese Reise überhaupt machen kann und sollte, muss ich doch schreiben. Ich kam hier mit dem Bild her, ein doch recht fortschrittliches Land zu bereisen, was den Umweltschutz angeht – und ich bin entsetzt über die Einstellung, die ich hier vorfinde!
    Ja, für den Schutz der Tiere wird einiges getan, aber dass z.B. die Pinguine aufgrund des waren Meeres aussterben, führt nicht dazu, dass man sein Verhalten ändert.
    – TÄGLICH lege ich mich mit Neuseeländern an, die ihr Auto (meist ein Allrad) parken und den Motor laufen lassen – die Begründung ist in der Regel, ohne Klimaanlage wäre es zu warm (hier sind es um die 20 Grad)
    – die Geschäfte werden auf 15 Grad per Klimaanlage runtergekühlt, dass man ohne Jacke nicht einkaufen kann
    – in jedem Kaff werden „Scenic Flights“ angeboten, gerne natürlich zum Gletscher, auch mal mit der Bezeichnung „climate positive“
    – die ganzen alten Camper, die hier rumfahren, sind Benziner und verbrauchen mindestens 12 Liter, das wird überhaupt nicht hinterfragt (in der Werkstatt sagte man uns, das wäre doch für Europäer kein Problem, der Euro stünde ja besser als der Dollar)
    – für mehrtägige Wanderungen wird ein Gepäcktransport per Heli angeboten

    – beim Franz Josef Gletscher wurde auf einem Schild der Rückgang der Gletscher thematisiert – offizieller Lösungsvorschlag der Regierung: mehr recyceln.

    Diese Naivität macht mich teilweise fassungslos! Wie du schon schreibst – zu retten ist wahrscheinlich eh nichts, aber dieses bewusste Wegschauen der Menschen hier (ich spreche ja die Leute an stoße immer auf Unverständnis) macht mich fast schon aggressiv.

    • Liebe Steffi,
      was soll ich sagen – ich bin da voll bei dir. Die Kiwis haben aber einfach auch noch nicht so lange ein Bewusstsein dafür, dass ihre (gefühlt) paradiesische kleine Welt genauso gefährdet ist wie der Rest. Obwohl ja seit mittlerweile Jahrzehnten klar ist, dass die Holz- und Agrarwirtschaft zu krassen Umweltproblemen führen, man heute in vielen Gewässern nicht mehr baden kann, ganze Landstriche von Pinienplantagen ruiniert sind und die Müllkippen, wo der Mist einfach nur vergraben wird, bei jedem Starkregen aufbrechen und auslaufen… Man konzentriert sich hier noch sehr stark auf den Schutz einzelner Arten und hat das große Ganze weniger im Blick, das stimmt. Weil man sich eben (meine Theorie) nicht so sehr als Teil des großen Ganzen identifiziert.
      Ich habe deinen Kommentar in unserer Facebook-Gruppe geteilt, weil ich denke, dass er mehr Aufmerksamkeit verdient hat und durchaus diskutiert werden darf – zu viele Menschen fahren nämlich mit einer „rosa Brille“ nach Neuseeland und sind dann erschrocken oder enttäuscht (oder ignorieren das Problem, weil sie ihre Brille nicht absetzen wollen).

      Nachdenkliche Grüße
      Jenny

  • Hallo allerseits,
    Mir persönlich macht die Entwicklung große Angst und ich zweifle sehr daran, dass die große Erwärmung nicht eintritt.
    Warum? Wegen der Dynamiken in der menschlichen Gesellschaft.
    Selbst wenn ich meinen Plastikmüll bsw sorgfältig trenne, wird er nicht recycelt sondern oft mit dem Restmüll verbrannt…
    Irgendwie kommt mir das vor, alls sollen wir nur das Gefühl haben, etwas Gutes zu tun und dann sind sich die Politiker unser als Wähler sicher… Als sei Gewissen und Sinn für Moral für deutsche Staatsmenschen nicht von Belang oder für andere…
    Illegaler Sandabbau-seit Jahrzehnten, zur Herstellung von (Einmal-) Plastik, Glas und Papier… Wie kann irgendwer denken es hätte keine Auswirkungen, wenn man die Insel wegschaueln lässt, auf der man sitzt?
    Von daher gebe ich dem Artikel Recht, schreib bitte weiter.

  • Hallo Jenny, ich habe Dich nicht persönlich beleidigt und habe das auch nicht vor. Bitte entschuldige, wenn ich da etwas emotional bin momentan. Ich mache mir große Sorgen (wie Du ja offensichtlich auch) und da kann ich nicht verstehen, dass man öffentlich das Fernreisen anpreist (Europa reicht mir nicht). Ich kann nicht beurteilen, wie viel Ihr fliegt aber ich finde es eine super Einstellung, dass jeder was verändern kann (schreibst Du ja). Nur ist diese Sorge und Einsicht leider nicht mit Fernflügen vereinbar. Das ist meine Meinung. Vielleicht ist es für Euch ja einmal möglich, in Euer Traumland auszuwandern. Dann könnt ihr Fernweh und Klimziele vereinbaren. Aber das ist auch nicht so einfach, ich weiß. Für mich sind Fernreisen erstmal tabu, solange es keinen klimafreundlichen Weg gibt. LG Thomas

    • Hallo Thomas,

      Entschuldigung akzeptiert, ich bin bei dem Thema logischerweise auch sehr emotional. Kappe ab, dass ihr euch für das „höhere Gut“ so einschränkt; für uns ist das sehr schwer.
      Da wir auch eine Vorbildfunktion haben, wiegt unser Verhalten und was wir darüber schreiben, gleich doppelt. Deshalb will ich in Zukunft mehr über den Klimawandel bloggen und die Möglichkeiten, nachhaltig(er) zu reisen – weiß aber gleichzeitig, dass nicht alle Menschen den Schritt gehen, den ihr zu gehen bereit seid. Mal sehen, ob und wann wir ihn machen; in unserer Familie ist man sich da nicht einig…
      Bis dahin kompensieren wir unsere Flüge wenigstens (ja, das ist bei fünf Neuseeland-Flügen quasi noch ein sechstes dazu) und versuchen, im Alltag unseren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Auch da ist bei uns allen noch viel Potenzial nach oben!

      Viele Grüße
      Jenny

  • Das macht mich fassungslos. Ihr fliegt zu viert nach Neuseeland und verbraucht pro Person!! 9,7 t co2. Und dann stellst du dich hin und sagst: Ach ich mache da eh keinen Unterscheid. Jeder Einzelne kann was ändern klar aber ICH doch nicht. Hä? Geht’s noch?

    • Mich macht das auch fassungslos. Da schreibe ich einen Blog und hänge dabei offenbar ein Schild vorn dran, auf dem steht: „Persönliche Angriffe und Beleidigungen sind okay, bitte alles hier reinschütten!“
      An keiner Stelle schreibe ich in diesem Beitrag, dass man als Einzelner nichts gegen den Klimawandel tun könne, im Gegenteil, ich mache sogar ganz konkrete Vorschläge. Ich rufe auch nirgends dazu auf, jedes Jahr nach Neuseeland zu fliegen oder erzähle, wie cool es sei, möglichst viele Stempel im Pass zu haben. Wir alle sitzen im Glashaus, wenn es um übergroße CO2-Fußabdrücke geht – und genau deshalb sollten wir uns nicht gegenseitig unsere Verfehlungen vorhalten, sondern gemeinsam versuchen, besser zu werden. Meinst du, mich bedrückt es nicht gewaltig, dass ich mein Traumland guten Gewissens eigentlich nie wiedersehen dürfte??

Hier kommt deine Meinung rein.