Budget und Sparen

Ist Neuseeland zu teuer geworden – und lohnt sich eine Reise noch?

! Aktualisiert am 17. Mai 2023

Neuseeland ist ein teures Reiseziel, und das wird sich wohl erst einmal nicht ändern. Die Frage für uns Budget-Reisende heißt also: Wie teuer ist eine Neuseeland-Reise wirklich – und lohnt es sich angesichts der gestiegenen Preise noch, dorthin zu reisen? Wir schauen hinter die Kulissen und haben Tipps für euch, wie ihr Neuseeland trotzdem genießen könnt.

Seekajaks Abel Tasman Strand Neuseeland

Wird Neuseeland zu teuer? So einfach ist es nicht…

Wie teuer eine Neuseeland-Reise ist, und das auch noch mit Kindern, stellen die meisten von uns schon lange vor dem Abflug fest. Flugtickets nach Neuseeland gehören zu den teuersten der Welt, die Preise für Miet-Campervans in Neuseeland sind (in der Hochsaison) horrend und auch Lebensmittel kosten oft schockierend viel.

All das ist völlig okay, wenn die gebotene Leistung stimmt. Neuseeland ist ein wunderbares Reiseziel mit vielfältigen, grandiosen und unberührten Landschaften und superfreundlichen Menschen – jedenfalls war es das bisher.

In den letzten Jahren beobachten wir leider eine ungute Entwicklung in Neuseeland: Immer öfter haben wir den Eindruck, dass die steigenden Preise nicht mehr mit dem Angebot zusammenpassen. Neuseeland wird vielen Reisenden (und Einheimischen!) schlicht zu teuer.

Coromandel Picknickbank Meer

Preise und Angebot driften in Neuseeland langsam auseinander – oder?

Wird Neuseeland zu teuer?

Neuseeland gehört nach wie vor zu den beliebtesten Reisezielen der Welt: Laut Weltwirtschaftsforum steht das Land im Jahr 2017 auf Platz 16 von 136 Ländern. In puncto Preis-Wettbewerbsfähigkeit landet Neuseeland allerdings nur auf Platz 104; immerhin 13 Plätze weiter oben als letztes Jahr, aber weit abgeschlagen hinter dem 74. Platz von 2013.

Übersetzt heißt das: Neuseeland wird immer teurer – das könnte Touristen bald davon abhalten, herzukommen.

Der Wettbewerb wächst: Nicht nur die günstiger werdenden Flugverbindungen und der Preiskamp im Internet setzen Neuseeland unter Druck. Neben Australien bieten Reiseziele wie Argentinien, Costa Rica, Norwegen oder Island ebenso tolle Landschaften, sind aber günstiger und/oder leichter erreichbar.

Bleiben womöglich die Touristen bald weg? Und ist das unbedingt eine schlechte Sache?

Tourismus-Anbieter in Neuseeland müssen eine Balance halten: Auf der einen Seite wollen sie gutbetuchte Reisende aus Übersee anziehen, auf der anderen müssen sie erschwinglich bleiben. Auch die nicht so gut Betuchten freuen sich, wenn die Preise in Neuseeland nicht noch weiter steigen; und dass sie auch diese brauchen, wissen die Touristiker sehr gut. Backpacker und Freedom Camper bleiben nämlich länger im Land als der Durchschnittsreisende und geben mehr Geld hier aus – das ist statistisch belegt.

Das Problem besteht aus zwei Teilen:

  • Neuseeland ist sehr teuer (geworden) und
  • Neuseeland bietet seinen Besuchern nicht immer ausreichend Gegenwert für das viele Geld, das sie zahlen.
Neuseeland zu teuer Lake Wakatipu Queenstown Panorama

Lake Wakatipu bei Queenstown: wunderschön und zunehmend teuer

Warum ist Neuseeland so teuer?

Neuseeland will sich durchaus gern als teures Reiseziel präsentieren. Für viele Menschen ist das Land am anderen Ende der Welt ein Traumziel, das sie nur einmal im Leben bereisen wollen – das sollte nicht zu billig kommen, sonst verliert es seine Exklusivität. Und Neuseeland liefert einen guten Gegenwert für sein Geld – bis jetzt jedenfalls.

Das heißt nicht, dass die Neuseeländer absichtlich Mondpreise für Touristen erschaffen oder uns alle abzocken wollen. Neuseeland ist schlicht und einfach ein teures Land, jedenfalls seit einigen Jahren.

Nach einer Studie, die kürzlich Schlagzeilen machte, soll Neuseeland doppelt so teuer sein wie Australien! (Das heißt genauer: als Reiseziel für einen durchschnittlichen japanischen Individualtouristen. Natürlich ist das Leben in Sydney nach wie vor teurer als in Christchurch; allerdings kostet Auckland tatsächlich mehr als Brisbane.)

-> Mehr über die Preise in Neuseeland könnt ihr hier nachlesen

-> So viel kostet eine Neuseeland-Reise für Familien

Drei Faktoren machen Neuseeland-Reisen extrem teuer:

  • die Distanz und damit einhergehend die hohen Kosten für Flugtickets: Daran kann in Neuseeland niemand etwas ändern.
  • der Wechselkurs: Der Kiwi-Dollar ist seit einigen Jahren eine starke Währung, daher erscheint Neuseeland für viele Touristen sehr teuer. Ein sinkender Kurs des Kiwi-Dollar wäre toll, scheint in absehbarer Zeit aber nicht zu kommen. Auch dafür können die neuseeländischen Touristiker nichts. (Und hey, in den 50 Jahren davor, als es umgekehrt war und Auslandsreisen für die Neuseeländer unerschwinglich waren, hatte niemand Mitleid!)
  • die geringe Größe des Landes und (erneut) seine Lage am A… der Welt: Fast alle Waren müssen über weite Distanzen teuer importiert werden und die Bevölkerung ist so klein, dass sich Massenproduktion nicht rechnet (Stichwort „economies of scale“).

Die Folge der steigenden Preise: Im Jahr 2017 kamen 3,7 Millionen internationale Reisende nach Neuseeland, das waren 7 Prozent mehr als 2016 (und Neuseeland hat nur knapp 4 Millionen Einwohner!). Diese gaben aber im Durchschnitt 4 Prozent weniger Geld aus als im Vorjahr.

Niemand weiß bis jetzt genau, warum die Touristen weniger ausgeben; aber angesichts der krass hohen Preise vor allem auf der Südinsel kann man annehmen, dass die Reisenden hier „mit der Geldbörse abstimmten“.

Slope Point Catlins Wegweiser

„Underwhelming“ fanden wir nur wenige Orte in Neuseeland – Slope Point gehörte eindeutig dazu

Lohnt sich Neuseeland als Reiseziel noch?

Langsam wächst der Eindruck, dass Neuseeland ein teures Reiseziel ist, wo man für sein Geld nicht die angemessene Leistung bekommt. Und das denken nicht nur die Touristen, sondern immer mehr Touristiker bemerken es. Das fängt bei den Unterkünften an (Motels und Hotels in Neuseeland haben ein ganz schlechten Ruf), reicht über schlechtes Essen und hört bei klapprigen Campervans noch lange nicht auf.

Obwohl man in Neuseeland einige einzigartige Erfahrungen und Eindrücke sammeln kann, sind die meisten doch auch anderswo zu bekommen – Gletscher, Regenwälder und einsame Strände findet man in anderen Ländern auch und zwar wesentlich günstiger. Direkte Konkurrenten sind da zum Beispiel Island, Norwegen, Irland, aber auch Costa Rica oder Australien. Nun muss Neuseeland beweisen, dass es sich lohnt, trotzdem herzukommen.

Aber tut es das denn? Die Neuseeländer haben sich zu lange über steigende Besucherzahlen gefreut, aber nichts getan, um ihr kleines Land auf den absehbaren Ansturm vorzubereiten.

Schaut man sich die Touristenmassen an, die inzwischen durch Tekapo, Mount Cook oder Queenstown geschoben werden, und die dazugehörenden Staus, Müllberge am Straßenrand, überfüllte Toiletten und zertrampelte Natur, dann kommen Zweifel auf, wie lange das noch gutgehen kann. Und es mehren sich die Stimmen enttäuschter Reisender, die Neuseeland gar nicht so toll fanden, wie es die „100% pure“-Videokampagne von Tourism New Zealand verspricht.

Milford Sound Bootstour Familie

Die Tour durch den Milford Sound war teuer, aber toll. Nicht alle Touristen nehmen das noch so wahr

Was tun die Touristiker und die Regierung in Neuseeland dagegen? Bisher leider nicht viel, und oft das Falsche.

Die ewige Diskussion um eine Touristensteuer bei der Einreise ist abseitig und überflüssig. So eine Steuer würde weder den Zustrom von Reisenden aufhalten noch den Regionen zugute kommen, die wirklich dringend Hilfe brauchen.

Update: Jetzt kommt sie doch – ab Oktober 2019 zahlt ihr bei Einreise 35 NZD!

Dünn besiedelte Distrikte wie Tekapo, das von durchfahrenden Touristen überrannt wird, dessen wenige Einwohner aber nicht genug Steuergelder liefern können, um die Infrastruktur entsprechend auszubauen, brauchen gezielte Unterstützung. Eine Touristensteuer würde aber in Wellington gesammelt und von dort mit der Gießkanne verteilt.

Das eigentliche Problem ist, dass viele Regionen Neuseelands in der Hochsaison schlichtweg voll sind. Mehr Besucher passen nicht rein!

Das „Hobbiton Movie Set“ in Matamata hat erkannt, dass man „Klasse statt Masse“ nur bieten kann, wenn man auf immer noch mehr Besucher verzichtet. Maximal 500.000 Tickets pro Jahr werden verkauft, mehr nicht. Nur so kann die spezielle Stimmung, die Authentizität der Erfahrung erhalten werden, für die Reisende den ziemlich hohen Eintritt bezahlen.

Update: Der „Hobbiton“-Betreiber hat die Gemeinde Matamata Anfang 2019 mit der Ankündigung geschockt, die Zahl auf eine Million zu erhöhen…

Hobbiton Movie Set Matamata

Das Hobbiton Movie Set bei Matamata: auch mit 500.000 Besuchern im Jahr bekommt man hier ein (relativ) authentisches Erlebnis

Auch in Queenstown,Tekapo und am Tongariro Crossing wäre es höchste Zeit, eine Maximalzahl an Besuchern festzulegen; nur ist die schon lange überschritten. Und wer würde es wagen, Gästen den Zutritt zu verweigern? Die Tourismus-Unternehmen würden Sturm laufen. Sie wirtschaften allesamt privat und wollen größtmöglichen Profit.

Hier liegt des Pudels Kern: Je größer ein Tourismusanbieter ist (und viele neuseeländische Unternehmen sind schon lange in ausländischem Besitz), desto erfolgreicher wirbt er um Besucher und desto mehr Menschen kommen in die jeweilige Gegend. Das Geld der Touristen kommt aber nur selten den Anwohnern zugute; im Gegenteil. Die Preise vor Ort steigen und werden für Einheimische unerschwinglich. In Queenstown oder Mount Cook müssen Angestellte in schäbigen Absteigen oder Zelten hausen oder weite Strecken zur Arbeit pendeln.

Die Folge: Eine kleine Zahl an Neuseeland-Hotspots steht nun unter gewaltigem Druck, während andere Regionen vom Tourismus-Kuchen nichts abbekommen und nach wie vor „off the beaten track“ sind (herrlich!). Kleinere, lokale Anbieter haben im Wettbewerb gegen die Großen keine Chance.

Was Neuseeland fehlt, ist ein langfristiges, nachhaltiges Management seiner vielfältigen Destinationen. Stattdessen werden immer noch mehr und mehr Touristen ins Land gelockt und man ist stolz auf die stetig wachsenden Zahlen.

Banks Peninsula Christchurch Bucht

Neuseeland bietet immer noch reichlich viel fürs Geld, finden wir – wenn man weiß, wo man suchen muss!

Sollten wir trotzdem nach Neuseeland reisen?

Wir sagen: ja, unbedingt. Aber wir sind ja auch parteiisch und bereits verzaubert von diesem Land ;-)

Wenn ihr neugierig seid und euch auch verzaubern lassen wollt, dann beachtet unbedingt diese Tipps:

-> Mehr Spartipps für eure Neuseeland-Reise findet ihr hier.

CamperOase Camper mieten Telefon

Jenny

4 Kommentare

  • Ich selbst war 2 x bei den Kiwis zum letzten Mal im Dezember 2015 und es ist immer wieder toll.
    Bezüglich teuer oder nicht, kann man beobachten, dass der Euro gegenüber dem NZD stärker wird.
    Das dürfte sich fortsetzen, die die dortige Regierung möchte die eigene Währung schwächen.

    Mit dieser Maßnahme möchte man die Agrarexporte verbilligen und den Tourismus fördern.

  • Wir konnten in Australien eine ähnliche Entwicklung beobachten – einer der Gründe, warum wir jetzt erstmal weggezogen sind.
    Allein der Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten und Attraktionen ist astronomisch hoch und man muss sich echt die Rosinen rauspicken. Hobbiton haben wir uns zum Beispiel lieber gespart, dafür aber die Glühwürmchenhöhlen mitgenommen.
    Lohnt sich Neuseeland trotzdem? Ja! Denn Neuseeland ist ein wunderschönes Land, vielleicht sogar das schönste der Welt. Die Landschaften sind unbeschreiblich schön, und dafür allein sollte man einmal in seinem Leben dorthin gefahren sein. Eure Tipps, wie man das am besten bewerkstelligen kann und sollte, sind auf jeden Fall richtig auf den Punkt gebracht.

  • Ich war 2010 im März da. Es erschien mir eher sehr preiswert: Die Dollarpreise waren wie die Europreise, aber da der Euro gut stand, war der Wechselkurs rund 1:2 und damit hat faktisch alles die Hälfte gekostet wie bei uns. Campervan für vier Wochen keine 1000 €, Lebensmittel, Sprit und alles andere eben auch: Europreise, aber durch den Wechselkurs effektiv die Hälfte. Es ist wohl der Eurokrise geschuldet, dass das nicht mehr so ist. Außerdem ist die Hauptsaison überall teuer… Aber gut zu wissen, denn irgendwann wollte ich doch nochmal hin.

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