Persönliches

Was haben wir unterwegs über uns gelernt? Eine Familien-Antwort

! Aktualisiert am 28. Januar 2014

Reisen bildet ja bekanntlich – man sammelt dabei nicht nur Wissen für „Wer wird Millionär“, man lernt auch wertvolle Lektionen über sich selbst. Patrick von „101 places“ hat elf Reiseblogger genau danach gefragt: Was hast du beim Reisen über dich gelernt? Leider hat er vergessen, auch mal reisende Eltern zu fragen. Wir antworten trotzdem gern :-)

Dass Kinder durch Reisen unheimlich viel lernen, ist ja sogar wissenschaftlich bestätigt. Ein Beispiel: Die Erde ist rund und dreht sich um die Sonne. Diese Lektion bleibt nach einer Neuseelandreise jedem Kind spielend im Gedächtnis, auch unser damals Zweijähriger hatte das verstanden.

Te Papa Wellington

Weltwundern im Te Papa Museum in Wellington

Auch sonst können unsere Kinder deutlich besser als ihre Altersgenossen Städte, Länder und Kontinente zu- und einordnen, wissen, dass es auf der Welt viele verschiedene Sprachen, Ernährungsgewohnheiten, Religionen, Sitten und Gebräuche gibt und dass sie alle eine Daseinsberechtigung haben. Sie wissen, dass sie sich überall auf der Welt zurechtfinden können, dass es immer etwas Interessantes zu entdecken gibt und dass alle Menschen ihnen prinzipiell wohlgesonnen sind (oder eher noch mehr).

Sie wissen (leider) auch, dass es immer wieder Krieg(e) gibt, dass immer auch Kinder darunter leiden und wie das genau aussieht; sie wissen (ansatzweise), wie sehr unsere westliche Lebensart darauf baut, die Menschen und die Natur in anderen Ländern auszubeuten; und sie lernen, was sie anders machen können, um das zu ändern. Das ist mehr, als viele Erwachsene hierzulande wissen oder wahrhaben wollen.

Weltwundern im War Remnants Museum in Saigon

Auch wir selbst lernen beim Reisen mit der Familie viel über uns selbst – einiges ist toll, anderes eher schmerzlich, aber alles ist wertvoll. Wir sind sicher: Das Reisen hat uns zu anderen Eltern gemacht. Hoffentlich zu besseren, aber das können nur unsere Kinder beurteilen. Wir fragen sie dann in zehn Jahren mal ;-)

Das sind unsere wichtigsten „Familien-Lektionen“ auf Reisen:

  • Wir sind ein gutes Team; auf Reisen vielleicht sogar noch mehr als im Alltag.
  • Eltern sind Eltern, egal wo auf der Welt sie leben. Man versteht sich irgendwie; mit einem unsichtbaren Augenzwinkern …
  • Gute Planung (Domäne der Weltwunderfrau) ist das A, spontanes Pläne-Umstoßen (Domäne aller anderen) ist das O des Reisens.
  • Man kann auch mit zwei Kindern perfekt mit einem Rucksack verreisen. Und Langstreckenflüge sind kein Problem, solange es Inflight-Entertainment gibt und wir am Ankunftstag Zeit zum Schlafen haben.
  • Die allermeisten Menschen auf der Welt finden unsere Kinder toll, einfach weil sie Kinder sind. Und sie sind nett, weil sie nett sind; nicht, weil sie uns übers Ohr hauen wollen.
  • Was den Kindern zu Hause beim Vietnamesen schmeckt, muss ihnen in Vietnam noch lange nicht schmecken. Dafür schmecken ihnen Sachen, die wir ihnen nie vorgesetzt hätten!

 

Leckerst essen im "Mermaid Restaurant" in Hoi An

Leckerst essen im „Mermaid Restaurant“ in Hoi An

  • Unsere Kinder können mehr, als wir glauben; wir müssen es ihnen nur zutrauen.
  • „Do like the locals“: Das bedeutet oft auch, die eigenen Grenzen bezüglich Sicherheitsansprüchen und ehernen Erziehungsregeln zu hinterfragen. Eines der schwierigsten Dinge für reisende Eltern; geht beim Impfen los und endet noch lange nicht beim Taxi ohne Sicherheitsgurte.
  • „Same same, but different“ ist eine sehr wertvolle Lektion für Familien: Anders ist nicht besser oder schlechter, nur eben anders. Das sollten wir auch unseren Kindern zugestehen, wenn sie etwas auf andere Weise als die althergebrachte (oder von uns gewünschte) tun.
  • Mit Kindern kann man durchaus auch „Kultur machen“; durch die vielen Nachfragen, das gemeinsame Betrachten und Entdecken und den Zwang zum einfachen Erklären lernen wir dabei oft mehr über eine Sehenswürdigkeit, als wenn wir sie allein angeschaut hätten.
  • Gemeinsam ein Abenteuer (üb-) erleben und später immer wieder darüber sprechen: So entsteht Familiengeschichte. Als Abenteuer zählen natürlich nicht nur Extrem-Erlebnisse, sondern auch Episoden wie diese
  • Reisen mit Kindern ist teurer, anstrengender, fordernder, aber auch intensiver, lustiger und viel, viel weniger langweilig als ohne die Lütten.
Sand dune fun in Mui Ne

Drei Stunden Spaß statt 30 Minuten Fotostopp: White Dunes in Mui Ne

 

Jenny

8 Kommentare

  • Hallo Weltwunderfrau!

    Ich habe gerade mit Spannung und Vorfreudetränen in den Augen deinen Eintrag zur Familienreise gelesen. Bei uns (mein Mann, unsere Jungs 2/5 und ich) geht es in zwei Wochen für 2 Monate los nach Australien. Wir hoffen ähnlich tolle und interessante Abenteuer zu erleben, wie ihr. Mit purem kribbeln im Bauch senden wir liebe Grüße!

  • An Weltwundererfrau,
    Seit langem träumen wir, seit einem Jahr planen wir und in 10 Tagen geht es los. ENDLICH!
    Wir,( Claus, ich und unsere drei Kinder , davon zwei Schulpflichtige) reisen für drei Monate nach Neuseeland. Es waren viele Hürden zu nehmen, wahrscheinlich die schwierigste war die Kinder aus der Schule zu bekommen und eine Lehrerin in Neuseeland zu finden. Alles geschafft! Und jetzt brauche ich doch noch einen Tipp, den ich noch nicht auf der Seite finde.
    Einen Grossteil der Planung habe ich gemacht und brenne darauf zu testen ob alles so klappt ( A), doch ich brauche genug Toleranz und Flexibilität um das O ( das Umstossen der Pläne ) gutzuheissen. Versuche ich das jedesmal mit Humor zu nehmen? Verkünde ich meine Top Ten, welche wirklich nicht umgestossen werden? Mache ich Yoga? Denn dicke Luft während der Reise ist ja nicht so schön,oder?
    Wie hast du das als Organisatorin der Reise gehandhabt?
    Ganz liebe Grüsse, jetzt noch aus der Schweiz
    Brigitte

    • Hallo Brigitte,
      dann wünschen wir euch eine tolle Zeit in NZ – eure Kinder wissen ja gar nicht, wie gut sie es haben… Von Schulfreistellung können wir jedenfalls nur träumen. Magst du mehr erzählen, warum und wie ihr eine Lehrerin engagiert habt? (Gern auch per E-Mail!) Wegen des Entspannungsproblems kann ich dir nur raten: Tief durchatmen, lächeln und „ommm“ denken. Hat bei mir damals gar nicht geklappt, ich hab mich viel zu sehr gestresst, weil ich doch JETZT GRAD in NZ war und alles gemacht und angeschaut werden musste… sehr anstrengend (für mich!). Aber ich übe fleißig und bin schon viel besser geworden!

  • Toll, das Du das Posting von Patrick aufgenommen hast. Ich glaube das werde ich auch mal für meinen Blog machen, weil eine Antwort hier einfach zu lang wäre. Mich würde allerdings interessieren was Du/ Ihr als negativ empfunden habt? Alles ist ja nun auch nicht happy-peppy wenn man 24 Std. am Tag wochen- oder monatelang als Familie zusammenhängt. Liebe Grüße, Nadine

    • Ich freu mich, Nadine!
      Meine „härteste“ Lektion in den vergangenen Jahren hab ich gleich am Anfang genannt: Planen ist das A, Spontanität das O. Weil ich das lange nicht akzeptieren konnte (also dass meine schöne Planung von den anderen ignoriert oder sogar „sabotiert“ wurde), gab es in NZ sehr oft dicke Luft. In Vietnam hab ich das ganz bewusst lockerer gesehen und siehe da, es lief viel entspannter (obwohl ich immer noch diejenige von uns bin, die für die Planung zuständig ist – denn das mache ich ja auch gern).
      Da hat aber sicherlich jeder seine eigenen Baustellen – denn „man nimmt sich ja selbst mit auf Reisen“, gell, Patrick?

  • Hallo Jenny,

    schön, dass Du diese Frage aufgegriffen hast. Wenig überraschend, sind tatsächlich viele ganz andere (und einige ähnliche) Erkenntnisse dabei.
    Ich habe Deinen Beitrag nun noch am Ende meines Artikels verlinkt. Vielleicht finden so einige Eltern zu Euch :)

    Viele Grüße,
    Patrick

    P.S. Im Mermaid Restaurant ist es wirklich sehr lecker und ja, ich kann mir gut vorstellen, dass die Sanddünen in Mui Né mit Kindern ein ganz anderes Highlight sind!

    • Danke, Patrick!
      Ganz ehrlich: Ohne die Kinder hätten wir Mui Ne total langweilig gefunden. Die Fairy Springs und die Dünen sind ja ganz nett, aber erst durch die Begeisterung unserer Kinder wurden sie (und noch so einiges anderes) zum Erlebnis.

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