Neuseeland Reiseplanung

Reisen mit Kindern – per Campervan oder per Rucksack?

Jetzt haben wir mit unseren Kindern beides ausprobiert – zwei Monate Campervan durch Neuseelands atemberaubende Landschaften und ein Monat mit dem Rucksack durch die feuchte Hitze Südostasiens. Faktencheck: Was war einfacher, günstiger, besser? Was hat mehr Spaß gemacht?

Tairua Ocean Road

Freedom Camping an der Ocean Road in Tairua – Wohnmobilreisen at it’s best!

Hier ist unsere gaaanz objektive Pro- und Contra-Liste – wie wichtig die einzelnen Punkte für euch jeweils sind, müsst ihr natürlich selbst gewichten.

Pro Campervan

+ Man kann da anhalten, wo man will, und so lange fahren, wie man will: Das bedeutet Unabhängigkeit von Busfahrplänen, Feiertagen, kein erzwungenes Hetzen und Frühaufstehen und auch: wesentlich mehr Privatsphäre, weil man nicht die ganze Zeit mit Fremden zusammengepfercht ist.

+ Man hat sein Zuhause immer dabei: Heißt Bequemlichkeit und auch Sicherheit, weil nicht alle Habseligkeiten immer perfekt verstaut sein müssen und niemand „mal schnell“ etwas wegnehmen kann; für die Kinder ist es wesentlich, weil so Heimweh und Überlastung durch zu viele Eindrücke abgepuffert werden. Fürs Budget bedeutet es den Wegfall des Postens „Unterkunft“ und für die tägliche Routine den Wegfall der Recherche nach dem nächsten schönen/akzeptablen/freien Hotel.

+ Man kann prinzipiell so viel Gepäck mitnehmen und Ballast zuladen (Muscheln!), wie man will

+ Man kann selbst kochen: Das ist nicht nur günstiger, sondern auch bei den Kindern beliebter, weil vertrautes Essen auf den Tisch kommt. Plus: Unabhängigkeit von der Verfügbarkeit, Sauberkeit und Geöffnetheit von Restaurants.

Spontanes Picknick am Tasman Glacier

Mittagessen am Tasman Glacier – geht nur mit Wohnmobil

+ Man kann günstiger einkaufen, weil man a) besser in die Außenbezirke der Städte kommt, wo die billigeren Großmärkte stehen, und b) mehr einpacken kann: Economy of Scale heißt hier das Motto. Der Kühlschrank im Wohnmobil ist ein weiterer Vorteil, der sogar das spontane Mitnehmen und Lagern von Essen wie Feldfrüchten, frisch gefangenen Fischen oder geschenkten Muscheln ermöglicht.

+ Man muss nicht ständig ein- und auspacken: siehe oben, das schafft wesentlich mehr Bequemlichkeit und Komfort.

+ Man muss sein Gepäck nicht tragen: wichtiger Punkt für alle Familien, deren Kinder noch nicht viel Gepäck tragen, aber viel Gepäck verursachen!

+ Man kommt an Orte, die abseits der Route liegen: Essenziell für unseren Anspruch ans Reisen ist die Möglichkeit, „off the beaten track“ zu gelangen. Das ist natürlich ohne Auto nicht unmöglich, aber so geht es wesentlich einfacher.

Matukituki Valley

Matukituki Valley – hier wären wir ohne Wohnmobil wohl nicht hingekommen

Contra Wohnmobil:

Es ist sauteuer. Punkt. Zur Miete, die man evtl. durch geschickten Kauf und Verkauf reduzieren bzw. nullen kann, kommt Benzin oder Diesel, erhöhte Fährgebühren, Parkgebühren, eventuell Speed Tickets… puh.

Pro Backpacking

+ Die Herausforderung ist einfach größer, wenn man sich ohne schützenden Kokon bewegt – und damit fühlt man sich gleich ein ganzes Stück abenteuerlicher.

Saigon Street Crossing

Saigon Street Crossing – ein echtes Abenteuer!

+ Es ist unheimlich günstig, Punkt. Nicht umsonst tun es vor allem junge Menschen, die traditionell weniger Geld haben.

+ Weniger Gepäck: Auch die persönliche Herausforderung, das Gepäck auf Tragbarkeit zu reduzieren, sehe ich positiv. Das Abwerfen von Ballast ist unglaublich wohltuend.

+ Es tut den Kindern überraschend gut: Wer seine Spielsachen tragen muss, der überlegt sich zweimal, was er wirklich braucht, und der bettelt auch nicht täglich um Neukäufe – denn die müssten ja auch getragen werden.

+ Es hält fit – im Gegensatz zu wochenlangem In-der-Fahrerkabine-hocken …

+ Man ist flexibler und unabhängiger unterwegs, wenn man kein riesiges, kostspieliges und auch kostbares Gefährt an sich hängen hat. Keine Parkplatzsuche beim Stadtbummel, kein Suchen nach Tankstellen. Und wer trotzdem selbst fahren will, der mietet spontan ein Fahrrad oder Moped!

Mui Ne

Moped fahren – für uns mit das Schönste am Backpacking

+ Man hat mehr Kontakt zur “normalen” Welt, als wenn man in seinem Campervan hockt. Wer gezwungen ist, sich ganztags im öffentlichen Raum (aka Hotellobby, Restaurant, Park etc.) aufzuhalten, der wird wesentlich mehr andere Menschen treffen und kennen lernen, man ist viel stärker zur Kommunikation gezwungen.

+ Unglaublich, aber wahr: Es ist bequemer. Alltagspflichten wie Aufräumen, Putzen, Betten machen und Kochen fallen beim Backpacking nahezu weg, weil man sich ja von Ho(s)tel zu Ho(s)tel bewegt. Und lasst euch gesagt sein: Tägliches Rucksackpacken ist viel einfacher als tägliches Wohnmobil-Einräumen!

Saigon Dai Huy Hoang Hotel

Selbst das ollste Hotel schlägt jedes Wohnmobil

+ Die Betten im Hotel sind wesentlich bequemer und breiter! Und man hat generell mehr Platz, was besonders bei schlechtem Wetter ein Segen ist.

+ Man kann sich auch mal aus dem Weg gehen – sehr angenehm bei längeren Reisen und streitenden Geschwistern … und gut für die Beziehung ;-)

+ Es ist besser für die Umwelt, zumindest wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzt.

Hanoi Old Quarter

Hanoi Old Quarter – hier verbietet sich Autofahren von selbst

+ Man muss keine Straßenkarten wälzen oder sich über die richtige Route streiten.

+ Man kann sich auch während der Fahrt miteinander beschäftigen oder mit ganz Fremden unterhalten, weil jemand anders der Fahrer ist.

+ Man kann besonders mit Kindern größere Entfernungen zurücklegen, wenn man nicht selbst fahren bzw. ständig angeschnallt im Fond sitzen muss. Ein spontaner Flug oder eine Übernacht-Zugfahrt sind mit Wohnmobil einfach nicht drin.

Hanoi Sapa Train

Eine Übernacht-Fahrt mit dem Zug ist ein Erlebnis! (Besonders, wenn sie vor einem Erdrutsch endet…)

Contra Backpacking:

– das ständige Ein- und Auspacken

– das extreme Reduzieren von Gepäck – einfach in einem tropischen Land, kompliziert bei wechselnden Klimazonen!

– die Fremdbestimmtheit: das Warten auf Abfahrtszeiten, die Recherche nach passenden Verbindungen und freien Hotels…

Danang Train Station

Backpacking heißt oft auch Warten…

– Damit im Zusammenhang steht: Man ist in vielen Ländern sehr an die übliche “Touristenroute” gebunden, wenn man nicht wirklich großen Aufwand für Recherche, Anfahrt und Unterkunftssuche betreiben will.

– Man muss oft nehmen, was angeboten wird. Essen muss zum Beispiel aus einem festen Angebot ausgewählt werden, da ist kaum Platz für mäkelige Kinder oder spontane Gelüste. Und wenn man spätabends bei der Ankunft merkt, dass das Hotelzimmer doch recht schäbig ist, dann kann man nichts mehr dran ändern.

Hanoi Sapa Train

… aber wenn es nichts anderes gibt? Das Frühstücksangebot im Nachtzug nach Sapa

– Man fühlt sich wesentlich weniger zu Hause, wenn man täglich das Hotel wechselt; um wenigstens ein bisschen Ruhe zu finden, muss man mindestens vier Tage an einem Ort bleiben.

Wie fällt nun unser Fazit aus?

Die Kinder gaben ihre Entscheidung eindeutig pro Wohnmobil ab – das Gefühl von Heimat ist eben besonders in der Fremde sehr wichtig. Die Vorteile des Backpackings habe dagegen vor allem ich genossen, an der im Wohnmobil viele lästige Pflichten hingen: vom Einpacken über das Aufräumen bis zum Tankstellen und Routen finden und auf endlich gefundenen Parkplätzen Knöllchen vermeiden, hat mich auf unserer Neuseeland-Reise mitunter arg gestresst. Da habe ich als Backpacker wesentlich mehr Ruhe und Entspannung gehabt – Füße hoch und alles egal!

Der Weltwundermann zog eindeutig das Wohnmobil vor: Er fährt gern, egal auf welcher Straßenseite, genießt es, sich jederzeit einen Kaffee kochen zu können und seine gefangenen Fische selbst zu grillen, und als Backpacker hatte er nicht nur die Hauptgepäcklast zu tragen, sondern litt auch an den engen öffentlichen Verkehrsmitteln (er ist fast 2 Meter groß) und an der Abhängigkeit von anderen Menschen (also von den Bus- und Taxifahrern).

Die Weltwunderer-Entscheidung fällt daher – wenig überraschend – nicht eindeutig aus. Am liebsten ist es uns wohl, immer mal eine andere Form des Reisens auszuprobieren.

Und was sagt ihr?

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Jenny

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