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Neuseeland-Roadtrip ins Paradies ♥ von Queenstown nach Glenorchy

Neuseeland ist kein Paradies auf Erden – diesen rosarot gefärbten Irrglauben möchten wir auf diesem Blog nicht verbreiten. Trotzdem lässt sich nicht bestreiten: Wer von Queenstown nach Glenorchy fährt, der ist nur noch 18 km entfernt vom Paradies. Wir stellen euch einen der schönsten Neuseeland-Roadtrips vor ♥

Queenstown Glenorchy Roadtrip

Von Queenstown nach Glenorchy: Neuseeland-Roadtrip ins Paradies ♥

Neuseeland soll ein Paradies sein? Naja. Ja, die kleine Nation am Ende der Welt hat sich schon in den 1980ern zur atomwaffenfreien Zone erklärt, als erstes Land der Welt das Frauenwahlrecht eingeführt und ihre Ureinwohner, die Maori, weder versklavt noch ausgerottet. Aber das heißt nicht, dass es hier keine Probleme gäbe. Neuseeland hat einen ganzen Packen an Problemen zu tragen, nicht zuletzt in puncto Umweltschutz.

Trotzdem ertappen wir uns immer wieder dabei, Neuseeland mit einem Paradies zu vergleichen. Und wir sind nicht die einzigen! Auch die Siedler in Central Otago auf der Südinsel scheinen beim Anblick der Landschaft nordöstlich des Örtchens Glenorchy einen schwachen Moment erlitten zu haben.

Dort liegt am Ufer des Diamond Lake die hübsche, 1906 erbaute Arcadia Station im englischen Tudorstil (mit tragischer Geschichte…). „Arcadia“ ist das griechische Wort für Paradies, und weil das nicht jeder versteht, heißt inzwischen die gesamte Ortschaft nahe der Arcadia Station Paradise. Ganz in der Nähe liegen Berge und Täler mit Namen wie „Garten Eden“, „Fels des Heils“ und „Grab des Heiligen Peter“, auch der Fluss Jordan fehlt nicht. Die Tendenz ist klar: Schon die ersten Siedler hier draußen fühlten sich wie in einer anderen Welt.

Klar, dass wir neugierig waren, wie es im Paradies wohl aussieht. Ich spoilere schon mal: Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht – obwohl beim Roadtrip nach Paradise sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne der Weg das Ziel ist.

 Folgt uns auf einem Roadtrip von Queenstown über Glenorchy nach Paradise!

Glenorchy Lake Wakatipu

Unser Roadtrip ins Paradies – hier war der Weg das Ziel

Queenstown: außen hui, innen… voll

Wer Queenstown noch vor 2010 erlebt hat, der erinnert sich an ein kleines Bergdorf in unglaublich fantastischer Lage. Wer später kam, fühlte sich unversehens in ein wuseliges Alpen-Skidorf versetzt, komplett mit teuren Shops, hippen Cafés und Bummbumm-Après-Ski – sowie den passenden Mengen an jungen, sportlichen und feierwütigen Touristen. Das wiederum ist in der Hauptsaison kein so schönes Erlebnis. Queenstown ist – bzw. war bis zum Totaleinbruch des Tourismus durch Corona – einer der meistbesuchten Orte Neuseelands, mit den höchsten Mieten und Lebensmittelpreisen, krassen Staus, Helikopterlärm, einem hässlichen Bauboom und allem, was zu einem Hotspot dazugehört.

So atemberaubend schön Queenstown am Ufer des Lake Wakatipu, eingebettet zwischen die Remarkables Range und die Richardson Mountains, gelegen ist – so abschreckend fanden wir den Trubel in der „Adrenaline Capital of New Zealand“, wo buchstäblich jede Abenteuersportart eine Filiale zu haben schien.

Queenstown

Queenstown – naja… © eunicedc auf Pixabay

Rund um Queenstown liegt das, weshalb man eigentlich hierher kommt: die fabelhafte Natur von Central Otago.

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: am schon beschriebenen Ufer des Lake Wakatipu, wo man mit dem historischen Dampfschiff MSS Earnslaw zur High Country Farm „Walters Peak“ tuckern kann, auf dem Stadtberg Bob’s Peak, auf den die Skyline Gondola fährt und vom dem eine Sommerrodelbahn hinabführt – oder doch lieber gleich weiterfahren in die schneebedeckten Remarkables, zum Coronet Peak oder auf den spektakulären Ausblick des Ben Lomond?

Glenorchy Lake Wakatipu

Auf dem Shotover River schießen Jetboote im Minutentakt hinab

Ein paar Kilometer weiter warten Kreischen und Nahtoderfahrungen beim Bungee-Jumping am Kawarau River, beim Jetboat fahren im Shotover Canyon oder beim Autofahren-auf-Straßen-an-Steilhängen im Skipper’s Canyon, Hubschrauberrundflüge und Leichtflugzeug-Touren hinüber zum Milford Sound, Paragliding und Fallschirmspringen… you name it.

Queenstown Paraglider

Sport, wohin man schaut in Queenstown! © Yi-Wei Sum auf Pixabay

Roadtrip ins Paradies, Etappe 1: Queenstown – Glenorchy

Nichts wie raus aus der Stadt! (Nachdem wir am Ufer des Lake Wakatipu die riesigen Forellen bestaunt und ein noch riesigeres Leckerschmecker-Schokoladeneis bei „Patagonia“ vertilgt hatten). Verlässt man das summende, brummende Queenstown, ist die Hektik schnell vergessen.

Anstatt weiter nach Wanaka oder Cromwell zu fahren, hielten wir unseren Campervan am Ufer des knallblauen Lake Wakatipu und fuhren nach Westen, bzw. nach Norden. Der langgestreckte See macht auf halber Strecke einen fast rechtwinkligen Knick, und dann noch einen – wir fuhren stetig weiter.

Queenstown Glenorchy

Die Straße von Queenstown nach Glenorchy führt fast immer direkt am Seeufer entlang

(Machten wir natürlich nicht; zu viele wunderschöne Aussichtspunkte zwangen uns zwischendurch regelrecht zum Anhalten und Aussteigen. Kein Wunder: Die 46 km lange Straße, die am Ufer des Lake Wakatipu nach Norden in das Örtchen Glenorchy führt, gilt als eine der schönsten Straßen der Welt.)

Queenstown Glenorchy Road

Traumblicke von der Queenstown Glenorchy Road

Ein Zwischenstopp, der uns gleich für mehrere Tage aufhielt, war der winzige Bergsee Moke Lake -> darüber haben wir schon ausführlich geschwärmt.

Moke Lake

Moke Lake – wo wir unser Herz verloren haben ♥

Nach ein, zwei Stunden Fahrt hat man normalerweise das Dörfchen Glenorchy erreicht – hier läuft die Zeit schon deutlich langsamer als im brummenden Queenstown. Für unsere Kinder hieß es erst einmal raus aus dem Auto, barfuß auf den Wiesen am Seeufer herumrennen und im flachen Uferbereich des Lake Wakatipu planschen.

Glenorchy Lake Wakatipu

Planschen im Lake Wakatipu: schön warm!

Erwachsene bummeln ein wenig durch das wirklich winzige Örtchen, knipst die unvermeidliche rote Scheune am Seeufer und genießt auf der Terrasse des „Sugar Loaf Café“ den selbstgebackenen Möhrenkuchen.

Zum Füße vertreten machten wir uns auf den hübschen und wenig anstrengende Rundweg durch die Glenorchy Lagoon, wo wir auf Stelzenpfaden durch das Mangrovendickicht im Uferbereich des Sees liefen. Und dann – weiter!

Glenorchy Lake Wakatipu

Wir im absoluten Idyll am Lake Wakatipu in Glenorchy

Roadtrip ins Paradies, Etappe 2: nach Paradise

Glenorchy liegt am Nordende des Lake Wakatipu – wie geht es jetzt weiter? Die Straße folgt ab sofort dem Flusstal des Dart und des Rees River, die eiskaltes Gletscherwasser aus dem Mount Aspiring Nationalpark bringen. Die Glenorchy Road ist jetzt nur noch eine schmale, bald geschotterte und mit ziemlich fiesen Rillen aufwartende Straße. Sie windet sich langsam bergauf und bietet immer wieder Anblicke, bei denen man ganz automatisch das Lenkrad eindreht und in den Straßengraben fährt (zum Anhalten und fotografieren, versteht sich).

-> Was man da so sehen kann, liest man zum Beispiel in unserem Bericht über die Herr-der-Ringe-Drehorte auf der Südinsel – Szenen direkt aus Mittelerde!

Glenorchy Paradise Road

An der Glenorchy Paradise Road muss man ständig anhalten…

Glenorchy Paradise Road

…denn die Blicke sind einfach gewaltig

Glenorchy Lake Wakatipu

Hier steht im Film der schwarze Turm von Isengard!

Und dann, nach einer langen einspurigen Brücke, kommt man an ein Straßenschild, wo man sich entscheiden muss: Weiterfahren ins Paradies („No exit“!) oder links abbiegen zur Kinloch Lodge, wo der Routeburn Track beginnt?

Wir wählten hoffnungsvoll die erste Alternative – wie wahrscheinlich 99 Prozent aller anderen Reisenden, die den kurzen Abstecher von Glenorchy (bzw. den langen Abstecher von Queenstown) machen. Und wie wahrscheinlich genauso viele Reisende vor uns hielten wir kurz an und machten ein Foto von diesem Wegweiser ins Paradies.

Glenorchy Paradise Road

Hier entlang ins Paradies – schon witzig…

Weiter ging die Fahrt, bei der wir immer wieder gaaanz kurz am Straßenrand halten und Fotos machen mussten. Links und rechts der schmalen Straße erstreckten sich weite Bergwiesen auf der breiten Schwemmlandebene des Dart und des Rees River, am Horizont erhoben sich dunkle Wälder vor den schneebedeckten Gipfeln des Mount Earnslaw und der Richardson Mountains in den Himmel.

Glenorchy Paradise Road

Am Ufer des Rees River

Wir kniffen die Augen zusammen und konsultierten unseren „Lord of the Rings Location Guide“, der bestätigte: Direkt vom Straßenrand aus sahen wir den Sitz des Zauberers Saruman in Isengard, den Waldrand von Fangorn, wo die Ents hausen, oder die Waldlichtung, auf der Beorn, der Gestaltwandler aus dem „Hobbit“, wohnt.

Ziel: Wie ist es im Paradies?

18 Kilometer, weiter ist das Paradies nicht von Glenorchy entfernt. Aber so gern ich jetzt davon berichten würde, welche himmlischen Panoramen oder sonstigen Belohnungen am Ziel unserer Fahrt auf uns warteten – viel mehr außer dem Ortseingangsschild „Paradise“ gibt es dort nicht.

Es gibt hier nicht viel mehr zu sehen als ein paar Hektar Schafweiden rund um die 150 Jahre alte „Paradise Lodge“, wo man sehr rustikal, aber mit fantastischer Sicht übernachten kann (kein Shop, kein Strom, kein Internet!). Obwohl sie sehr schlicht aussehen, wurde dieses Anwesen von William Mason errichtet, dem ersten professionellen Architekten Neuseelands (außerdem erster Bürgermeister von Dunedin). Der wollte hier eigentlich seinen Alterssitz errichten, starb aber vor der Fertigstellung. Seitdem können hier Touristen wohnen, die tatsächlich schon Ende des 19. Jahrhunderts mit Pferd und Kutsche hierher kamen – das Paradies muss schon damals ein solches gewesen sein.

Glenorchy Paradise Road

Hier leben selbst die Schafe im Paradies

Wer mag, kann noch den kurzen Weg zum Diamond Lake laufen und dort die Arcadia Station bewundern, die kürzlich für gemunkelte 15 Millionen NZ$ den Besitzer gewechselt hat.

Wer weiterfahren will, bleibt nach einigen hundert Metern im Sand stecken. Nur noch zu Fuß geht es weiter, aber das lohnt sich! Der Rees Dart Track führt von hier in einer großen Schleife um das Bergmassiv des Mount Earnslaw, wo man weitere tolle Drehorte des „Hobbit“ bewundern kann.

Luftlinie ist Paradise nur wenige Kilometer vom Milford Sound entfernt; ohne Straßenverbindung ist aber ein 350-Kilometer-Umweg nötig, um den zu erreichen. Den alten Pfaden der Māori, die hier im Fiordland unterwegs waren, um „pounamu“, neuseeländische Jade zu suchen, folgt der Routeburn Track, ein 32 Kilometer langer Zwei- bis Viertagesmarsch und einer der zehn Great Walks von Neuseeland.

Glenorchy

Irgendwo hinter den Bergen liegt der Milford Sound

Mit zwei kleinen Kids kamen solche Wanderungen für uns nicht in Frage. Uns genügte das Wissen, dass wir im Paradies angelangt waren; wenn auch nur für einen Kaffee am Straßenrand. Wir hatten vielleicht nicht ganz das gefunden, was wir erwartet hatten; aber der Weg hierher war die eigentliche Belohnung. Das nenn ich mal eine Lektion fürs Leben!

Glenorchy Lagoon Walk

Was am Ende der Straße liegt, weiß man erst, wenn man den Weg gelaufen ist…

Roadtrip von Queenstown nach Paradise: die Fakten

Der Roadtrip von Queenstown nach Glenorchy und dann weiter nach Paradise ist gar nicht lang: die 63 km Straße, die bis Glenorchy ordentlich asphaltiert ist, habt ihr in etwa einer Stunde geschafft – wenn ihr ohne Stopp durchfahrt. Wer das macht, ist aber bescheuert.

Rechnet also besser mit zwei bis drei Stunden für die Hinfahrt, je nachdem, ob ihr in Glenorchy etwas ausführlicher Rast machen wollt. Wir können das nur empfehlen, nicht nur wegen des leckeren Kuchens im „Sugar Loaf Cafe“.

In Glenorchy könnt ihr nicht nur den Lagoon Walk laufen, sondern auch süße Alpakas füttern in der Glenorchy Animal Experience oder mit Lighthorse Adventures einen Ausritt à la Gandalf machen. Weitere spannende Zwischenstopps auf dem Weg sind zum Beispiel der Herr-der-Ringe-Drehort Twelve Mile Delta an Kilometer 11, der Abstecher zum Moke Lake an Kilometer 14 oder der kurze Bob’s Cove Track.

Moke Lake

Moke Lake – wo wir unser Herz verloren haben ♥

Egal, wie oft ihr anhaltet: Denkt daran, sicherheitshalber in Queenstown noch einmal aufzutanken! Bargeld ist in Neuseeland nicht unbedingt nötig (wir sind ja nicht in Brandenburg…), aber ein wenig Verpflegung für die Fahrt kann nicht schaden. In Glenorchy gibt es einen kleinen Store, aber sonst nichts.

Da man sich im Paradies ruhig Zeit lassen sollte, könnt ihr natürlich auch dort übernachten. An der Strecke liegen mehrere einfache DOC-Campgrounds, sowohl direkt am Ufer des Diamond Lake als auch an der Queenstown-Glenorchy Road. Direkt in Glenorchy gibt es ebenfalls einen sehr hübschen Campingplatz, der etwas teurer ist, aber dafür sehr auf Nachhaltigkeit achtet: „Mrs. Woolly’s Campground“ hat schon wegen des Namens einen Sympathiepunkt.

Alles in allem würden wir euch vorschlagen, für den Roadtrip nach Paradise einen ganzen Tag einzuplanen; wenn ihr Zeit habt, dann nehmt sie euch und erkundet die wunderschöne Gegend noch weiter auf einer längeren Wanderung oder auf einem Abstecher ans westliche Seeufer zur Kinloch Lodge oder zum Lake Sylvan.

Der einzige Haken an diesem paradiesischen Neuseeland-Roadtrip: Er ist eine Sackgasse, und ihr müsst am Ende auf jeden Fall noch einmal durch Queenstown. Na, wenn’s weiter nichts ist…

-> Hier haben wir noch mehr schöne Roadtrips in Neuseeland für euch!

Queenstown

Und am Ende heißt es: zurück nach Queenstown

Jenny

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