! Aktualisiert am 24. November 2023
Schon wieder ist ein Monat um – der Mai ging für uns gefühlt ganz besonders schnell vorbei. Wir haben eine Menge erlebt und gelernt, auch in Neuseeland war ganz schön was los. Und irgendwie dreht sich inzwischen alles um die Klimakrise…
Inhalt
Monatsrückblick: Was war los in Neuseeland im Mai 2019?
Bäm: Anfang Mai hat Neuseelands Regierung ihr Klimaschutzgesetz mit dem sperrigen Namen “Climate Change Response (Zero Carbon) Amendment Bill” vorgestellt. Ob das Ziel, bis 2050 komplett CO2-neutral zu werden, machbar oder überhaupt ehrlich ist – darüber streiten die Kommentatoren.
Denn Neuseelands Hauptbeitrag zur Klimakrise ist nicht Kohlendioxid (wobei auch das, vor allem im Transportbereich, in den letzten Jahren massiv zugenommen hat), sondern Methan. Neben dem Tourismus ist die Zucht von Kühen und Schafen Neuseelands Hauptwirtschaftszweig, und diese stoßen hinten und vorn eine Menge klimaschädliches Methan aus. Das allerdings soll bis 2050 erst einmal nur um 27 bis 43 Prozent gesenkt werden.
Warum man nicht Methan-neutral werden kann oder will? Das geht auf das Insistieren des Koalitionspartners NZ First zurück, der so etwas wie die neuseeländische AfD ist und seine Hauptwähler, die Landwirte, bei der Stange halten will. Greenpeace kritisiert das Gesetz außerdem, weil es keine Mechanismen zur Durchsetzung der angestrebten Reduktionen festschreibt.
Mal sehen, mit welchem Wortlaut das Gesetz schließlich verabschiedet wird – Ende des Jahres soll es soweit sein, hier könnt ihr den aktuellen Stand nachschauen.
Derweil erklärten Nelson und Canterbury schon mal den Klimanotstand. Denn dass auf Neuseeland in den nächsten Jahren einiges zukommen wird, ist sicher.
Gute Nachrichten gab es aber auch: Der Kahurangi National Park im Nordwesten der Südinsel wird um 65.000 Hektar vergrößert, das ist eine Fläche von der Größe der Stadt Christchurch und eine tolle Sache für den Naturschutz in Neuseeland!
Vielleicht noch besser: Der winzige Yellowhead oder Mohua ist dem Aussterbe-Tod von der Schippe gesprungen. Dank fleißiger Schädlingsbekämpfung seitens des DOC haben sich die Bestände des Vogels im Westland wieder auf dem Niveau eingepegelt, wo sie (schätzungsweise) vor Ankunft der ersten europäischen Siedler waren. Ist das nicht klasse? Jetzt bitte noch die anderen 4.000 bedrohten Tier- und Pflanzenarten Neuseelands retten…
Richtig coole Nachricht für Neuseeland-Reisende mit Kindern: In Hamilton wurde ein obergeiler Spielplatz eröffnet. Der Hare Puke Playground ist nach eigenen Angaben der “beste des Landes” – wenn jemand schon dort war, bitte melden!
Und noch eine Neuerung gibt es, die für uns Touristen sehr wichtig ist: Ab Oktober 2019 müssen wir vor unserer Neuseeland-Reise elektronisch die NZeTA beantragen und dabei gleichzeitig eine Besuchergebühr, die IVL, bezahlen. 35 NZ$, die gut investiert sind, denn sie sollen für Infrastruktur-Verbesserungen im Tourismus verwendet werden.
Reise-Familien unterwegs in Neuseeland im Mai 2019
Der Mai ist Spätherbst in Neuseeland und damit traditionell nicht die beliebteste Reisezeit. Das könnte sich in Zukunft ändern, denn dieser Herbst war schon der zweite in Folge, in dem die Neuseeländer sich über ungewöhnlich hohe Temperaturen freuen konnten. Durch die Umstellung auf “daylight saving time” ist es leider schon ab spätestens 19 Uhr dunkel, was den Reisetag ziemlich verkürzt. Aber hey, dafür ist wenig los und die Preise für Unterkünfte sind niedrig.
Kennt ihr Familien, die im Mai in Neuseeland unterwegs waren? Oder seid ihr selbst gerade vor Ort?
Was war bei uns Weltwunderern los im Mai 2019?
Nein, kein neuer Reiseführer – aber immerhin ist gerade das neue 360° Neuseeland-Heft erschienen, dessen Redakteurin ich bin. Das Titelthema ist diesmal die Region Taranaki – vom Lonely Planet im Jahr 2017 zur Must-see-Destination gekürt, wovon im Oktober 2018 nicht viel zu bemerken war. Zum Glück!
In Taranaki haben wir nicht nur den vielleicht schönsten Strand der Welt entdeckt, sondern auch noch ein paar andere Dinge, von denen ich hier im Blog noch gar nicht berichtet habe – stay tuned! Dass die Gegend um den perfekt kegelförmigen Vulkan Taranaki (früher: Mt Egmont) wirklich zauberhaft ist, findet übrigens auch Götz Nitsche, dessen Buch “Bonusland” ich kürzlich begeistert gelesen habe.
Vor dem Computer habe ich im Mai 2019 gar nicht so viel gesessen, denn es gab trotz teils frösteliger Temperaturen viel draußen zu tun. Wir waren paddeln im Spreewald, für ein Wochenende in Berlin (natürlich mit dem Zug…), nochmal paddeln auf den wunderschönen Feldberger Seen und haben vorher noch die Jugendweihe der Weltwundertochter gefeiert. Ein Kind ist sie jetzt definitiv nicht mehr – wir reisen mit Teenager!
Schließlich war einer der wichtigsten Tage im Mai für uns der 26.: Europawahl! Wir hatten zwei Tage vorher fleißig bei den Fridays for Future-Protesten mitgebrüllt und -gepfiffen, beim Die-in auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche mitgemacht und uns ordentlich in Stimmung gebracht: “What do we want? Climate justice!”
Am Wahltag stand ich morgens um 7.30 Uhr gähnend im Wahlbüro und durfte zum Glück noch einmal ins Bett fallen, bevor meine Schicht als Wahlhelfer um 13 Uhr begann. Bis 18 Uhr verteilte ich hunderte Stimmzettel für die Europawahl, die Stadtratswahl und die Stadtbezirksbeiratswahl und prüfte hunderte Adressen und Wahlnummern, bis mir die Zahlen vor den Augen flimmerten.
Das wurde ab 18 Uhr noch schlimmer: Bis Mitternacht zählten wir die Stimmzettel, kreuzten unsere Listen ab und prüften die Ergebnisse der anderen Beisitzer, damit auch ja alle Zahlen stimmten – und puh, das passte. In anderen Wahlbüros saßen die Wahlhelfer bis morgens um 4 Uhr und zählten nach…
Mein Fazit: Wahlhelfer sein ist wirklich anstrengend, aber es macht auch eine Menge Spaß. Jedenfalls, wenn man in einem Wahlbezirk zählt, der hauptsächlich grün und links wählt – auch Die Partei hat bei uns respektable Ergebnisse eingefahren. Wenn nach der Auszählung eine absolute Mehrheit der Grünen verkündet werden kann, ist das fast genauso schön, wie gemeinsam zu grübeln, welcher Depp auf seinem Wahlzettel drei Stimmen an AfD, Die Linke und Die Partei verteilen konnte ;-)
Weltwunderer und Klimawandel: unsere Plastikfrei-Challenge
Neues Vorhaben: Wir blicken nach vorn und versuchen, positiv zu sein! Denn es gibt bei all den Horrormeldungen, die uns täglich erreichen, doch auch viele gute Neuigkeiten und Entwicklungen, die Hoffnung machen (nur nicht von Seiten der deutschen Regierung, grrr…).
Wenn ihr euch auch so schwer tut wie ich, positiv zu bleiben, dann habe ich zwei tolle Lesetipps für euch: Im Mai haben mir “Factfulness” von Hans Rosling und “Alles könnte anders sein” von meinem persönlichen Helden Harald Welzer viel Mut und neue Perspektiven gegeben.
- Welzer, Harald (Autor)
(Achtung, das sind Affiliate-Links: Wenn ihr auf die Bilder klickt und dann bei Amazon etwas kauft, bekommen wir eine Provision. Besser für die Umwelt ist es, wenn ihr die Bücher im Buchladen um die Ecke kauft!)
Es hilft ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und zu verzweifeln, weil unsere Regierung offenbar beschlossen hat, die Klimakrise auszusitzen. Wir schulden es unseren Kindern, alles zu versuchen, um ihre Zukunft besser zu machen.
In diesem Sinne haben wir im Mai unsere Plastik-Verzicht-Challenge begonnen: Denn Plastikmüll trägt zum Klimawandel mehr bei als die Luftfahrt!
Polyethylen, also Wegwerf-Plastik, stößt beim Zerfallen im Meerwasser, aber auch an der frischen Luft, nicht nur das CO2 aus, aus dem es quasi besteht (denn Plastik=Erdöl=Kohlenstoff), sondern auch noch eine Menge Methan. Und je kleiner die Plastikteile sind, desto mehr Treibhausgase setzen sie frei. Da ist der irre Energieaufwand, der für die Herstellung all der ganzen Wegwerf-Artikel nötig ist, noch gar nicht eingerechnet. Irks.
Auch wenn die EU dünne Plastiktüten, Wattestäbchen und Strohhalme ab 2021 verbieten will – wir müssen hier sofort selbst aktiv werden! Und das machen wir jetzt auch.
Plastikfrei einkaufen ist gar nicht so schwer:
- Immer einen Einkaufsbeutel oder Rucksack dabeizuhaben, kann man sich angewöhnen. Ist mit Kindern jedenfalls gar nicht schwierig, weil wir eh immer eine Trinkflasche, einen Apfel und irgendwelchen Kram mitschleppen.
- Apropos: Trinkflaschen zum Wiederauffüllen sind unterwegs natürlich Pflicht, wir kaufen PET-Flaschen nur im absoluten Notfall. Und zu Hause kommt das Wasser aus dem Hahn, auch für selbstgemachte Limo oder Apfelschorle.
- Immer Gemüsenetze im Einkaufsbeutel vorrätig haben und lose Teile wie Äpfel oder Kiwis einfach nur so in den Beutel packen – geht auch!
- Wenn man nur einmal pro Woche Fleisch und Wurst kauft, kann man dafür eine oder zwei Dosen mitnehmen und die befüllen lassen. Das geht natürlich auch mit Käse.
- Jetzt im Sommer gibt es auf Wochenmärkten richtig viel frisches Obst und Gemüse. Wir kaufen aber nur an Ständen, die ihre Waren direkt vom Hof im Umland herbringen – das Zeug vom Großmarkt ist oder war ja auch in Plastik verpackt, das werfen nur andere für uns weg.
- Fertige Aufstriche und Salate gibt es fast immer nur in Plastikverpackungen. Aber so etwas kann man auch locker selbst machen – einen Hummus oder eine Tomatenbutter im Mixer anzurühren, dauert keine fünf Minuten. Und ein leckeres Mittagessen für den nächsten Tag selbst zuzubereiten, anstatt es dann schnell in Plastik verpackt im Supermarkt zu kaufen, dauert auch nicht viel länger.
- Müsli, Trockenfrüchte, Kokosflocken oder Nudeln ohne Plastikverpackung? Gibt’s im Unverpackt-Laden. Und von denen gibt es immer mehr. Auch hier gilt: Gut geplant, macht es kaum Umstände, extra dort vorbeizufahren. (Mit dem Fahrrad natürlich.)
- Mikroplastik entsteht auch in der Waschmaschine! Fleece- und Funktionskleidung, aber auch Socken waschen wir daher jetzt im Guppy Friend.
Das Ergebnis unserer Plastikfrei-Challenge? Wir haben es nicht geschafft, komplett ohne Plastik zu leben. Aber wir haben unseren Müllsack deutlich verkleinert – und vor allem hat sich unser Blick auf Plastik im Alltag geschärft. Wir greifen jetzt nicht mehr selbstverständlich zu, sondern überlegen und diskutieren jedes Mal, wenn Plastik scheinbar unumgänglich ist. Und wir heben Plastikmüll auf, der uns unterwegs begegnet – weil es uns einfach stört!
Oft ist der Verzicht auf Plastik im Alltag einfach nur ein wenig unbequem – man muss nochmal in einen anderen Laden, man muss einen weiteren Beutel mitnehmen, man muss fünf Minuten eigene Arbeit investieren oder auf eine schnelle “Belohnung” (meistens mit viel Zucker) verzichten.
Das sollte uns die Rettung der Welt aber schon wert sein, oder?
Macht ihr mit – und erzählt uns, wie gut euer Plastikverzicht-Versuch im Juni geklappt hat?
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Hallo Jenny,
wir waren während einer beruflichen Auszeit u.a. von Anfang Mai bis Mitte Juni auf Neuseelands Nordinsel im Campervan unterwegs. Das mit dem Wetter können wir nur bestätigen. Eine tolle Zeit mit angenehmen Temperaturen, wenig Regen und vor allem wenig Touristen :-)
Den Leuchtturm an Cape Reinga hatten wir sogar ganz für uns alleine… ein absoluter Traum!
Das darf man hier gar nicht schreiben, sonst wird der Spätherbst noch zum Geheimtipp für Reisende ;-)
Wow, Jenny.
Ganz schön viele Infos und ne Menge los bei euch.
Wir backen unser Brot mittlerweile fast immer selbst und nehmen ansonsten auch Beutel mit zum Bäcker. Für Kuchen eine Brotdose. Obst und Gemüse kaufe ich nur noch in der Ökokiste – da kommt gar kein Plastik rein.
Ich liebe das kalte, klare Münchner Leitungswasser und kann gar nicht verstehen, wie man Wasser aus Plastikflaschen trinken kann.
Vom Guppy Friend habe ich neulisch schon woanders gelesen. Den schaue ich mir mal genauer an.
LG Steffi
Liebe Steffi,
am Brotbacken sind wir vorerst gescheitert, obwohl wir es alle total cool fänden, uns hier selbst zu versorgen. Wir kriegen es einfach nicht hin, rechtzeitig den Teig anzusetzen… Ein Brotbackautomat ist wohl doch eine gute Anschaffung. Nutzt ihr so einen auch?
LG
Jenny
Hey Jenny,
nein. Wir nutzen keinen. Alles Handarbeit :)
Liebe Grüße
Steff
Mein Plastikverzicht hat im Januar überhaupt nicht gut geklappt. Ich habe aber mit Freude festgestellt, dass es in den Supermärkten inzwischen Bio-Gurken gibt, die NICHT in Plastik verpackt sind.
Ansonsten: Ganz schön viel los bei euch! Die Feldberger Seen würden mich auch mal reizen. Vielleicht können wir uns dort nach den Sommerferien mal treffen?
Liebe Grüße
Gela
An den Feldberger Seen können wir uns gern immer treffen! ;-)
Und was das Plastik-Gemüse im Supermarkt angeht: Es ist echt ermüdend, finde ich. Da wettert man gefühlt ein Jahr lang gegen eingeschweißte Gurken – jetzt gibt es sie, oh Wunder, auch ohne Plastik. Sollen wir jetzt ein weiteres Jahr gegen Paprika und Tomaten protestieren, damit da auch umgestellt wird? Warum ist es so schwierig für die großen Supermärkte, auf ihre Lieferanten einzuwirken – angeblich können sie die doch zu den krassesten Preisnachlässen zwingen?
Mich hat die Nachricht sehr ernüchtert, dass sich auf die Abschaffung der kostenlosen Plastiktüten an der Kasse hin stattdessen der Verbrauch an kostenlosen Plastiktüten aus der Gemüseabteilung verdreifacht hat. Offenbar ist “der Konsument” einfach zu faul oder zu doof, sein Verhalten wirklich zu ändern… :-(
In diesem Sinne: Bitte nicht aufgeben und weitermachen – jedes Stück Plastik, auf das du verzichtest, hilft!
LG
Jenny