! Aktualisiert am 27. September 2023
Warum ich auf Reisen allein mit Kindern am liebsten Bahn fahre? Es ist günstig, bequem und einfach. Ein paar Tricks und Kniffe machen Zugreisen mit Kindern noch schöner. Deshalb teile ich meine Erfahrungen mit euch – für eure erste/nächste Bahnreise!
Bahnfahren ist ja der letzte heiße Scheiß, seit klar ist, dass uns Autos und Flugzeuge direkt ins Verderben befördern. Für mich ist Bahnfahren mit Kindern schon lange das Verkehrsmittel der ersten Wahl, vor allem wenn ich allein mit meinen drei Kids unterwegs bin.
- Wir waren mit dem Zug unter anderem in Stralsund, an der Nordsee, in Wien, sind durch Vietnam und Thailand gefahren…
- Aber das ist noch gar nichts gegen Ina und ihre Familie, die jede ihrer Reisen mit der Bahn machen und bereits mit Interrail durch Osteuropa und Skandinavien und mit der Transsib nach Wladiwostok gefahren sind.
- Oder Anika, die mit dem Zug von Hamburg nach Japan gereist ist – der Weg ist das Ziel!
- Auf dem Blog wandernd.de sammelt Ilona superviele Reiseziele in Europa, die ihr locker mit dem Zug erreichen könnt.
Trotzdem scheinen viele Familien vor der Bahn als Urlaubs-Verkehrsmittel zurückzuschrecken. Woran liegt das? Wie einfach Bahnfahren mit Kindern ist und womit ich meine Kids auf stundenlangen Zugfahrten beschäftige (das ist nämlich der größte Bedenkenpunkt für viele!), erzähle ich euch weiter unten.
Bahnfahren mit Kindern hat viele Vorteile:
- Meine drei Kinder zahlen bis zum 15. Geburtstag NICHTS. (Außerhalb Deutschlands wird ab 6, 10 oder 12 Jahren ein Kinderpreis fällig, der meist um die 50 % des Erwachsenen-Tickets beträgt.) Insofern wird fast jede Bahnfahrt für uns günstiger als eine Flugreise, egal wie billig die Flugtickets sind.
- Es gibt in den meisten Ländern nur ein Bahnunternehmen. Ich kann die Tickets allenfalls alternativ über Trainline.eu buchen, ansonsten ist die jeweilige Bahn-Website mein Anlaufpunkt. Das ist viel unkomplizierter und schneller, als die zig Flugreiseportale nach Schnäppchen der zig Airlines zu durchforsten und am Ende doch nicht den allergünstigsten Tarif erwischt zu haben.
- Dank Sparpreis und Supersparpreis komme ich oft sehr günstig über teils große Strecken. Auch bei Fahrten ins Ausland! Die Strecke von Dresden nach Paris hätte ich z.B. (einen Tag eher) für knapp 50 Euro buchen können, nach Wien sind wir für unter 50 Euro gefahren. Zu viert!
- Ich kann mich während der Reise voll auf meine Kids konzentrieren und bin kein Verkehrsrisiko als abgelenkte Fahrerin.
- Generell ist die Unfallgefahr beim Zugfahren viel niedriger als beim Autofahren, auch wenn ich eine vorbildliche Fahrerin
wärebin. - Bahnhöfe liegen zentraler als Flughäfen – ich erreiche sie also gut mit ÖPNV und muss nicht extra nochmal mit einem Zubringer in die Innenstadt fahren oder einen Parkplatz fürs Auto suchen.
- Meine Kinder können im Zug aufstehen und herumhampeln, wann immer sie wollen – und sie wollen oft.
- Sie können auch alle zehn Minuten aufs Klo gehen, wenn sie wollen. (Dort gibt es allerdings keinen Wickeltisch; gewickelt wird halt im Abteil.)
- Ich muss keinen Autokindersitz mitschleppen, ein- und ausbauen oder mich gar mit Bordpersonal herumstreiten, das mir den lebensgefährlichen Loop Belt als Alternative andrehen will.
- Anders als im engen Flugzeug genießen wir breitere Sitze und im Abteil sogar richtig Privatsphäre.
- Wir essen und trinken, wann wir wollen und was wir wollen – nix Flüssigkeitenverbot, nix Plastikfraß.
- Ich kann mein Baby stillen, wann immer ich will; kein Anschnallzeichen und kein Autokindersitz zwingt uns, damit zu warten.
- Wir müssen uns gepäcktechnisch nicht durch dämliche Regeln einschränken lassen; erlaubt ist schlicht alles, was wir tragen können. Und wir zahlen dafür auch keine Extragebühren!
- Wir müssen nicht Stunden vor der Abfahrt am Bahnhof erscheinen und bangen, ob der Security-Check wohl wieder überfüllt sein wird…
All diese Punkte machen die Entscheidung für eine Zugreise mit Kindern für mich oft sehr leicht. Klar, es gibt auch Nachteile an der Sache – aber die haben die anderen Verkehrsmittel ebenfalls reichlich.
Nun schauen wir uns mal an, wie das geht – Bahnfahren mit Kindern.
Inhalt
Schritt 1: Zugreisen mit Kindern richtig buchen
Wie oft höre ich Argumente, Zugfahren wäre doch krass teuer. Das kann stimmen – wenn man Tickets für sein Wunschreiseziel wenige Tage vorher buchen will, oder an sehr beliebten Reisetagen Zug fahren will. Ist ja beim Fliegen nicht anders.
Zugtickets kann man, anders als Flugtickets, nicht bereits elf Monate im Voraus buchen. Je nach Bahnsystem geht das etwa drei bis sechs Monate im Voraus, bei der französischen Thalys sieben Monate eher. In Osteuropa und anderswo kauft man die Tickets tatsächlich sogar meist erst direkt am Abreisetag direkt am Schalter.
Recherchiert man die Preise oder die Zeiten einer Verbindung früher, muss man Fantasiedaten einsetzen (am besten die passenden Wochentage wählen, nur eben einige Monate eher). Wenn ihr dann aber (recht-)zeitig dran seid, sind auch sehr lange Verbindungen zu Spottpreisen zu haben. Die Stichworte heißen Sparpreis und Supersparpreis, und die müss ihr nicht extra irgendwo suchen, die werden automatisch angezeigt.
-> Ungeschlagen informativ für weltweite Zugreisen: auf Seat61.com findet ihr Auskünfte zu fast jeder Frage.
-> Für kompliziertere Reiseideen gibt es spezialisierte Bahn-Reisebüros wie Gleisnost, die euch alles bequem zusammensuchen und buchen.
Und, nicht vergessen: Eure mitreisenden Kinder zahlen bei der Deutschen Bahn gar nichts bis zum 15. Geburtstag. In anderen Ländern gilt ab dem 6. oder 12. Geburtstag ein Kinderpreis.
Apropos Kinder: Wenn ich mit meinen Kindern Zug fahre, reserviere ich immer Sitzplätze für uns. Das kostet dann statt 4,50 Euro pro Person für uns alle vier (oder fünf, wenn Papa mitfährt) pauschal 9 Euro pro Strecke. Zwar können wir nicht immer gezielt wählen, ob wir im Abteil oder im Großraumwagen sitzen – ins Kinderabteil haben wir es in den vergangenen 14 Jahren (!) noch nie geschafft -, aber immerhin haben wir dann überhaupt zusammenhängende Sitzplätze.
Obwohl es ja heißt, viel zu wenige Menschen würden Zug fahren, erscheint einem das freitags oder sonntags, wenn die Leute in den Waggons auf den Gängen und vor den Toiletten hocken, gar nicht so…
Meine Bahntickets drucke ich mir seit einiger Zeit nicht mehr aus (Papier sparen und so…), sondern speichere sie in der Bahn-App. Sollte es mal wieder kein Funknetz und auch kein Zug-WiFi geben, wenn der Kontrolleur vorbeikommt, mache ich noch einen Screenshot vom Ticket.
Vom Verspätungsalarm der App lasse ich mich nicht mehr beeindrucken, seit ich dadurch einen Zug verpasst habe, der dann doch pünktlicher abfuhr als angekündigt. Und generell plane ich bei Umsteige-Verbindungen immer mindestens 30 Minuten Puffer ein – die Deutsche Bahn ist leider wirklich notorisch unpünktlich.
Ein letzter praktischer Tipp: Auf dem Ticket ist nicht nur die Sitzplatznummer, sondern auch die Waggon-Nummer vermerkt. Der Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnhof verrät dann, in welchem Bereich man sich hinstellen muss, damit man nicht wahllos irgendwo einsteigt und dann einen Spießrutenlauf durch mehrere vollgestopfte Waggons hindurch machen muss.
Schritt 2: Richtig packen für Bahnreisen mit Kindern
Da ich meistens allein mit drei Kindern unterwegs bin und wir unser Gepäck selbst zum Zug schleppen und dort verstauen müssen, gelten für Zugreisen mit Kindern andere Regeln als fürs Flugzeug oder Auto.
- Mehrere Rucksäcke sind besser als eine große Reisetasche oder ein Koffer, weil sie sich leichter auf die Gepäcknetze wuchten und besser verteilen lassen. Außerdem habe ich mit Rucksack mehr Hände frei für Kinder.
- Eine Babytrage ist besser als ein Kinderwagen, weil der oft gar nicht durch die Zugtüren passt und extrem sperrig ist.
- Ein faltbarer, leichter Buggy ist die Alternative zum Kinderwagen. Er sollte sich wirklich schnell und mit einer Hand auf- und zuklappen lassen!
Und hier ist unsere erprobte
Packliste für Zugreisen mit Kindern
- eine Trinkflasche für jeden -> keine Cola!!
- möglichst krümelfreie Snacks
- Obst und Gemüse, zurechtgeschnitten zum Knabbern
- bei längeren Zugfahrten auch belegte Sandwiches, Nudelsalate etc. -> packen wir in einen Extrabeutel, der nachher weggepackt werden kann
- ein feuchter Waschlappen zum Hände und Mund abwischen
- eine Zaubermaltafel für Spiele
- kleiner Schreibblock und Stifte
- Reisespiele (siehe unten)
- MP3-Player mit Hörspielen und/oder Musik -> plus Weichenstecker, damit mehrere Kinder mithören können
- Ladekabel (in den meisten Zügen sind inzwischen USB-Anschlüsse oder Steckdosen an jedem Sitz vorhanden) und Powerbank
- bei langen Fahrten: Reisekopfkissen
- Desinfektionsspray für Toilettensitze und Hände (nicht immer sind die WCs in einem schönen Zustand)
Schritt 3: Kinder beim Zugfahren richtig beschäftigen
Beim Auswählen der Reisespiele gehe ich immer danach, ob wir ein Abteil oder Sitzplätze im Großraumwagen mit Tisch reserviert haben. Sitzen wir im Abteil, können wir zwar laut sein, aber kaum etwas zwischen uns ablegen – im Großraumwagen ist es andersherum.
Etwas lauter, aber spaßig sind zum Beispiel:
- Nicht lachen! (einer muss ernst bleiben, während die anderen Grimassen schneiden etc.)
- Wer bin ich? (je nach Alter und Laune: bekannte Menschen, Märchenfiguren, Superhelden, Haushaltsgeräte…)
- Ich packe meinen Koffer… (Experten-Level: man kann zusätzlich zwischendurch Dinge wieder auspacken)
- ABC-Spiele
- Ich sehe was, was du nicht siehst (geht besser im Großraumwagen, wo man mehr sieht)
- Teekesselchen (“Der Kaiser von China mag Tee, aber keinen Kaffee.”)
Zug-Reisespiele, für die man einen Tisch braucht, sind zum Beispiel:
- die Dobble-Karten*
- UNO*
- Kakerlakensalat*
- Schiffe versenken (dafür braucht man nur zwei kleine Schreibblöcke, kein gekauftes Spiel)
- Galgenraten
(Eine clevere Alternative sind die magnetischen Reisespiele von SmartGames, die auch ohne Tisch und Spielpartner gut funktionieren!)
* Die Sterne kennzeichnen Affiliate-Links: Kauft ihr darüber bei Amazon ein, erhalten wir eine Provision. Ihr könnt aber auch sehr gern die Spiele ums Eck in eurem Spielwarenladen kaufen!
Ganz wichtig: Wir klären vorher ab, wie oft gespielt wird und wann Mama auch mal Zeit für sich bekommt. Das geht natürlich erst jetzt, wo auch die Jüngste mit 5 Jahren schon recht einsichtig ist. Und es geht auch nur, weil ich den Großen zwischendurch ihr Smartphone gönne und der Kleinen ihren MP3-Player mit Hörspielen (-> wir finden diese hier am besten).
Klar, ich lese auch gern vor, und ich quatsche und kuschle und was nicht noch alles. Aber auf einer stundenlangen Zugfahrt bin ich nicht die Alleinunterhalterin – schließlich wollen wir alle entspannt ankommen.
Bisher haben diese gesammelten Tricks für uns gut funktioniert und ich fahre nach wie vor gern Zug mit Kindern, auch längere Strecken. Wenn ich nach acht Stunden aus der Bahn steige, fühle ich mich zwar auch ziemlich balla, aber nicht so erschlagen und durchgenudelt wie nach einem ebenso langen Flug oder einer Autofahrt.
Reist ihr auch so gern mit der Bahn wie wir? Was spielt ihr auf Zugreisen mit Kindern? Oder schaut ihr einfach aus dem Fenster? ;-)
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Schön, dass es Werbung für das Bahnfahren mit Kindern gibt! Wir machen das (mit drei Kindern) auch sehr gerne, besonders auf längeren Strecken. Und – siehe aktuelle Debatte – es ist doch vergleichsweise ziemlich vernünftig ressourcenschonend. Deswegen haben wir uns diesen Herbst gedacht, dass wir mal ausprobieren wollen, wie sich mit Familie eine etwas längere Reise per Bahn und Schiff anfühlt. Zum Glück war das auch eine tolle Erfahrung:
https://www.outdoorfamilie.de/per-bahn-nach-schweden-familien-urlaub/
Im Gegensatz zum schnöden Flug ist so schon die Anreise von Süddeutschland nach Schweden zum richtig coolen Erlebnis geworden. Besonders der schon oft totgesagte Nachtzug war eine Wohltat, ebenso das Stück Fähre ab Fehmarn. Sehr empfehlenswert!
Bei unserer ersten Zugfahrt nach Berlin waren meine beiden Mädels 3 und 1,5. Ich war mit Kinderwagen und Kraxe unterwegs, um sowohl die Kids als auch unser Gepäck befördern zu können. Die Blicke der Leute – unbezahlbar! Das Ein- und Aussteigen sowie der nicht barrierefreie Dortmunder Hauptbahnhof waren ziemlich nervenaufreibend, die Zugfahrt selbst war allerdings ziemlich entspannt. Lesen, kuscheln, futtern und herumlaufen, das hat den beiden ausgereicht. Lediglich der Moment, als die gerade trockene 3-Jährige auf Toilette musste, ich flott die Kurze in die Babytrage geschmissen habe und inständig gehofft habe, dass die nächste Toilette frei ist, war minimal stressig :-D
Für Städtetouren würde ich kein anderes Verkehrsmittel als den Zug wählen. Mit und ohne Kinder. Deine Argumente, warum das Zugfahren mit Kindern optimal ist, sind eigentlich erdrückend. Wenn ich allerdings manchmal so höre und lese, was Familien alles mit auf Reisen nehmen (eigenes Babybett!)… Das Gepäckargument sticht anscheinend alle anderen Vorteile der Zugfahrt aus. Traurig.
Liebe Grüße, Nicole
Da hast du recht. Und das ist eine weitere Erinnerung daran, dass wir mit unserem Lebensstil auf Dauer nicht weitermachen können. Zu dem gehört eben nicht nur das CO2 und Raum verbrauchende Auto und das Handy aus Sklavenarbeit, sondern auch der riesige Überbau an überflüssigem Besitz, den wir zu brauchen glauben… Wie sind wir nur früher im Trabi zu viert für mehrere Wochen in den Urlaub gefahren? Oder als junge Backpacker für Monate mit dem ausgekommen, was wir auf dem Rücken tragen konnten? Dahin müssen wir zurück, auch mit Kindern.
Nachdenkliche Grüße
Jenny
Sehr toller Artikel! Da bekommt man direkt Lust auf eine Zugreise, obwohl ich am Ende dann doch meist froh bin, wenn das Ende der Fahrt absehbar ist (von wegen Japan….). Aber ich sehe den Zug auch als absolut stressfreiere Reisevariante, vor allem im Gegensatz zum Auto. Einzig das limitierte Gepäck ist oft problematisch 8vor allem weil wir oft allerlei Sportgeräte mithaben)
Naja, limitiert ist das Gepäck ja nicht – du musst es nur tragen können ;-)
Ich freu mich, dass du doch zunehmend auf den Geschmack kommst
Und danke, dass du nicht vorgeschlagen hast: lass deine Kinder einfach brüllend durch den Wagen rennen, damit du deine Ruhe hast. Irgendwie sitz ich immer mit so Leuten im Wagen.
Danke auch für den Link.
Schöner Beitrag, den kann ich ja nur unterstützen. Wickeltische gibt es in vielen Zügen bei der Deutschen Bahn und zwar meist in den Handycap Toiletten. In Skandinavien findet man Wickeltische übrigens eigentlich in fast jedem Klo im Zug.
Was wir so immer alles im Zug machen findet man hier: https://www.mitkindimrucksack.de/kinder-beim-bahnfahren-beschaeftigen/
Die Familienabteile sind überbewertet,positiv ist dort das meist mehrere Kinder sind und das die Kinder dort lauter sein können ohne das jemand doof guckt.
Ich selbst liebe es einfach nur rauszuschauen aus dem Fenster das könnte ich stundenlang,naja mit Kindern ist das dann eher nicht stundenlang möglich.
LG Ina
Gibt es barrierefreie Toiletten auch im EC? Grübel… Wir fahren zwar recht oft Zug, aber ganz ehrlich fast nie mit dem ICE…
Liebe Grüße
Jenny