Reisegesundheit

Reiseschreck Jetlag – ist er wirklich so schlimm?

! Aktualisiert am 6. November 2015


Neben den horrenden Kosten ist die Länge des Fluges das Hauptargument gegen eine Neuseeland-Reise. Noch schlimmer als die 24 Stunden, die man zusammengequetscht im Flieger überleben muss, ist die Zeit danach: Besonders Eltern fürchten den Jetlag, der Tag und Nacht komplett durcheinander bringt. Ist es wirklich so schlimm?

Weltwunderer_SaigonZuerst die traurige Wahrheit: Ja, es stimmt – ein Jetlag lässt sich nach einem Langstreckenflug nicht vermeiden. 93 Prozent aller Menschen leiden unter dem zu schnellen Wechsel der Zeitzonen, auch und ganz besonders Kinder. Einzige Ausnahme: Babys, die unter sechs Monate alt sind und deren Tag-Nacht-Rhythmus noch nicht ausgereift ist.

Für die meisten Eltern bedeutet das: Sie sind nach der Ankunft in Neuseeland nicht nur selbst komplett durch den Wind, sondern müssen sich auch noch um den ebenso verballerten Nachwuchs kümmern.

Was ist Jetlag überhaupt?

Der Grund für die Misere: Da die innere Uhr des Körpers vor allem durch Licht gesteuert wird, kommt sie bei der plötzlichen Umstellung auf eine andere Zeitrechnung durcheinander und bringt Körperfunktionen wie den Schlaf-Wach-Rhythmus, das Hungergefühl oder die Verdauung aus dem Takt. Die Folge: unzeitgemäße Müdigkeit – oder Wachheit! -, Übelkeit, Heißhungerattacken und generelle Desorientierung. (Nicht eben die idealen Voraussetzungen, um ein Wohnmobil durch eine Großstadt wie Auckland zu steuern!)

Dabei ist die Flugrichtung entscheidend: Flüge „mit der Sonne“, also nach Westen, verlängern aus subjektiver Wahrnehmung den Tag (die Sonne geht dann einfach nicht unter). Damit kommt der Körper wesentlich besser zurecht als mit dem Gegenteil: einem wesentlich kürzeren Tag. Die größten Probleme mit dem Jetlag werdet ihr also voraussichtlich bei der Ankunft in Neuseeland haben – und ihr könnt sie vermeiden oder mildern, wenn ihr eine Flugroute über die USA nehmt.

Wie lange dauert es, bis der Jetlag vorbei ist?

Weltwunderer CoromandelZur Umstellung auf eine neue Zeitzone braucht der Körper recht lange: Pro Stunde Zeitverschiebung solltet ihr mit etwa einem Tag rechnen. Da Neuseeland ganze zwölf Stunden „vor“ Deutschland liegt, kann das also eine ganze Weile dauern. Am besten ist  es daher, den Jetlag fest einzuplanen: Nehmt euch ein paar Tage Zeit für die Umstellung und holt nicht direkt nach der Ankunft euer Wohnmobil ab.

Auch wenn ihr euch gerade fit und wach fühlt, kann das binnen Minuten kippen – auf unserem ersten Spaziergang zum Supermarkt hätte sich die Weltwundertochter am liebsten hinter der Kasse schlafen gelegt, und wir schleppten uns wie Schlafwandler zurück ins Motel. Kinder schlafen dann mitunter so fest, dass sie schlichtweg nicht zu wecken sind – keine guten Voraussetzungen für fest gebuchte Aktivitäten oder Tagespläne.

Was kann man gegen Jetlag tun?

Weltwunderer

Leider nicht viel – der Körper braucht einfach Zeit, um sich umzustellen. Wenn eure Kinder sowieso zu Schlafproblemen neigen und ihr die Möglichkeit dazu habt, könnt ihr schon eine Woche vor eurer Abreise beginnen, das Aufstehen und Zubettgehen schrittweise nach vorn zu verschieben. Ein paar Stunden lassen sich so schon von der Umstellung abknipsen. Weil der Körper vor allem auf Licht reagiert, ist es wichtig, dass ihr dann morgens genug davon seht – im Winter, der Hauptreisezeit nach Neuseeland, natürlich ein kniffliges Problem.

Sehr empfehlenswert ist ein Zwischenstopp mit Stopover auf halber Strecke. In Singapur, Hongkong oder Seoul könnt ihr dann schon mal anfangen, die Zeitumstellung zu verarbeiten, und werdet in NZ nur noch mit der Hälfte des Jetlag zurechtkommen müssen.

Neben dem „Fliegen mit der Sonne“ (siehe oben) könnt ihr außerdem versuchen, Nachtflüge zu buchen und diesen zu verschlafen. Kommt ihr dann am frühen Morgen in Neuseeland an, seid ihr einigermaßen ausgeschlafen. Andersherum gilt: Wenn ihr abends ankommen werdet, dann gebt euch Mühe, den Nachwuchs im Flieger wachzuhalten! Während des Fluges solltet ihr eure Uhren immer auf die aktuelle Zeit umstellen – so nehmt ihr die Ankunft in der neuseeländischen Zeitzone nicht als abrupten Tag-Nacht-Wechsel wahr.

In Neuseeland angekommen, heißt es „do like the locals„: Schlafen und Essen solltet ihr dann möglichst direkt nach der Ortszeit und, vor allem mit Kindern, regelmäßig – Heißhungerattacken mit kleinen Snacks beruhigen und bei Müdigkeitsanfällen Streichhölzer zwischen die Augenlider klemmen (im Ernst: Aus einem Nickerchen wird bei Jetlag in der Regel ein mehrstündiger Tiefschlaf, aus dem ihr kaum zu wecken seid).

Um euch wachzuhalten, ist Bewegung das beste Mittel: Lasst die Kids draußen herumtoben, springt mit ihnen in den Pool oder ins Meer oder macht wenigstens einen Spielplatz unsicher (entsprechende Ausstattung solltet ihr schon bei der Buchung der Unterkunft beachten!).  Ist dann (endlich …) reguläre Schlafenszeit, nehmt ihr vorher eine möglichst reichhaltige Mahlzeit ein (Stichwort Kohlehydrate) und geht dann am besten mit den Kindern ins Bett – sehr wahrscheinlich stehen die nämlich gegen 3 Uhr morgens auf der Matte und sind viel wacher als ihr.

Unser letzter Tipp aus eigener Erfahrung: Versucht, das Ganze positiv zu sehen. Wenn ihr schon morgens um vier hellwach seid, könnt ihr die Zeit auch nutzen – schaut euch die schlafende Stadt an, spielt im Motel gemeinsam Karten, genießt den Sonnenaufgang über dem Meer oder stöbert schon mal die Prospekte aus der Lobby durch, um eure Reiseroute zu planen.

Und wenn ihr nachmittags sterbensmüde vor dem Campervan hockt, während die Kids hellwach herumtoben, dann spielt eine Runde Stein-Schere-Papier. Der Verlierer tobt am besten mit den Kindern mit, damit er nicht einnickt; der Gewinner legt die Füße hoch, lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen und schließt die Augen …

Jenny

10 Kommentare

  • Ich musste beim Lesen schmunzeln und werde unsere Ankunft in Neuseeland nie vergessen:

    Unsere Flugroute führte von Frankfurt über Dubai und (war es Melbourne??) nach Auckland. Los ging es Abends gegen 21 Uhr. Angekommen waren wir rund 30 Stunden später gegen frühen Nachmittag. Mit Auschecken und Transfer waren wir irgendwann gegen 15 Uhr Ortszeit im Hostel. Nun bloß zwei Fehler nicht machen – umfallen und einschlafen!
    Wir entschieden uns zu einem City Trip, welcher irgendwann auf einer Bank im Hafen endete. Bis dahin ging es irgendwie noch halbwegs mit der Müdigkeit, doch plötzlich, binnen Minuten kam der Hammer! Eine tiefe, nie dagewesene Müdigkeit überkam uns und wir machten uns langsam auf den Weg zum Hostel zurück. Und ohne zu übertreiben war jede rote Ampel eine nur schwerlich überwindbare Aufgabe. Stehenbleiben und sich im schlimmsten Fall noch irgendwo anzulehnen, war eine herzliche Einladung auch die Augen zu schließen. Gegen 20 Uhr waren wir dann endlich im Hostel und ich glaube noch immer, wir schliefen bereits als die Köpfe noch nicht auf dem Kissen lagen. Nach rund 12 Stunden Koma war jedoch eigentlich alles gut. Für mich war es kein Problem, bereits am nächsten Tag den Camper abzuholen und auf die Coromandel Halbinsel zu fahren. Meiner Frau wurde allerdings gegen Mittag ziemlich schlecht.
    Zurück über die gleiche Route war für uns problematischer, was aber sicher dem Umstand geschuldet war, nach 4 Wochen NZ-Sommer im verregneten deutschen Januar zurückzukommen.

    • Jaaa, rückwärts ist es irgendwie immer schlimmer – wir haben diesmal über eine Woche gebraucht, bis wir nicht mehr völlig balla durch die Gegend gelaufen sind…

  • Hallo,
    wir waren dieses Jahr das dritte Mal in Neuseeland nur mit dem Unterschied, dass dieses Mal unser kleiner Mann von (Anfang der Reise) 11,5 Wochen mitkam.
    Wir haben dort 6 herrliche Wochen als Familie im Campervan verbracht und der kleine Mann hat seit der 1. Nacht im Camper durch geschlafen, für uns absolutes Neuland, aber wir haben es genossen.
    Eir hatten noch nie Probleme mit dem Jetlag, aber jetzt bei der Rückankunft macht der kleine Mann die Nacht zum Tag und schläft tagsüber ewig lang.
    Aktuell wissen wir noch nicht genau, wie wir das ändern können, aber wir versuchen es weiter. Da sieht man mal, dass die kleinen Würmer mit dem Flug proböemlos klarkommen, aber schon einen Jetlag haben können.
    Wenn jemand noch Tipps hat, wie wir dem kleinen Mann helfen können, wir sind offen für alles ;-)

  • Hallo Weltwunderer,

    Erstmal vielen vielen Dank für Eure Seite und Euren zahlreichen Tipps und Tricks.

    Ich bin selber durch und durch Neuseeland Fan, habe von 2005-2009 in Neuseeland gelebt, hatten letztes Jahr zu zweit einen super NZ-Trip und nun geht’s dieses Jahr zu dritt nach NZ.

    Ich hoffe unser kleiner Zwerg ( dann 10 Monate) übersteht den Flug und v.a. den Jetlag gut.

    LG Christine

  • Hallo, wir sind gerade nach 2 Monaten NZ (mit vielen nützlichen Tipps von hier) zurück und haben Weihnachten eher als Zombies verbracht.
    Wir sind mit unserem 5 Monate alten Sohn, ohne Zwischenstopp in Singapur, geflogen und auf dem Hinweg spät abends in Auckland gelandet. Ab ins Hotel und nach 2-3 Tagen war alles im Rhythmus.
    Der Rückweg war gleich, nur mit 4 Stunden Aufenthalt in Singapur und Ankunft in Deutschland am Morgen. Das Ergebnis quält uns derzeit noch. Unser Sohn (jetzt 7 Monate) ist total durch den Wind, schläft schlecht und lacht kaum. Also der Weg gen Westen hat sich für uns als der schwerere herausgestellt.
    Ich denke das liegt vor allem an der Umstellung zwischen „Immer hell“ in NZ und im Vergleich „immer dunkel“ in Deutschland. Vielleicht auch aufgrund der schlechteren Luft ;)
    Grüße aus HH

    • Hallo Christian, oje, das klingt nicht gut :-/ Wir waren nach unserer Rückkehr auch einige Tage „durch den Wind“. Als wir diesen Sommer aus Japan (selbe Richtung) zurückkamen, hatten wir gar keine Probleme. Die Theorie „von Sommer zu Winter“ klingt für mich daher recht plausibel.

      Hoffentlich geht es eurem Kleinen jetzt besser und ihr könnt ohne Sorgen in Erinnerungen schwelgen!

  • Wir waren schon 2x in NZ und empfanden den Jetlag beim Flug an einem Stück am ausgeprägtesten. Jedoch waren wir spätestens nach 3 Tagen im Rhythmus. Bei unserer 3-jährigen Tochter hat es bestimmt 1 Tag länger gedauert.
    Beim ersten Mal hatten wir einen Stopover in Kuala Lumpur, das entspannt das Ganze schon deutlich. Unser Tipp: wenn möglich, so fliegen, dass man spät abends landet und dann möglichst eine Unterkunft in Flughafennähe und gleich ins Bett. Am nächsten Tag auf jeden Fall nicht zu viel fahren und etwas entspannen.

  • Ich schaue immer wieder mal bei euch vorbei, aber Neuseeland ist für mich und dem Zauselkind einfach sooo weit weg. Und von solchen Reisen können wir momentan auch nur träumen. Naja, Holland und Deutschland hat auch schöne Reiseziele. :-) LG Frau Zausel

  • Ohjaaa, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Uns hat es auf dem Rückflug von Neuseeland erwischt. Beim Stopover in Dubai! Wir Eltern haben weniger Probleme damit gehabt, aber das Töchterchen war schier nicht mehr zu wecken. Wir mussten uns aber nach Ankunft hinlegen, weil wir morgens um 5 Uhr in Dubai landeten und niemals nimmer nicht den Tag ohne ein kurzes Schläfchen überlebt hätten. Das Kind hat quasi den kompletten ersten Tag verpennt und auch am nächsten Tag waren wir sehr eingeschränkt aufgrund von Müdigkeit. Als wir 2001 über die USA flogen, hatten wir nur wenig Probleme nach dem Rückflug. In Neuseeland selbst hatten wir weder bei der einen noch bei der anderen Route Jetlag-Probleme. LG Frau Zausel

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