Fliegen nach Neuseeland

Ohrenschmerzen und andere Wehwehchen beim Fliegen mit Kindern

! Aktualisiert am 13. Januar 2019

Ohrenschmerzen, Übelkeit oder ganz allgemein Flugangst sind Probleme, die beim Fliegen mit Babys und Kindern tatsächlich nur selten auftreten – aber über die sich Eltern vor dem langen Flug nach Neuseeland am häufigsten Gedanken machen. Um euch zu beruhigen, gehen wir hier ausführlich auf alle Wehwehchen ein, die speziell beim Fliegen gern mal auftreten.

Rotorua Wasserflugzeug Pilot

Sitzt das Kind selbst am Steuer, drohen ganz andere Kalamitäten…

Ziemlich häufig: Ohrenschmerzen beim Fliegen

Bei Start und Landung überwindet ein Flugzeug große Höhenunterschiede in kurzer Zeit. Dadurch lastet hoher Druck auf den Ohren, ähnlich wie beim Skilift-Fahren oder beim Tauchen. Kann der Druck nicht über die Nasennebenhöhlen ausgeglichen werden, weil diese verstopft oder verengt sind, schmerzen die Trommelfelle in den Ohren, mitunter sehr stark.

Kleine Kinder und Babys können diesen Druckschmerz noch nicht aktiv ausgleichen, daher leiden sie am meisten darunter. (Mal abgesehen von den Passagieren mit einem starken Schnupfen; die leiden auch und nehmen am besten vor dem Start Nasenspray!)

Ihnen hilft, wie allen Menschen, Gähnen, Kauen oder Schlucken. Ältere Kinder können das „freihändig“ oder nehmen ein Bonbon oder Kaugummi zu Hilfe. Babys trinken am besten ein paar Schlucke aus Mamas Brust oder dem Fläschchen, nuckeln am Schnuller oder an einem Finger – oder sie schreien einfach laut. Das hilft super beim Druckausgleich und sollte daher wohlwollend betrachtet werden (wenigstens ein paar Minuten lang…).

Kein Grund zur Sorge: Je größer und moderner ein Flugzeug ist, desto besser sind die Kabinen gegen den Außendruck isoliert. Heutzutage bemerkt man bei Start und Landung in der Regel nur noch einen ganz leichten Druck im Ohr und muss gar nichts ausgleichen. Daher werden auch nur noch sehr selten vor dem Start Drops von den Stewardessen verteilt, woran wir älteren Semester uns noch gern erinnern.

Eher selten: Übelkeit beim Fliegen

Das Gleichgewichtssystem im Innenohr verarbeitet Bewegungsreize in der Horizontalen und Vertikalen. Kann das Gehirn die Informationen der Augen nicht mit denen des Innenohrs zusammenbringen, weil man die Ursache der Bewegungen nicht sehen kann (wie in einer abgeschlossenen Kabine ohne Blick auf den Horizont), gibt es eine „Fehlermeldung“ und man wird seekrank.

Die Reiseübelkeit (Kinetose) mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen befällt Kinder zwischen 2 und 12 Jahren am häufigsten – herzlichen Glückwunsch, liebe Eltern!

Hilfreich ist es auf Schiffen (aber nicht immer…), den schwankenden Horizont zu fixieren. Das geht im Flugzeug leider selten, weil es keinen gibt. Am besten sind hier die Plätze am Gang in Höhe der Tragflächen geeignet – diese können als Horizontersatz fungieren. Wenn möglich, sollte der See- bzw. Luftkranke aufstehen und langsam hin und hergehen, dabei kleine Schlucke trinken. Wer Glück hat, bringt das üble Kind noch rechtzeitig zum Schlafen, dann schaltet das Gehirn den Übelkeitsmodus aus.

Als Wundermittel gelten viele Dinge von Cola über Frischluft (nunja, wenigstens sollten die Lüftungsdüsen aufgedreht werden) und Ingwerplätzchen. Ablenkung für den Geist (Geschichten erzählen, singen) und den Magen (kleine Stücken Zwieback, Weißbrot, Salzbrezeln oder Kekse) ist immer gut.

Wer schon weiß, dass er über ein anfälliges Kind verfügt, kann auch vorsorgen: nicht zu viele Süßigkeiten füttern, keine kohlensäurehaltigen Limos servieren, allgemein nicht zu fettig essen. Wird das Essen im Flugzeug verweigert, hat das vielleicht einen guten Grund; aufessen sollte hier nicht erzwungen werden!

In der homöopathischen Reiseapotheke steht Cocculus als Hauptmittel gegen Reisekrankheit bei der Benutzung von Fortbewegungsmitteln bereit. Die Leitsymptome sind: starker Schwindel, Übelkeit, zittrige Schwäche und Erbrechen, wenn man sich bewegende Gegenstände betrachtet, etwa einen Zug, der auf dem gegenüberliegenden Gleis abfährt oder Lesen beim Autofahren. Gelsemium ist das Mittel der Wahl bei allgemeiner Aufregung und Angst vor dem Fliegen oder vor der Reise an sich.

Kommt es zum Äußersten und das Kind muss sich erbrechen, sollte und kann auch das geplant werden. Erster Punkt: Wohin soll es brechen? Vor jedem Passagier steckt eine Kotztüte am Sitz, die bereitgehalten werden kann. Ist es dafür zu spät, kann das T-Shirt wie beim Sterntaler vorgezogen und als Auffangbecken genutzt werden.

Alles ist besser als ein vollgespuckter Sitz – das werden Flug- und Reinigungspersonal bestätigen. Hier kommt wieder die perfekte Packliste ins Spiel: Ein Set Wechselsachen für jeden und eine wasserdichte Plastiktüte sollten immer im Handgepäck sein.

Ziemlich häufig: Angst vor dem Fliegen (nicht: echte Flugangst!)

Viele Kinder haben Angst vorm Fliegen. Aus naheliegenden Gründen: Das Flugzeug ist riesig, macht Lärm und ist vollgestopft mit (großen!) Menschen. Ältere Kinder mit Medienerfahrung haben vielleicht bereits Nachrichten (oder Filme!) von Flugzeugunglücken und -abstürzen mitbekommen; nicht unbedingt beruhigend.

Zur Angst vor dem Unbekannten kommt noch die große Zahl fremder Menschen auf engstem Raum. Das Kind muss sich ständig im Zaum halten, kämpft auch noch mit dem ungewohnten Luftdruck und der trockenen Luft in der Flugzeugkabine und muss ungewohntes (und ganz ehrlich, nicht besonders leckeres) Essen in drängender Enge ertragen. Ach ja, und es ist laut. Wer soll da ruhig und brav bleiben?

Angst lässt sich am besten bekämpfen (oder besser noch: vorbeugen), indem Unsicherheiten bereits im Vorfeld möglichst reduziert werden. Wer kann, geht mit dem Kind schon vor der Reise zum Flughafen und schaut sich dort entspannt um, entdeckt Rolltreppen, Sicherheitsschleusen und schaut den Starts und Landungen zu. Tolle Kinderbücher  und das Internet helfen bei Erklärungen, was warum passiert und wie es funktioniert.

Sind die Tickets gebucht, kann der genaue Ablauf der Reise angekündigt und durchgegangen werden, evtl. in eine Geschichte verpackt. Kinder wollen wissen, wann und wo gestartet und gelandet wird, was es zu essen geben wird (und wann!), dass es zwischendurch immer Snacks gibt (und man ekliges Essen nicht aufessen muss…), wie lange so ein Flug dauert und was man im Flugzeug machen kann. Auch ängstliche Eltern tun gut daran, im Vorfeld viel Begeisterung und Vorfreude zu vermitteln.

Ganz wichtig: Es sollte auch im Vorhinein klar sein, was man nicht machen kann bzw. darf!

Es schadet nichts, wenn Eltern besser informiert sind als der Rest: Das Flackern der Kabinenbeleuchtung vor dem Start (Umstellung der externen Stromversorgung auf den Generator des Flugzeugs), lautes Knallen (Schließen und Verriegeln der Türen von Kabine und Gepäckraum) und das laute Rumpeln kurz nach dem Abheben (Einfahren des Fahrwerks) sind kein Grund, Angst zu haben! Das Flugzeugpersonal ist in solchen „Verdachtsfällen“ immer der richtige Ansprechpartner.

Sehr schön ist ein Fensterplatz für wenigstens eines der Kinder. Man kann nach draußen in die „wirkliche Welt“ blicken, sieht diese aus einer ungewohnten Perspektive (Ablenkung!) und behält einen Bezug zur Tageszeit. Im neuen A380 können alle Passagiere über das Bordfernsehen in den Rückenlehnen Live-Bilder von vier Kameras verfolgen, die am Flugzeugrumpf nach unten, vorn und hinten sowie am Steuerruder von oben auf das Flugzeug blicken – spannend!

Hat euer Kind echte Flugangst, ist das eine ganz andere Geschichte! Diese äußert sich in außergewöhnlich großer Angst, die oft mit körperlichen Symptomen einhergeht und sich durch gutes Zureden nicht mindern lässt. Ihr kennt euer Kind am besten; habt ihr den Eindruck, dass es wirkliche Flugangst hat, dann lasst euch weit vor dem anstehenden Flug vom Kinderarzt beraten, was ihr tun könnt, um eurem Kind zu helfen.

Habt ihr selbst Flugangst? Dann ist es keine gute Idee, die zu ignorieren und darauf zu hoffen, dass ihr den Flug schon irgendwie überstehen werdet. Kommt es zum Schlimmsten, könnt ihr euch nicht mehr um euer Kind kümmern – und das Kind nimmt eine nachhaltig schreckliche Erfahrung von dem Flug mit euch mit. So kann Flugangst sogar weitergegeben werden.

Schämt euch nicht, euch mit eurer Flugangst professionell helfen zu lassen – unter Flugangst leiden weitaus mehr Menschen, als ihr denkt!

Selten: Thrombose beim Fliegen

Mal ehrlich: Ja, auch wir haben uns darüber Sorgen gemacht. Zumal Mediziner im Verwandtenkreis tatsächlich meinten, sie würden sich vor jedem Langstreckenflug vorsorglich Heparin spritzen – in den Bauch!!

Faktisch muss fast niemand Angst haben, an einem solchen Blutgerinnsel zu sterben, das sich bei langem, bewegungslosen Dasitzen in der Economy-Hölle in den Beinen bilden könnte und dann im Herz oder Hirn eine Embolie (ergo: Tod) auslösen könnte; Risikogruppen wie Schwangere, Raucher und Krampfaderngeplagte seien hier ausdrücklich ausgenommen und zur Vorsorge an ihren Hausarzt verwiesen!!

Das einzige Wehwehchen, das den normalen Flugreisenden quält, sind schwere, geschwollene Beine und Füße durch das lange Sitzen und die dünne Luft im Flugzeug. Dagegen braucht man aber keine Medikamente, meist reichen regelmäßige Flüssigkeitszufuhr, bequeme Kleidung und… Gymnastik! Viele Airlines haben passende (und sehr unauffällige!) Übungen im Bordprogramm, besonders bei asiatischen Gesellschaften ist gemeinsames Turnen beliebt. Wer kein Aerobic mag, der kann auch einfach öfter mal mit den Füßen kreisen, aufstehen und herumlaufen.

Die häufig empfohlenen Stützstrümpfe kann ich nach persönlichem Test nicht empfehlen; sie sind wirklich verdammt eng, kaum atmungsaktiv und, einmal mit Ach und Krach angezogen, kommt man ohne Hilfe garantiert nicht mehr hinaus!

Zum Weiterlesen (eine kleine Auswahl):

Vor welchen Dingen beim Fliegen habt ihr Angst? Oder startet ihr völlig entspannt auf euren ersten Flug mit Kindern?

Jenny

2 Kommentare

  • Es heißt immer, dass Übelkeit im Flugzeug recht selten ist, anscheinend überall außer auf unseren Flügen…
    Unsere älteste hat sich noch auf jedem Flug übergeben, oft sehen wir bei der Landung auch einige andere Kinder, die den Kopf im Spuckbeutel haben.
    Die kleine hat’s glücklicherweise (noch) nicht, beim Sohn ist es selten.

  • Danke schön für euren praktischen Artikel.

    Ich bin bereits seit Längerem ein ruhiger Leser.
    Und jetzt musste mich mal zu Wort melden und „Danke“ sagen.

    Macht genauso weiter, freue mich bereits jetzt schon auf die nächsten Beiträge

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