Unsere große Überraschung im Skiurlaub an der Zugspitze war der Eibsee. Zum Glück konnten wir wegen Sturmtief Sabine nicht skifahren – und ganz in Ruhe den Eibsee im Winter entdecken. Der kurze Rundweg um den See ist echt magisch und absolut kindertauglich.
Sturmtief Sabine hat uns im letzten Winter einen dicken Strich durch unsere Urlaubsplanung gemacht. Skifahren auf der Zugspitze war geplant gewesen. Vom höchsten Berg Deutschlands wollten wir nach Österreich hinüberschauen und auf dem Zugspitzplatt-Gletscher unsere Kurven schwingen. Stattdessen saßen wir direkt nach unserer Ankunft erst einmal für zwei Tage im Hotel am Eibsee fest. Mit bangem Herzen lauschten wir den Sturmböen, die wild an den Dachrinnen rüttelten und die Wipfel der Kiefern am Seeufer hin und her bogen.
Skifahren wäre bei diesem Sturm viel zu gefährlich; alle Pisten ringsum waren gesperrt, auf den Bergen tobte der Sturm. Selbst im Tal drohte große Gefahr durch umstürzende Bäume, alle Wanderwege und auch die berühmte Partnach-Klamm waren geschlossen. Also hieß es: drinnen bleiben und uns beglückwünschen, dass wir ein Hotel mit Pool gebucht hatten!
Am dritten Tag trauten wir uns wieder vor die Tür. Eine frische Schneedecke war gefallen und hatte die vielen herabgefallenen Äste und Tannenzapfen zugedeckt. Am Ufer des Eibsees erwartete uns ein echtes Winterwunderland: Keine Menschenseele war unterwegs, der riesige Parkplatz an der Talstation der Zugspitz-Seilbahn war total leer (denn die Pisten waren immer noch gesperrt).
Die grauen Wolken hingen zwar immer noch fest um den Gipfel der Zugspitze herum – sie sollten ihn bis ans Ende unseres Urlaubs nicht für mehr als ein paar Minuten freigeben. Aber wir wollten jetzt endlich raus!
Die Rundwanderung um den Eibsee im Winter
Eingemummelt in unsere Skisachen und ausgerüstet mit Thermoskannen voller Tee zogen wir los – auch wenn der Himmel noch immer von dichten Wolken bedeckt war.
Der Eibsee liegt am Fuß der 2.962 Meter hohen Zugspitze, immerhin noch auf 1.000 Meter Höhe. Er ist mit 1,8 km2 Fläche ziemlich klein, der Rundweg um den Eibsee ist nur 7,5 Kilometer lang (ganz ähnlich wie beim Lake Bled übrigens!). Das heißt aber nicht, dass es langweilig ist – unsere Wanderung um den zugefrorenen Eibsee war wunderschön.
Das Beste (für Erwachsene) war natürlich der Hintergrund: Über dem Eibsee sieht man nämlich fast während der gesamten Runde die Zugspitze aufragen, die ihren Gipfel immerhin für ein paar Minuten aus den Sturmwolken schauen ließ. Auf schmalen Waldwegen, die bergauf und bergab führten, stapften wir vorbei am kleinen Untersee, dem noch kleineren Drachenseelein (uiuiui) und dem Steinringpriel. Acht winzige Inseln liegen teilweise verlockend nah am Seeufer – das Eis war aber noch zu dünn, als dass ich die Kids für mehr als einige Schritte draufgelassen hätte.
Apropos Inseln: Zu denen kann man den Kindern beim Laufen eine gruselige Geschichte erzählen. Vor fast 4.000 Jahren herrschte hier in der Region gerade eine warme Phase, in der sich die Alpengletscher so weit zurückzogen, dass der gefrorene Boden auch in den Gipfellagen auftaute. Damals muss es hier einen gewaltigen Bergsturz gegeben haben, dessen Energie der einer Atombombe entsprach. Die Zugspitze hat durch diesen Bergsturz ein gutes Stück an Höhe verloren, vorher war sie wahrscheinlich über 3.000 Meter hoch.
Der Eibsee und der benachbarte Badersee (in Grainau) wurden damals von einer gewaltigen Ladung Schutt überrollt, von der heute noch die großen Felsbrocken am Südufer zeugen – und aus denen auch die Inselchen im Eibsee bestehen. Die kleinen Seen, an denen man auf der Eibsee-Runde vorbeikommt, wurden durch diesen Felsensturz abgetrennt; die meisten sind unterirdisch noch mit dem Eibsee verbunden. Die Schicht der Steine aus diesem Bergsturz soll bis zu 50 Meter dick sein. (Das hab ich mir nicht ausgedacht, das steht hier.)
Kann so etwas erneut passieren? Oh ja – dafür sorgt gerade der Klimawandel. Damit es keine erneute Katastrophe gibt, wird auf der Zugspitze sehr aufmerksam gemessen und überwacht, wie sich der Felsen verhält. Gruselig…
Mit vielen Ooohs und Aaahs liefen wir jedenfalls weiter durch den Wald und über Brücken, kletterten über große Steine, hielten unsere Hände in eiskalte Wasserfälle und tobten auf den sandigen Uferabschnitten auf der Nordseite des Sees herum. Selbst ohne dass wir ins verlockend türkisblaue Wasser des Eibsees springen konnten (es wird ohnehin auch im Sommer nicht sehr warm), gab es zu keinem Zeitpunkt “Mir ist langweilig!”-Proteste.
Hin und wieder stand eine Bank (samt Mülleimer) bereit und lud zum Picknicken ein. (Pro-Tipp: Sitzkissen mitnehmen, wenn es beim Wandern schneit…)
Wie gern hätte ich nach dieser Eibsee-Wanderung noch ein paar weitere Routen getestet: etwa die zur Hochtörlhütte und zum Eibseeblick, der an der Grenze zu Tirol liegt. (Auf den Gipfel der Zugspitze schaffen wir es sowieso nie – aber man kann ja träumen!) So musste ich mich mit dieser einen Runde begnügen – denn am nächsten Tag öffneten die Pisten wieder und wir konnten wenigtens noch zwei Tage lang “Sonnenschein und Pulverschnee” genießen.
Und den Eibsee von oben! Denn den sieht man, wenn man mit der Zugspitzseilbahn vom Gipfel hinabschwebt, in seiner vollen Größe (naja…) und Schönheit (oh ja!) daliegen. Der Eibsee im Winter hat uns total verzaubert, das wollen wir sehr gern wiederholen. Und wie dieser Blogbeitrag von Tina nahelegt, macht es auch im Sommer Spaß.
Rundweg um den Eibsee im Winter: Anfahrt, Parken und was ihr sonst noch wissen müsst
Der Eibsee liegt etwa 9 km südlich von Garmisch-Partenkirchen in Bayern, direkt an der Talstation der Zugspitz-Seilbahn. Der öffentliche Parkplatz kostet für 4 Stunden 6 Euro. Daneben gibt es noch den Hotelparkplatz, aber dort dürfen Campervans von mehr als 2 Meter Höhe nicht stehen.
Mehr als vier Stunden braucht ihr für die Runde vielleicht nicht, aber ihr wollt ja sicherlich nachher noch im Biergarten des “Eibsee Pavillon” einkehren oder eine Rodelpause machen. Das geht übrigens auch im Sommer, oben auf dem Zugspitzplatt!
Die 1.200 Parkplätze an der Zugspitzbahn sind an Wochenenden schon ab 10 Uhr voll. Im Sommer 2020 musste die Zufahrt zum Eibsee ab Grainau komplett gesperrt werden, weil so viele Menschen kamen. Von nun an gilt: Sobald der Parkplatz oben zu 80 Prozent belegt ist, wird automatisch in Grainau die Durchfahrt versperrt. Tut euch also einen Gefallen, parkt schon in Garmisch und steigt dort in die Zugspitzbahn oder in den Bus! Die Zugspitzbahn bringt euch zur Haltestelle Eibsee und fährt dann weiter auf die Zugspitze, der Bus aus Garmisch hat hier seine Endhaltestelle.
Am allerbesten: Ihr quartiert euch für ein paar Tage im Hotel Eibsee ein; die einzige Unterkunft direkt am Fuß der Zugspitze und, das können wir reinen Gewissens sagen, ein echt schönes Hotel.
Den Eibsee-Rundweg kann man in beide Richtungen laufen, die Blicke sind immer schön und es macht eigentlich keinen Unterschied, welche Richtung man wählt. Achtung: Der gesamte Rundweg um den Eibsee ist zwar von Mülleimern gesäumt, aber Toiletten oder andere Annehmlichkeiten gibt es unterwegs nicht.
Wir haben gehört, dass an Wochenenden im Sommer am Eibsee die Hölle los ist – es gibt ein elektrisches Ausflugsboot, das die Leute über den See schippert, ein Restaurant mit Spielplatz und ein Biergarten laden zum Bleiben ein, Boote und Wassertreter werden verliehen, die allgegenwärtigen SUP-Boards gleiten über den See… (-> Hier geht’s zur offiziellen Eibsee-Website.) So einsam und still, wie wir den Eibsee im Winter erlebt haben, ist er dann bestimmt nicht mehr.
Am besten, ihr wartet für euren Besuch am Eibsee einen Tag mit richtigem Sch…wetter ab, idealerweise nach einem veritablen Wintersturm. Dann könnt ihr sie auch erleben: die Magie am Eibsee im Winter ♥
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[…] Beitrag von: JennySie schreibt auf dem Blog Weltwunderer. Sie und ihre Familie sind eigentlich totale Neuseeland-Fans, erkunden aber auch zwischendurch sehr gern mit ihren drei Kids Europa. Im Winter am liebsten dort, wo richtig viel Schnee liegt. Zum detaillierten Bericht des Eibsees gehts hier entlang: Eibsee im Winter: ein echt magisches Wander-Erlebnis. […]
[…] Etwas weiter weg, aber dafür sicherlich tolle Highlights sind ein Tagesausflug auf die Zugspitze oder zum Eibsee. […]
Wow, das sieht toll aus! Besonders die Eisplatten auf dem See. Da bekommt man direkt Lust auf den Winter.